Jasmine Flury sorgt im Frühjahr 2023 für zwei grosse Überraschungen. Dem Gewinn von WM-Abfahrts-Gold lässt sie den Wechsel ihres Skiausrüsters folgen. Warum?
Jasmine Flury
Jasmine Flury wechselt die Skimarke, fährt nicht mehr Fischer. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Jasmine Flury nimmt die neue Ski-Saison mit Kästle-Skis in Angriff.
  • Das Bauchgefühl habe gegen Fischer entschieden, mit dem sie WM-Gold holte.
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Ungewissheit gebe es grundsätzlich vor jedem Winter, sagt Jasmine Flury am Donnerstagabend in Cervinia. «Diese Saison beginnt jedoch für mich mit den neuen Ski spezieller als sonst. Dass dem so ist, habe ich schon vor zwei Jahren gemerkt.»

Im Frühling 2021, nach zwei Saisons mit nur gerade einem Top-10-Platz, hatte die Davoserin von Stöckli- auf Fischer-Ski gewechselt. Neue Motivation, generell von einem Schub zu profitieren und stabiler unterwegs zu sein, so Flurys Hoffnungen damals.

Doch die angestrebten Spitzenresultate stellten sich weiterhin nur sporadisch ein. Einmal Anfang Februar 2022 in der Abfahrt in Garmisch, als Flury hinter ihrer Teamkollegin und guten Freundin Corinne Suter Zweite wurde. Ein weiteres Mal mit Platz 4 im Dezember 2022 in der Abfahrt in St. Moritz.

Flury will trotz WM-Gold einen neuen Ski

Zwei Monate später folgte mit der WM in Méribel der Saisonhöhepunkt. Am 11. Februar 2023 nutzte Flury mit der Startnummer 2 die Gunst der Stunde, sie kürte sich mit einer Traum-Fahrt zur Abfahrts-Weltmeisterin.

Gewinnt Jasmine Flury diesen Weltcup-Winter noch mehrere Rennen?

Es war, in bereits fortgeschrittenem Stadium der Karriere, der grosse Lohn für den Durchhaltewillen der Bündnerin. Zwar hatte sie nie den Glauben an ihre Fähigkeiten verloren. Gedanken an Rücktritt waren ihr – gerade Anfang 2021 – aber ebenfalls nicht gänzlich fremd.

Zum Zeitpunkt ihres grössten Triumphs war bei Flury der Prozess zum abermaligen Wechsel des Materials bereits weit fortgeschritten. «Es war kein einfacher Entscheid. Umso mehr ich wusste, dass er nicht von allen gleich gut verstanden wird.»

Für sie sei der Entscheid jedoch «sehr stimmig», denn im vergangenen Winter hatte sie sich schon länger mit Wechselgedanken befasst. «Ich war mir nicht sicher, ob ich mit Fischer weitermachen will. Wenn ein solches Gefühl aufkommt, dann ist es nicht gut, es zu ignorieren», legt Flury zwei Tage vor dem Start in ihre elfte Weltcup-Saison ihre Beweggründe nochmals dar.

Jasmine Flury: «Mein Bauchgefühl zog mich dahin»

Um sich ganz sicher zu sein, testete die Bündnerin auch als Weltmeisterin nochmals die neuesten Skimodelle ihres bisherigen Ausrüsters. Erst danach folgte der definitive Entscheid, künftig – und im Idealfall bis zum Ende ihrer Karriere – auf Kästle-Ski zu vertrauen. «Mein Bauchgefühl zog mich dahin. Ich bin mir bewusst, dass es sofort stimmen kann, aber auch, dass das Zusammenfinden manchmal länger dauern kann.»

In den vergangenen Monaten besuchte sie den Produktionsstandort im vorarlbergischen Hohenems regelmässig. Sie fühle sich im neuen Umfeld «sehr gut aufgehoben und unterstützt. Es ist wirklich ein Miteinander, um sich gegenseitig weiterzubringen. Das macht extrem Spass.»

Bei der österreichischen Skifirma, für die in den 1980er-Jahren Pirmin Zurbriggen Erfolge en masse feierte, stehen mit der Slowenin Ilka Stuhec und der Tschechin Ester Ledecka zwei mehrfache Weltcup-Siegerinnen unter Vertrag.

Es braucht wohl noch ein bisschen Zeit

Als Weltmeisterin erfährt man eine gesteigerte Erwartungshaltung von aussen. Flury verneint allerdings, dass sie sich selbst nach dem Titelgewinn die Messlatte höher setzt: «Wann immer ich am Start stehe, gebe ich mein Bestes. Das war in den vergangenen Jahren so und wird auch in dieser Saison so sein. Ich konzentriere mich vollständig auf mich und darauf, wie ich Ski fahre.»

Flury hätte sich zuletzt den einen oder anderen guten Testtag mehr gewünscht. Aber die 30-Jährige mag nicht zurückblicken und über das in diesem Herbst selten ideale Wetter lamentieren.

«Wir sind da, wo wir sind, und auf dem gilt es aufzubauen. Ich fühle mich auf dem neuen Material bereits wohl, aber ich brauche sicher noch mehr Zeit. Trotzdem ist es ganz gut, dass die Saison nun beginnt. Rennen und Training sind doch zwei verschiedene Dinge.»

Sie sei gespannt, was das Wochenende bringe, so die Bündnerin. Der 43. Rang mit über vier Sekunden Rückstand im einzigen, wegen der wechselhaften Bedingungen nicht wirklich aussagekräftigen Training am Donnerstag auf der Gran Becca verringerte die Ungewissheit vor dem Saisonstart keineswegs. Doch Jasmine Flury hat in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass sie für Überraschungen gut ist.

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