Wenn Müdigkeit zum Dauerzustand wird

Jeder fühlt sich ab und zu müde und lustlos. Doch wenn das Gefühl der Erschöpfung zum Dauerzustand wird, spricht man vom Chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS).

Enorme Müdigkeit am Arbeitsplatz. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Chronische Erschöpfungssyndrom (CFS) tritt urplötzlich auf.
  • Die Ursachen sind bislang unklar.
  • In der Schweiz sind bis zu 20´000 Personen betroffen.

Ab und zu völlig kaputt sein: Wer kennt das nicht? Wird dieser Zustand jedoch chronisch, kommen Betroffene oft wochen- oder sogar monatelang kaum aus dem Haus heraus. Ein normales berufstätiges Leben ist für sie dann nicht mehr möglich.

Die Medizin hat (noch) keine klaren Antworten

Klar ist lediglich, dass es sich beim CFS (Chronic Fatigue Syndrome – Chronisches Erschöpfungssyndrom) um eine neuroimmunologische Krankheit handelt. Dies bedeutet, dass die Nerven (neuro) und das Immunsystem (immuno) eine Rolle spielen. Meist tritt die Krankheit zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr erstmals auf. Frauen sind dabei etwas häufiger betroffen, als Männer.

Verschiedene Theorien kursieren zum Ursprung der Krankheit. Eine genetische Veranlagung kann ebenso eine Rolle spielen, wie ein angeschlagenes Immunsystem und Veränderungen im Gehirn. Kommt dann noch eine akute Virusinfektion wie die Grippe hinzu, kann dies in einen chronischen Zustand der Erschöpfung übergehen.

Bluttest macht Hoffnung

Lange Zeit wurden Betroffene nicht einmal ernst genommen. Erst 1994 wurde in den USA eine Definition zur besseren Identifikation des CFS veröffentlicht. Demnach liegt ein CFS vor, wenn die Beschwerden mindestens sechs Monate anhalten und sie die Lebensqualität enorm einschränken. Typische Symptome sind Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen und diverse Schmerzen. Schon leichte körperliche Anstrengung verschlechtert den Allgemeinzustand.

Die Definitionen wurden seither mehrfach präzisiert und ergänzt. In den letzten Jahren wurden zudem erstmals Biomarker im Blut und im Darm identifiziert. Dies erlaubt endlich eine eindeutige Diagnosestellung mithilfe eines Bluttests.

Eine effektive Behandlung bei CFS gibt es nicht

Da die Ursachen für das CFS diffus sind, gibt es auch keine zielgerichtete Behandlung. Mediziner konzentrieren sich in erster Linie darauf, bestimmte Symptome zu behandeln. Leidet der Betroffene häufig unter Kopf- und Gliederschmerzen, werden ihm entsprechende Medikamente verordnet. Da das CFS oft mit einer Depression einhergeht, können auch Antidepressiva eingesetzt werden. Dazu sollten Betroffene erschöpfende anstrengende Tätigkeiten weitgehend vermeiden und sich an einen geregelten Tagesablauf halten.

Das Erschöpfungssyndrom erfordert eine umfassende Herangehensweise. - Pexels.

Viele Experten sind der Ansicht, dass CFS zumindest teilweise psychisch bedingt ist, da viele Symptome der Depression ähneln. Allerdings gibt es auch Unterschiede: So verbessert sich die Depression meist durch Aktivität, während CFS-Patienten dadurch noch mehr leiden. Als vielsprechend haben sich Entspannungsverfahren wie Autogenes Training erwiesen.

Die Heilung erfordert Zeit

In seltenen Fällen kommt es zu einer spontanen Selbstheilung. Meist nimmt die Therapie jedoch viel Zeit in Anspruch. Betroffene müssen ihren Alltag über einen längeren Zeitraum nach und nach umstellen. Dazu gehören neben täglichem Entspannungstraining weitere Faktoren wie eine Ernährungsumstellung auf gesunde nährstoffreiche Kost und allmähliches Steigern der körperlichen Aktivität.

Entspannungstechniken können helfen. - Depositphotos

Ausserdem weisen Betroffene mit CFS eine hohe Rückfallquote auf. Meist ist plötzliche körperliche Überlastung ursächlich, zum Beispiel ein neuer Job oder umfangreiche Renovierungsarbeiten. Doch auch psychische Probleme oder starker Stress können zu einem Rückfall führen.