Ein Arzt erhebt schwere Vorwürfe gegen Israel wegen der Behandlung von gefangenen Palästinensern. So müssten oft Gliedmassen wegen der Fesseln amputiert werden.
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Israel behandelt gefangene Palästinenser schlecht, ein Arzt macht nun schwere Vorwürfe. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Arzt wirft Israel vor, palästinensische Gefangene schlecht zu behandeln.
  • Wegen Verletzungen durch Fesseln müssten routinemässig Beine und Arme amputiert werden.
  • Die Gefangenen seien stets gefesselt und hätten die Augen verbunden.
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Kurz nach Beginn der israelischen Reaktion auf das Hamas-Massaker vom 7. Oktober wurde in Beer Scheva das Feldkrankenhaus und die Haftanstalt Sde Teiman errichtet. Dort werden Terrorverdächtige untergebracht und behandelt. Doch nun erhebt ein dort tätiger Arzt schwere Vorwürfe und prangert die unmenschliche Behandlung an.

In einem Brief an die Staatsanwaltschaft, den Verteidigungs- und Gesundheitsminister, der der Zeitung «Haaretz» vorliegt, beschreibt er die Zustände. Der Arzt schreibt von «beklagenswerten Bedingungen». Die unangemessene Behandlung habe zu Komplikationen und auch schon zum Tod von Patienten geführt. Dadurch würden das medizinische Personal und die Ministerien gegen israelisches Recht verstossen.

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Israel steht immer wieder wegen der Behandlung von palästinensischen Verdächtigen in der Kritik. - keystone

In Häftlinge würden durch Strohhalme ernährt, müssten Windeln tragen und seien ständig gefesselt, schreibt der Arzt. Dies habe schon mehrmals dazu geführt, dass den Palästinensern Gliedmassen hätten amputiert werden müssen. Amputationen aufgrund von Verletzungen durch Fesseln seien «ein Routinefall».

Eine Quelle mit medizinischem Hintergrund, die in Sde Teiman gearbeitet hat, bestätigt die schlimmen Bedingungen gegenüber «CNN». Alle Inhaftierten seien an Armen und Beinen gefesselt gewesen, was zu einem hohen Risiko für Blutgerinnsel führe. Zudem seien die Augen stets verbunden gewesen, selbst während medizinischer Behandlungen.

Ex-Mitarbeiter spricht von «systematischer Entmenschlichung»

Dies bestätigt auch die Organisation «Ärzte für Menschenrechte – Israel» in einem Bericht. Sie schreibt von einem «ethischen Versagen» in Sde Teiman. Auch der Euro-Mediterranean Human Rights Monitor (auch Euro-Med Monitor genannt) kritisiert die Bedingungen in Sde Teiman, es gebe Folter. Die Menschenwürde werde nicht respektiert.

Gemäss «Haaretz» sind mindestens 27 Inhaftierte wegen Folter oder verweigerter medizinischer Hilfe gestorben. Die Zeitung und die gemeinnützige Menschenrechts-Organisation vergleichen Sde Teiman dann auch mit dem US-Foltergefängnis Guantánamo.

Die anonyme Quelle berichtet gegenüber «CNN» auch von einer Entmenschlichung der Insassen. So habe das medizinische Personal seine eigenen Namen nie verwenden dürfen, die Gefangenen seien mit Nummern angesprochen worden. Es habe eine «systematische Entmenschlichung» gegeben.

Israel dementiert die Vorwürfe

Gegenüber dem US-Sender reagiert die israelische Armee auf die heftigen Vorwürfe von mehreren Seiten. Man handle bei der Behandlung von Gefangenen nach dem Gesetz, schreibt die Armee. Jedes Verfahren werde dokumentiert und erfolgt mit Rücksicht auf die Menschenwürde und in Übereinstimmung mit den Grundsätzen des Rechts.

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Die Fesseln würden in Übereinstimmung mit den Verfahren, dem Gesundheitszustand und der Gefahr angelegt. Damit schütze man sowohl die Einsatzkräfte als auch das medizinische Personal. «Jeder Vorwurf von Gewalt oder Demütigung wird individuell geprüft.»

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