Lohngleichheit im Fussball? Tatjana Haenni, Frauenfussball-Direktorin des SFV, zeigt sich skeptisch gegenüber den Meldungen aus England und Brasilien.
Ramona Bachmann
Ramona Bachmann und Ana-Maria Crnogorcevic jubeln nach einem Treffer für die Schweiz. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Brasilien und England erhalten Nationalspielerinnen und -spieler gleich viel Lohn.
  • Nati-Spielerin Ramona Bachmann hofft, dass die Schweiz dem Trend folgen wird.
  • Doch die Direktorin Frauenfussball des SFV hält die Meldungen für scheinheilig.

Der brasilianische und englische Fussballverband haben vor kurzem verkündet, den Fussballerinnen dieselben Gehälter auszuzahlen wie den Männern.

Sehr zur Freude der Schweizer Nationalspielerin Ramona Bachmann. Diese postete die beiden Meldungen auf Instagram. Und stellte die Frage in den Raum, ob der Schweizerische Fussballverband (SFV) dies auch einführen wird.

Ramona Bachmann
Ramona Bachmann ist sehr erfreut über die Entwicklungen im Frauenfussball in England und Brasilien.
Brasilien
Ramona Bachmann freut sich über diese Entwicklung

Tatjana Haenni, Direktorin Frauenfussball beim SFV, hält diese Meldungen jedoch für etwas scheinheilig. «Die Aussagen sind positiv, toll, aber wir wissen nicht genau, was dahintersteckt», sagt sie gegenüber Nau.ch.

Nach den Aussagen der beiden Verbände gehe sie davon aus, dass Spielerinnen und Spieler dieselben Taggelder von den Verbänden erhalten. «Doch Männer- und Frauenfussball sind immer noch zwei sehr unterschiedliche Modelle», sagt Haenni.

Tatjana Haenni
Tatjana Haenni in einer Talk-Runde. - Twitter/@tatjanahaenni

Daher könne man nicht pauschal von gleichen Löhnen sprechen, wie es die beiden Verbände tun. Denn die Männer würden zum Beispiel auch von weiteren Geldern wie Werbeprämien profitieren, wo der Frauenfussball noch klar hinterherhinkt.

Drei bis vier Topspielerinnen profitieren von Werbeprämien

Als Beispiel nennt sie die Schweizer Nationalspieler: «Die Männer-Nati ist bei vielen Werbeveranstaltungen und Unternehmen vertreten. Jeder einzelne männliche Nationalspieler ist genug interessant für Werbungen.»

Bei den Schweizer Frauen siehts anders aus. «Es sind nur drei bis vier Top-Spielerinnen, die davon profitieren können.» Haenni ist überzeugt: «Auch die Fussballerinnen Brasiliens und Englands werden Ende Jahr bei weitem nicht gleich viel vom Verband erhalten wie die Männer.»

Kritik an Brasiliens Fussballverband

Der englische Verband arbeite dennoch seit mehreren Jahren gut in diesem Bereich. Doch für den brasilianischen war es überfällig. «Brasilien hat enormes Potenzial und in der Vergangenheit den Frauenfussball vernachlässigt», erzählt sie.

Fussball Weltmeisterschaft
Die Brasilianerinnen jubeln mit der Kapitänin Marta. - Keystone

Trotz Spitzenspielerinnen wie Marta haben sie «den Frauenfussball nicht professionell gefördert». Nun wollen sie mit ihren «neuen Regelungen Boden gut machen», meint die 53-Jährige enttäuscht.

Verteilschlüssel spielt wichtige Rolle

Die finanzielle Gleichberechtigung sei aber auch von den Einnahmen des Frauenfussballs und vom System der FIFA und UEFA abhängig. Der Weltfussballverband schütte viel mehr Geld für den Männer- als für den Frauenfussball aus. Natürlich auch, weil die Einnahmen im Männerfussball grösser seien.

Dies führe zu tieferen Ausgaben für die Fussballerinnen in der Schweiz. «Der Frauenfussball ist immer noch nicht so gefragt», so Haenni.

Zudem spiele im Schweizer Frauenfussball noch ein weiterer Verteilschlüssel mit: «Die Prämien werden mit den Nationalspielerinnen und dem Spielerinnenrat verhandelt. Es wird verteilt nach Anzahl der Länderspieleinsätze.» Auch hier profitieren demnach die genannten drei bis vier Topspielerinnen, zu denen sicherlich auch Ramona Bachmann gehört, mehr.

SFV arbeitet an Verbesserungen

Auf die Schweiz bezogen könne sie jedoch nicht genau sagen, wie gross die Unterschiede seien. «Dafür müsste ich die ganzen Zahlen auseinandernehmen und analysieren.»

Doch der Schweizerische Fussballverband versuche, die Situation für die Frauen Schritt für Schritt zu verbessern. In den letzten Jahren sei viel in den Schweizer Frauenfussball investiert worden.

Ist die Lohn-Gleichheit gerechtfertigt?

«Wir haben die Prämien bereits verbessert. Und auch im Staff haben wir aufgerüstet», so die 7-fache Schweizer Meisterin und 24-fache Internationale. «Dort wo es nötig ist und Sinn macht, sind wir dran.»

«Vielleicht können wir mit der Frauen-Nati bald auch einen Charterflug nehmen, wenn es nötig wäre», sagt Haenni lachend.

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