Am Dienstag streikten die Journalisten von Tamedia Romandie gegen den Stopp von «Le Matin». Nun erklären die Kollegen aus der Deutschschweiz ihre Solidarität.
88 Prozent der Romandie-Journalisten legten ihre Arbeit am Dienstag nieder.
88 Prozent der Romandie-Journalisten legten ihre Arbeit am Dienstag nieder. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Dienstag streikte die Mehrheit der Tamedia-Journalisten aus der Romandie.
  • Die Kollegen aus der Deutschschweiz haben nun ihre «uneingeschränkte Solidarität» erklärt.
  • Dabei zeigen sie sich äusserst enttäuscht über die Reaktion ihres Arbeitgebers.

Die Belegschaften von Tamedia Deutschschweiz haben am Mittwoch ihre «uneingeschränkte Solidarität» mit ihren streikenden Kolleginnen und Kollegen von Tamedia Suisse Romande erklärt.

«Wie unsere Kolleginnen und Kollegen in der Romandie sind auch wir höchst besorgt über die dramatisch erodierende Medienvielfalt in der Schweiz», heisst es in einer Erklärung der Personalkommissionen von Tamedia Deutschschweiz.

Tamedia als Vorreiter

Durch die Fusionen, Übernahmen und Restrukturierungen der jüngsten Vergangenheit, bei denen Tamedia leider eine Vorreiterrolle einnehme, habe die Medienkonzentration auch in der Deutschschweiz ein besorgniserregendes Ausmass angenommen.

In der Romandie sei diese Medienkonzentration jedoch bereits heute soweit fortgeschritten, dass die privaten Medien ihre demokratiepolitischen Funktionen nur noch eingeschränkt erfüllen könnten.

«Le Matin» war aus der «Tribune de Lausanne» hervorgegangen, die 1893 gegründet wurde.
«Le Matin» war aus der «Tribune de Lausanne» hervorgegangen, die 1893 gegründet wurde. - Keystone

Man sei darum ebenfalls konsterniert über die neuesten, weitreichenden Sparentscheide, welche die Geschäftsleitung von Tamedia derzeit sowohl in der Westschweiz wie in der Deutschschweiz umsetzt – und dies ohne die Öffentlichkeit oder auch nur die Belegschaft angemessen über das Ausmass dieses Stellen- und Leistungsabbaus zu informieren.

«Enttäuscht über unseren Arbeitgeber»

Vor diesem Hintergrund «haben wir grösstes Verständnis für den Streik unserer Kolleginnen und Kollegen in der Romandie. Und wir sind enttäuscht über unseren Arbeitgeber, der in einer ersten Reaktion keine bessere Antwort hatte, als den streikenden Kolleginnen und Kollegen mit einer unilateralen Kündigung des gültigen Gesamtarbeitsvertrags zu drohen.»

Die Belegschaften von Tamedia Deutschschweiz fordern die Eigentümer, den Verwaltungsrat, den Verleger und die Geschäftsleitung von Tamedia dringend auf, sich bei ihren unternehmerischen Entscheiden nicht allein von der Eigenkapitalrendite und vom Aktionärsnutzen leiten zu lassen, sondern auch die staatspolitisch unverzichtbare Funktion der Medien zu berücksichtigen.

Die Einstellung der Printausgabe von «Le Matin» sei zu sistieren und gemeinsam mit allen Beteiligten und potenziellen Käufern müsse nach einer Lösung gesucht werden, die den Interessen der Öffentlichkeit, der Belegschaft und der über 200'000 Leser pro Tag besser gerecht werde.

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