Kommission leuchtet die administrative Versorgung aus

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Bern,

60'000 Menschen landeten im vergangenen Jahrhundert unschuldig in Psychiatrien, Strafanstalten, Erziehungsheimen und Arbeitserziehungsinstitutionen.

Akten
Die Experten untersuchten die Periode vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis 1981 (Symbolbild). - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Expertengruppe leuchtete die administrative Versorgung der Schweiz aus.
  • 60'000 Menschen landeten im vergangenen Jahrhundert unschuldig in Institutionen.

Eine unabhängige Expertengruppe brachte Licht ins Dunkel. Die Kommission leuchtete die administrative Versorgung aus. Sie hat am Montag in drei Büchern ihre Erkenntnisse veröffentlicht.

Gefängnis ohne Delikte

Waren die Gefängnisse in der Zeit derart leer, dass man sie mit unehelichen Kindern füllen musste? Dies fragt sich etwa eine der ehemaligen Zwangsversorgten in einem der Bücher. Sie war in Bellechasse FR inhaftiert und wusste weder, warum sie dort war noch für wie lange.

Die Inhaftierten hatten keine Delikte begangen. Ihre Lebensweise, die als «liederlich, arbeitsscheu» oder «sittlich gefährdet» galt, passte einfach Behörden nicht. Auch wer als «geistig abnorm, aber arbeitsfähig» beurteilt wurde, landete schnell in einer Institution.

Die vom Bundesrat 2014 ins Leben gerufene Expertenkommission analysierte in den Jahren seither tausende von Dokumenten aus Archiven. Sie stützte sich auch auf Aussagen der administrativ Versorgten. Im September legt sie dem Bundesrat den Schlussbericht und ihre Empfehlungen vor. Derzeit erhalten die Betroffenen Entschädigungen.

Jeder Kanton mit eigenen Regeln

Die Experten untersuchten die Periode vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis 1981. Der Beginn der Zwangsmassnahmen lässt sich nicht datieren. Jeder Kanton hatte seine eigenen Regeln.

Obwohl ohne Gesetzesgrundlage, wurde die administrative Versorgung für verschiedene Zwecke genutzt. Sie diente vor allem der Kontrolle ärmerer Bevölkerungsschichten und richtete sich zunächst unter anderem gegen Süchtige. Zudem auch Personen, die nicht der öffentlichen Moral entsprachen - hier vor allem gegen Frauen. Später gerieten auch «rebellische» Jugendliche in die Mühlen des Systems.

Arbeit wurde als Mittel gesehen

Die drei Bücher zeigen den Alltag der Versorgten auf und die Praxis der Behörden. Die Arbeit war zentral und wurde als Mittel gesehen, um eine Veränderung der Insassen herbeizuführen.

Die Vorstände der Institutionen scheinen an der Besserung ihrer Zöglinge aber weniger interessiert gewesen zu sein als an Gewinn. Die Insassen wurden auch an Privatunternehmen vermittelt, wo sie dann für ein Taschengeld arbeiten mussten.

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