Am 22. August 2022 stimmt der Einwohnerrat in Aarau über das Traktandum «Neubau KiFF; Verpflichtungskredit» ab. Christoph Müller, SVP Aarau, lehnt ab.
Das Kiff in Aarau.
Das Kiff in Aarau. - Nau.ch / Stephanie van de Wiel
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das KiFF in Aarau ist über Kantonsgrenzen hinaus als Konzertlokal bekannt.
  • Nun wird über einen Verpflichtungskredit zum Umbau debattiert.
  • Am 22. August 2022 entscheidet der Einwohnerrat darüber.

Am 22. August 2022 stimmt der Einwohnerrat in Aarau über das Traktandum «Neubau KiFF; Verpflichtungskredit» ab.

Für den Weiterbetrieb des Veranstaltungsortes KiFF ist ein Umbau nötig. Dem Projekt soll ein Kredit in der Höhe von zwölf Millionen Franken zugesprochen werden.

Nau.ch hat bereits mit Hannah Wey, Einwohnerrätin und Vorstandsmitglied der Grünen Aarau und Nicola Müller, SP-Fraktionspräsident über das Geschäft gesprochen.

Nun schätzt Christoph Müller das Geschäft gegenüber Nau.ch ein.

Nau.ch: Im Antrag steht, das KiFF soll ein «wichtiger Bestandteil» der Quartierentwicklung sein. Inwiefern haben auch Personen, die nicht im Telli-Quartier wohnen und keine Konzerte besuchen möchten, etwas vom Projekt?

Christoph Müller: Das Telli-Quartier hat ein weit über das Quartier hinausreichendes Einzugsgebiet.

Die Berufsschule Aarau, die Sportanlagen der Kanti inkusive Hallenbad, das auch für die Öffentlichkeit regelmässig geöffnet ist, das attraktive Einkaufszentrum Telli mit vielen Parkplätzen oder die wunderbare Flusslandschaft entlang der Aare werden nicht nur von «Tellianern» genutzt.

Das heisst, das Telli-Quartier wird schon heute gut besucht von vielen Leuten, die nicht im Telli-Quartier wohnen.

Je nach Qualität und Umfang der Zusatzangebote im KiFF 2.0 ist gut vorstellbar, dass nicht nur die Konzertbesucherinnen und Konzertbesucher vom neuen KiFF profitieren werden.

Falls zusätzlich das geplante Gastro-Angebot mit guter Küche zu vernünftigen Preisen auftrumpfen kann, so werden sich vermutlich auch auswärtige Gäste verpflegen.

Weiter dürfte eine ansprechend gestaltete Umgebung auch sonst zum Spielen, Schwatzen, Besuchen und Verweilen einladen.

Und: Sollte das Radio «Kanal K» wie geplant aus einem Studio im neuen KiFF senden, so wird das «KiFF 2.0» in die ganze Welt «strahlen».

Finden Sie, dass das KiFF in Aarau umgebaut werden sollte?

Nau.ch: Für den Weiterbetrieb des KiFF ist ein Umbau unumgänglich. Sehen Sie noch alternative Lösungsvorschläge, sollte der Kredit abgelehnt werden?

Christoph Müller: Vorab: Beim KiFF 2.0 handelt es sich um einen Neubau, nicht um einen Umbau!

Ich bin sicher, dass der Verein KiFF einen Plan B hat, falls die Finanzierung für das aktuelle Projekt nicht gesichert werden kann. Ideenreichtum, Kreativität und Phantasie sind ja die unbestrittenen Stärken aller Akteure in diesem Umfeld.

Ich sehe auch grosse Opportunitäten für die ehemaligen Befürworter des Projekts «Zukunftsraum Aarau» – Zusammenarbeit mit umliegenden Gemeinden heisst nicht, dass jeder Leuchttum in Aarau aufgestellt werden muss.

Die Stadt Aarau könnte problemlos einen Beitrag leisten an ein «überregionales KiFF 2.0», das dann in einer der umliegenden Gemeinden beheimatet wäre.

Nau.ch: Dem Projekt soll eine Summe in der Gesamthöhe von zwölf Millionen zugesprochen werden. Was sind Ihrer Meinung nach die schlagenden Argumente, die für oder bzw. gegen die Kreditvergabe sprechen?

Christoph Müller: Von den gesamthaft 28.8 Millionen Franken, die für das Projekt Neubau KiFF veranschlagt werden, soll die Stadt Aarau zwölf Millionen Franken beitragen. Davon 9 Millionen in Form eines Verpflichtungskredits plus maximal drei Millionen in Form eines Darlehens.

Unter realistischen Szenarien werden die gesamten Invesitionskosten für das Bauprojekt aber in einem Bereich zwischen 30 Millionen Franken und 68 Millionen Franken zu liegen kommen.

Auf der Finanzierungsseite sieht es schon heute düster aus. Am 19. August 2022 hat der Regierungsrat des Kantons Aargau von den beantragten 12 Millionen Franken nur einen Beitrag von 10 Millionen gesprochen.

Das heisst schon vor der Einwohnerratssitzung ist offensichtlich, dass das vorliegende Projekt mit den effektiv vorhandenen Mitteln nicht realisierbar ist.

Entweder braucht es signifikante Abstriche an der Wunschliste, oder es gelingt dem Verein KiFF, zusätzliche Mittel im Umfang von mindestens zehn Millionen Franken zu sichern.

Gegen eine Zusicherung des städtischen Beitrags von zwölf Millionen spricht also in erster Linie die Tatsache, dass es sich bestenfalls um eine Anzahlung handelt für das neue KIFF.

Die Schlussrechnung wird garantiert sehr viel höher ausfallen. Es ist nicht nur unehrlich, sondern geradezu bedenklich, dass ein so grosses Projekt mittels «Salamitaktik» finanziert werden soll.

Um das Risiko für die Stadt Aarau zu reduzieren, wird die SVP einen Antrag stellen auf eine deutliche Reduktion des Verpflichtungskredits bei gleichzeitiger Aufstockung des maximalen Betrags für das Darlehen.

Zur Person

Christoph Müller ist Einwohnerrat und Mitglied der SVP Aarau.

Er ist Unternehmer, leitet ein Open Source Softwareprojekt und verbringt seine Freizeit gerne in der Natur beim Wandern oder Skifahren.

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