Muriel Furrer (†18): Das Protokoll zur Tragödie von Zürich
Das Wichtigste in Kürze
- Muriel Furrer kommt an der Rad-WM in Zürich ums Leben.
- Gemäss neusten Berichten sollen beim Unfall andere Fahrerinnen in der Nähe gewesen sein.
- Hier kommt das Protokoll des tragischen 26. Septembers.
Nach dem Tod von Muriel Furrer (†18) hat die Staatsanwaltschaft über den Stand der Ermittlungen informiert. Nach ersten Erkenntnissen stürzte die Zürcherin bei Küsnacht ZH in einer Linkskurve. Dies während einer Abfahrt vom Weiler Schmalzgrueb. Hinweise auf eine Dritteinwirkung liegen keine vor.
Gemäss Staatsanwaltschaft wurde die Rad-Fahrerin bewusstlos neben der Strecke gefunden. Das ist bisher zum tragischen 26. September bekannt.
10 Uhr, Renn-Start in Uster:
120 Fahrerinnen stehen am Start des U19-Rennens. Darunter Muriel Furrer, sie greift mit der Nummer 84 an. Von Uster geht es um den Greifensee über Maur und Binz auf den City Circuit.
11.04 Uhr, Hier soll Muriel Furrer gestürzt sein
Wie der «Blick» berichtet, fährt Furrer um 11.03 oberhalb der mutmasslichen Unfallstelle vorbei an einem Zuschauer. Ein Video zeige, dass zuerst zwei Fahrerinnen vorbeifahren, anschliessend taucht eine weitere Fahrerin auf – an ihrem Hinterrad Furrer. Mit etwas Rückstand, aber noch mit Sichtkontakt zur Schweizerin folgen einzeln zwei Fahrerinnen sowie ein Dreier-Grüppchen.
Acht Sekunden nach Furrer habe demnach die Österreicherin Ramona Griesser die Stelle passiert. Nach weiteren vier Fahrerinnen folgen zahlreiche Begleitfahrzeuge.
Rund 20 bis 30 Sekunden, nachdem Furrer am «Blick»-Leserreporter vorbeigefahren sei, soll der Unfall passiert sein.
11.09 Uhr, Muriel Furrer fehlt beim Sechseläutenplatz:
Rund eine Stunde nach Renn-Start, um 11.09 Uhr, passieren die schnellsten Fahrerinnen erstmals den Sechseläutenplatz. Zwei Transponder lösen hier nicht aus. Die Zwischenzeit-Auswertung der UCI zeigt, dass auch Furrer hier nicht mehr mitfährt.
11.54 Uhr, Cat Ferguson jubelt über Gold:
Die Britin Cat Ferguson kommt nach 73,5 Kilometern als erste ins Ziel und freut sich über die WM-Goldmedaille. Lara Liehner wird als Neunte beste Schweizerin. Vom schweren Sturz Furrers ist noch nichts bekannt.
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12.15 Uhr, Paracycling-Rennen startet:
Die Männer nehmen das Paracycling-Rennen (C3, C4, C5) in Angriff, auch ihr Rennen führt über den City Circuit. Unwahrscheinlich, dass die Organisatoren zu diesem Zeitpunkt Kenntnis von Furrers Sturz haben. Ansonsten wäre kaum gestartet worden.
12.20 Uhr, Bericht: Noch keine Ambulanz am Unfallort
Wie der Blick berichtet, sind auch 75 Minuten nach dem Unfall noch keine Sirenen der Ambulanz oder Polizei zu hören.
12.33 Uhr, Endergebnis klar, Furrer wird als DNF aufgeführt
Harshita Jakhar aus Indien ist die letzte Fahrerin des U19-Rennens, die ins Ziel kommt. Neun Fahrerinnen kommen nicht ins Ziel. Auch Furrer wird als DNF (Did not finish) aufgeführt.
12.45 Uhr, Rettungskräfte im Einsatz
Als die Para-Rennfahrer das Waldstück zwischen Zumikon und Küsnacht passieren, sind auf TV-Bildern Rettungswagen und Polizeiautos zu sehen. Rolf Jäger, Mediensprecher der Zürcher Staatsanwaltschaft, sagt gegenüber «TeleZüri»: «Der Sicherheitsdienst hat die Strecke nach dem Rennen abgefahren. Man hat nach ihr gesucht und sie dann gefunden.»
Am Montag schreiben Staatsanwaltschaft und Kapo Zürich in einer Medienmitteilung: Ein Angehöriger der Streckensicherung habe die Athletin bewusstlos abseits der Strecke entdeckt.
12.52 Uhr, Die Rega trifft ein
Wie die NZZ berichtet, traf die Rega um 12.52 Uhr ein. Vergingen also zwischen Sturz und Bergung zwei Stunden?
Die aktuellen Erkenntnisse stützen die Annahme, dass Furrer längere Zeit im Unterholz liegen blieb, ehe sie bemerkt wurde. Damit befassen sich derzeit auch die zuständigen Ermittler.
13.32 Uhr, Furrer trifft im Spital ein
Gemäss «Blick» hebt der Rettungs-Helikopter ab und landet drei Minuten später beim Zürcher Unispital.
18.30 Uhr, Furrer ist in «sehr kritischem Zustand»
Am Abend schreiben die UCI, Swiss Cycling und das Zürcher WM-OK in einer Medienmitteilung: «Sie erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und befindet sich in einem sehr kritischen Zustand.»
Einen Tag später, am Freitagnachmittag, folgt die tragische Nachricht aus dem Spital. Muriel Furrer hat den Kampf verloren, erliegt ihren Verletzungen mit nur 18 Jahren.
So wird jetzt ermittelt
Die Kantonspolizei untersucht derzeit zusammen mit der Staatsanwaltschaft die Todesursache sowie Todesart. Die notwendigen Spurensicherungen wurden von Spezialisten der Polizei und des Forensischen Instituts direkt nach der Bergung gemacht. Die Strafverfolgungsbehörden stellten Furrers Rennrad zur technischen Überprüfung sicher.
Mit den erforderlichen Untersuchungen wurde das Institut für Rechtsmedizin der Uni Zürich beauftragt. Derzeit liegen keine Hinweise auf eine Dritteinwirkung vor. Zum Sturz gibt es laut aktuellem Kenntnisstand keine Aufnahmen, auch Zeugen sind nicht bekannt.