Flyer fordert zu Widerstand gegen Masken-Pflicht auf

Ab Montag gilt im Schweizer ÖV die Maskenpflicht. Verschwörungstheoriker weibeln in einem Brief, sich dieser Pflicht zu verweigern.

In einem Zettel wird zum Verweigern der ÖV-Maskenpflicht aufgerufen. - zVg, Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ab Montag gilt in der Schweiz die Maskenpflicht im ÖV.
  • Verweigerern droht eine Busse – im schlimmsten Fall kostet diese bis zu 10'000 Franken.
  • In einem dubiosen Brief werden Pendler aufgefordert, sich der Pflicht zu verweigern.

Ab heute Montag heisst es: Maske auf! Im Schweizer ÖV ist das Tragen einer Schutzmaske nun Pflicht. Sowohl in Bussen und Zügen, als auch auf Seilbahnen oder Schiffen.

Wer nicht Folge leistet, dem drohen saftige Bussen. Umso skurriler mutet ein Brief an, der am Wochenende etlichen Pendlern in Zügen verteilt wurde. Auf einem giftgrünen Zettel steht: «Maskenpflicht im ÖV – Wollen wir das?»

Mit diesem Flyer wird gegen das Tragen einer Schutzmaske geworben. - zVg

Die Antwort der Verfasser ist deutlich: «Ich jedenfalls nicht.» Das langfristige Tragen einer Gesichtsmaske schwäche das Immunsystem, so die Verfasser. «Wir werden deshalb auch nach dem 6. Juli keine Maske tragen.»

Und dann das Brisante: «Wir freuen uns, wenn auch du dein Gesicht zeigst.»

QR-Code führt zu Verschwörungstheoretiker

Diese Aufforderung ist heikel. Schliesslich ist es eine Pflicht, die Maske im öffentlichen Verkehr aufzusetzen. Wer sich dieser widersetzt, gefährdet gemäss Behörden einerseits die Gesundheit anderer Pendler. Andererseits riskiert er eine Busse von bis zu 10'000 Franken.

Ausserdem ist die Aussage, die Maske schwäche das Immunsystem, keineswegs begründet. Des öfteren wurde die Vermutung auf den sozialen Medien verbreitet, die Maske sorge für Atemwegserkrankungen. Doch Pneumologen widersprechen – der Mensch atme normalerweise durch die Nase. Eine Maske könne nicht dazu führen, dass Erreger in die Lunge getragen würden.

Auf dem Zettel findet sich weiter ein QR-Code, der zu einem Youtube-Video führt. In diesem erklärt ein junger Deutscher aus Ulm in einem rund einstündigen Video, warum die Corona-Massnahmen «zu keinem Zeitpunkt gerechtfertigt waren».

Dieser Deutsche arbeitet in einem Youtube-Video auf, warum die Corona-Massnahmen übertrieben gewesen seien. - Screenshot Youtube

Der Psychologiestudent, wie er sich selber umschreibt, zeigt zunächst einige Fakten. Dabei kommt es zum gängigen Vergleich – die normale Grippe sei nicht minder schlimm. Danach arbeitet er akribisch vergangene Grippefälle auf, analysiert Testergebnisse und zeigt Sequenzen von bekannten Virologen. Gängige Argumente von Verschwörungstheoretikern.

Das Video hat innert einer Woche eine halbe Million Klicks erreicht. Der Student hat schon mehrere Videos veröffentlicht, in denen er etwa Tipps für die Selbstdisziplin angibt.

Auf dem Flyer finden sich auf der Rückseite noch weitere Links «zur Aufklärung». So etwa die Seite «Corona Transition», welche gegen Medien hetzt und «ignorierte Informationen zur Corona-Krise» ans Licht bringen soll. Unterschrieben wurde der Brief von einer Biologiestudentin, jedoch nicht mit vollem Namen.

SBB betont Verbot von Werbe-Aktionen in den Fahrzeugen

Die SBB zeigt sich auf Anfrage von Nau.ch nicht erfreut über den Flyer, hatte aber bisher keine Kenntnis davon. Sie möchte sich zwar nicht zu den Behauptungen auf dem Flyer äussern. Aber verweist nochmals auf die Position der ÖV-Branche, welche die Maskenpflicht zum Schutz der Reisenden befürwortet.

Ausserdem «ist das Anbringen und Verteilen von Werbung in den Fahrzeugen des öffentlichen Verkehrs untersagt», betont ein Sprecher. Dafür gebe es an zahlreichen Bahnhöfen Standorte, an denen politische Werbung ohne vorgängige Bewilligung verteilt werden könne.