Österreich lässt auf Betreiben der Grünen mehrere Projekte zum Ausbau seines Autobahnnetzes fallen.
Aktivisten protestieren schon seit Jahren gegen das Autobahn-Projekt
Aktivisten protestieren schon seit Jahren gegen das Autobahn-Projekt - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Geplanter Tunnel durch Naturschutzgebiet bei Wien seit Jahren heftig umstritten.

So werde der Lobau-Tunnel bei Wien nicht gebaut, verkündete die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler am Mittwoch. Der geplante rund acht Kilometer lange Tunnel, der das Wiener Naherholungsgebiet Lobau und damit einen Teil des Nationalparks Donau-Auen durchqueren sollte, ist seit Jahren heftig umstritten. Er war ein zentrales Element der geplanten Ostumfahrung der österreichischen Hauptstadt.

Gewessler bezeichnete die Entscheidung auch als wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. «Mehr Strassen bedeutet mehr Autos, mehr Strassen führen zu mehr Verkehr», sagte sie unter Verweis auf Experteneinschätzungen. Sie wolle jüngeren Generationen keine Welt «voller Beton und voller Zerstörung» hinterlassen, fügte sie hinzu.

Gewesslers Ministerium hatte vor Monaten eine Überprüfung aller Strassenprojekte des Giganten Asfinag eingeleitet und damit für Spannungen innerhalb der von der konservativen ÖVP geführten Koalition gesorgt. Der Lobautunnel ist schon seit Jahren Gegenstand heftiger Proteste. An einigen hatte auch Gewessler teilgenommen, bevor ihre Partei Anfang 2020 der Regierung beitrat.

Nach den Worten der Ministerin ist die Regierung bereit, gemeinsam mit der Asfinag und anderen Interessengruppen nach alternativen Lösungen zur Verbesserung der Mobilität zu suchen.

Hinter dem Tunnelprojekt standen sowohl die ÖVP wie auch die rechtspopulistische FPÖ und Wiens sozialdemokratische Stadtverwaltung. Bürgermeister Michael Ludwig sprach von einem «Schlag gegen die Lebensqualität» der Hauptstadt-Bewohner. Der Lobau-Tunnel sei für die Verkehrsentlastung und die Anbindung der Aussenbezirke unerlässlich, die Lobau als Naturschutzgebiet sei durch ihn nicht gefährdet gewesen. Ludwig warf der Ministerin vor, keine Alternativen vorgeschlagen zu haben.

Die Gegner des Projekts begrüssten die Entscheidung der Ministerin als klimapolitischen Wendepunkt. Sie kündigten an, die seit Monaten anhaltende Besetzung von Baustellen, die mit dem Grossprojekt zusammenhängen, fortzusetzen, bis die Stadt sie endgültig aufgebe.

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