Der Abgas-Skandal hat nun auch Opel erreicht. Daneben sind noch viele andere Marke betroffen. Nau beschafft Ihnen den Überblick.
Opel muss sich dem KBA erklären.
Opel muss sich dem KBA erklären. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Längst nicht nur der VW-Konzern hat bei der Abgasreinigung getrickst.
  • Fast alle Selbstzünder auf unserer Strasse halten die Stickoxid-Grenzwerte nicht ein.

Der Abgas-Skandal erfasst immer mehr Autohersteller. Gestern kam raus, dass der deutsche Autobauer Opel auch getrickst haben soll. Das deutsche Kraftfahrtbundesamt KBA hat «belastbare Hinweise» auf Manipulationen gefunden. Die Rüsselsheimer müssen darum beim Amt antraben und sich erklären.

Der Vorwurf: Bei bestimmten Fahrzeugen schaltet die Abgasnachbehandlung während der Fahrt ab. Dadurch pusten die Autos mehr giftiges Stickoxid aus, als eigentlich erlaubt ist. Opel selbst wollte den Bericht in der «Bild am Sonntag» nicht kommentieren. Es läge kein Bescheid des KBA vor. Betroffen sind weltweit 60'000 Dieselfahrzeuge mit der Abgasnorm Euro 6. Darunter die Modelle Cascada, Insignia und Zafira. Wie viele davon auf Schweizer Strassen unterwegs sind, ist unklar.

Am Anfang des Diesel-Skandals war Volkswagen. 2015 musste der damals zweitgrösste Autokonzern der Welt zugeben, bei einigen Modellen die Abgas-Reinigung systematisch deaktiviert zu haben. Die Software erkennt, wenn das Auto auf dem Prüfstand ist. Und schaltet die Reinigung an. Betroffen waren weltweit elf Millionen Fahrzeuge mit 1,6- und 2,0-Liter-Dieselmotoren. Das Problem wurde via Software-Update behoben.

War Audi federführend?

Getrickst hat auch VW-Tochter Audi. Im Januar musste das Unternehmen 130'000 Fahrzeugen zurückrufen, im Mai 2018 stoppte Audi die Auslieferung von 60'000 Autos der Modelle A6 und A7. Der Konzern nannte «Auffälligkeiten» als Grund. Jüngste Enthüllungen legen nahe, dass Audi bei der Entwicklung der Betrugs-Software im Volkswagen-Konzern eine Vorreiter-Rolle eingenommen hat. Einige Manager des Unternehmens wurden bereits festgenommen, darunter Audi-Chef Rupert Stadler.

Dass Autokonzerne ihre Technologie markenübergreifend einsetzten, ist heute normal. Darum hat auch Porsche Ärger. Denn Macan und Cayenne werden von Audi-Selbstzünder angetrieben. Rückrufe gab es deswegen für beide Modelle. Wegen Betrugsverdacht musste Anfang Jahr ein Manager des Autobauers in Untersuchungshaft.

Porsche Cayenne.
Ein Porsche Cayenne wird versteigert. - Keystone

Schummeleien auch bei Daimler. Der Mercedes-Hersteller wird verdächtigt, die Abgasreinigung bei 774'000 Modellen manipuliert zu haben. Darunter Fahrzeuge der beliebten C-Klasse und der G-Reihe. Daimler bestreitet die Vorwürfe. Einen Rückruf gibt es trotzdem.

Auch BMW verbaute Anschalteinrichtungen bei Diesel-Autos. Im März 2018 ordnete das KBA einen Rückruf von über 11'000 Modellen an. Laut BMW handelt es sich um einen Software-Fehler. Verdächtig: Staatsanwälte durchsuchten Tage zuvor darum die BMW-Zentrale in München.

Auch Franzosen betroffen

Nicht nur in Deutschland wird gemauschelt. In Frankreich laufen Ermittlungen gegen Renault. Bis 900'000 Autos sollen mit einer Betrugs-Software umherkurven. Auch der Peugeot-Hersteller PSA ist im Visier der Behörden. Eine Schummel-Software hat das KBA zudem bei Fiat-Chrysler entdeckt.

Das Fazit ist ernüchternd: Praktisch alle europäischen Auto-Hersteller haben Ärger wegen Abgas-Schummeleien bei Diesel-Motoren. Das zeigt sich auch den Strassen. Ein Test der Nichtregierungsorganisation ICCT kommt zum Schluss, dass selbst moderne Selbstzünder im Schnitt doppelt so viele Stickoxide in die Luft blasen, wie gesetzlich erlaubt ist. Hätten die Autobauer ihre Reinigungs-Systeme nicht deaktiviert, wären die Resultate besser. Die Luftqualität in Europas Städten ebenso. Und der Diesel-Motor hätte kein Image-Problem.

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