Am Dienstag wird in Liberia der Präsident gewählt. Amtsinhaber und Ex-Weltfussballer George Weah will bleiben – viele sind aber unzufrieden.
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Liberias Präsident und Ex-Weltfussballer George Weah hofft auf eine zweite Amtszeit. Foto: Christophe Ena/AP/dpa - keystone

Zwei Jahrzehnte nach Ende eines verheerenden Bürgerkriegs wählen die Bürger des westafrikanischen Staats Liberia an diesem Dienstag einen neuen Präsidenten. Der Präsident und Ex-Weltfussballer George Weah (57) hofft auf eine zweite Amtszeit, nachdem er sich 2017 in einer Stichwahl um die Nachfolge der Friedensnobelpreisträgerin Ellen Johnson-Sirleaf gegen ihren Vizepräsidenten Joseph Boakai durchsetzten konnte. Der 78-jährige Boakai gilt erneut als aussichtsreichster der 19 Herausforderer Weahs, mit dessen erster Amtszeit viele Liberianer unzufrieden sind. Zur Wahl sind rund 2,5 Millionen Liberianer registriert.

Erhält kein Kandidat die absolute Mehrheit, kommt es zu einer Stichwahl der zwei erfolgreichsten Bewerber. Neben dem Präsidenten werden 73 Abgeordnete sowie 15 der 30 Senatoren neu gewählt. Die Wahllokale schliessen um 18 Uhr Ortszeit (20 Uhr MESZ). Mit vorläufigen Ergebnissen wird in einigen Tagen gerechnet.

Viele Kriegsverbrecher bleiben straffrei

Der Küstenstaat am Atlantik gehört trotz Vorkommen an Gold, Diamanten und Eisenerz zu den ärmsten Ländern der Welt. Neben den wirtschaftlichen Problemen bewegen vor allem Korruption und die schleppende Aufarbeitung der Verbrechen der zwei Bürgerkriege viele der rund 5,4 Millionen Liberianer. Zwischen 1989 bis 2003 wurden rund 250'000 Menschen getötet.

Die 2005 als erste Frau in Afrika zur Präsidentin gewählte Johnson-Sirleaf (84) wurde 2011 für ihre Arbeit zur Befriedung des Landes mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Während ihr der Wiederaufbau der Institutionen des Landes gelang, wurden Empfehlungen der Versöhnungskommission umgesetzt. Die meisten Kriegsverbrecher sind weiter straffrei. Weah – Vertreter der Koalition für Demokratischen Wechsel (CDC) – hatte versprochen, das geforderte Sondergericht für Kriegsverbrechen einzurichten. Doch auch er tat es bislang nicht.

Sorge um Gewalt vor der Wahl

Daneben wird die Regierung des beliebten früheren Fussballstars, der für Clubs wie Paris Saint-Germain, AC Mailand und FC Chelsea spielte, auch mit mehreren Korruptionsskandalen in Verbindung gebracht. Weahs wichtiger Unterstützer, der frühere Rebellenchef und heutige Senator Prince Johnson, stützt nun seinen Herausforderer Boakai von der Partei für Einheit (UP). Beide versprechen neue Arbeitsplätze und Investitionen in die Infrastruktur des hoch verschuldeten Landes.

Anlass zur Sorge gaben gewalttätige Zusammenstösse vor der Wahl in der trotz zahlreicher Probleme als friedlich und stabil geltenden Demokratie. Das UN-Menschenrechtsbüro äusserte sich wenige Tage vor der Wahl besorgt über einen Vorfall mit zwei Toten und 20 Verletzten bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der CDC und UP Ende September. Dazu seien mindestens acht Journalisten angegriffen worden. Alle Parteien hatten zugesagt, sich für friedliche Wahlen einzusetzen.

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