Der Weg von Ott Tänak an die Spitze der Rallye-WM war lang und steinig. Aus dem einstigen «ewigen Talent» ist jetzt der König der Schotterpisten geworden.
Ott Tänak und Martin Järveoja auf dem Weg zum Rallye-Weltmeistertitel 2019.
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit Platz zwei in Catalunya krönt sich Ott Tänak zum ersten Mal zum Rallye-Weltmeister.
  • Der Este beendet damit auch fünfzehn Jahre französischer Dominanz in der Rallye-WM.
  • Dennoch sieht es nicht danach aus, als würde er auch 2020 für Toyota an den Start gehen.

Seit 2004 stammte der Rallye-Weltmeister jedes Jahr aus Frankreich. Seit 2004 hiess der Rallye-Weltmeister zudem jedes Jahr Sébastien. Von 2004 bis 2012 dominierte Sébastien Loeb. Ihm folgte von 2013 bis 2018 Landsmann und Namensvetter Sébastien Ogier.

Dieser unvergleichliche – und etwas kuriose – Lauf ist am Sonntag zu Ende gegangen. Mit Gesamtplatz zwei und dem Sieg auf der Power Stage in Catalunya kürt sich Ott Tänak zum Rallye-Weltmeister. Es ist die Krönung für den 32-jährigen Esten und seinen Beifahrer Martin Järveoja. Und der erste Titel für Estland in der Rallye-WM.

Es ist auch die Krönung für das noch junge WRC-Projekt von Toyota unter der Leitung von Tommi Mäkinen. Der Finne – selbst vierfacher Rallye-Weltmeister – ist Teamchef des 2016 in die WRC eingestiegenen Herstellers. Nach schwierigem Start ist der japanische WRC-Bolide mittlerweile siegfähig.

In der Rallye-WM schon viel Lehrgeld bezahlt

Der Schlüssel zum Erfolg war dennoch Tänak selbst – mit fahrerischen Leistungen, die ihresgleichen suchten. Der Este war vor allem dann der Schnellste, wenn die Bedingungen knifflig waren. Und er überwand den Ruf des ewigen Talents, der ihm seit Jahren anhaftete.

Denn am Speed des Esten gab es nie Zweifel, sehr wohl aber an seiner Konstanz und Präzision. Unvergessen sind die Bilder aus dem Jahr 2015 bei der Rallye Guanajuato in Mexiko. Nach einem Fahrfehler landete Tänaks Ford Focus in einem See. Tänak und Beifahrer Raigo Molder mussten sich schwimmend an Land retten.

Ott Tänak und Raigo Molder versenken ihren Ford in einem mexikanischen See.

Nach dem WRC-Debüt 2011 zahlte der pfeilschnelle Este bitteres Lehrgeld. Zahlreiche Ausfälle und Fahrfehler brachten das Ford-Team M-Sport dazu, Tänak vor der Saison 2013 zu entlassen. Erst zur Saison 2015 kehrte er als Ersatz für den zurückgetretenen Mikko Hirvonen als Vollzeitpilot in die Rallye-WM zurück.

Abschied von Toyota trotz WM-Titel?

Den grossen Aufschwung für seine Karriere bescherte ihm der Wechsel zum Toyota-Werksteam unter Tommi Mäkinen. Schon 2018, im ersten Jahr mit den Japanern, hatte Tänak bis zum Saisonfinale Titelchancen.

Ein Jahr später ist er nun am Ziel angekommen – und steht dennoch vor dem Abschied von Toyota. Am Wochenende tauchten Gerüchte auf, wonach Tänak seinen Zweijahresvertrag mit Toyota nicht verlängere. Stattdessen soll der neu gekrönte Rallye-Weltmeister für die kommende Saison bei Hyundai andocken.

Rallye-WM Toyota
Wer fährt im kommenden Jahr den Toyota Yaris WRC in der Rallye-WM - keystone

Sein Nachfolger im Toyota-Werksteam steht indes bereits in den Startlöchern. Rallye-Wunderkind Kalle Rovanperä hat seinen Vertrag bei den Japanern schon unterschrieben. Kris Meeke und Jari-Matti Latvala sind die Kandidaten für die beiden weiteren Plätze. Im Fahrerlager wird auch spekuliert, dass Ogier für seine Abschiedssaison zu Toyota wechseln könnte.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

ToyotaFordHyundai