Kurz vor einem geplanten Protestmarsch in Havanna ist die Vorsitzende der kubanischen Oppositionsgruppe «Damen in Weiss», Berta Soler, festgenommen worden.
Berta Soler, bei einem Interview 2016
Berta Soler, bei einem Interview 2016 - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Frauen wollten für Freilassung politischer Gefangener demonstrieren.

Polizisten in Zivil hätten Soler am Vormittag gemeinsam mit zwei weiteren Frauen der Bewegung sowie der Mutter eines inhaftierten 17-Jährigen auf dem Weg zum Gottesdienst im Stadtteil Miramar festgenommen, berichtete ihr Mann, der ehemalige politische Gefangene Ángel Moya, am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP.

Nach seinen Angaben wollten die Frauen anschliessend durch das Zentrum der kubanischen Hauptstadt marschieren, um die Freilassung politischer Gefangener zu fordern. «Wie üblich» habe ihm die Polizei nicht gesagt, wohin sie seine Frau und ihre Mitstreiterinnen gebracht habe, fügte Moya hinzu.

Festgenommen wurden demnach neben Soler die beiden weiteren «Damen in Weiss»-Aktivistinnen Lourdes Esquivel und Gladys Capote sowie Bárbara Ferrat, deren Sohn Jonathan Torres seit seiner Festnahme während der landesweiten Proteste im vergangenen Juli gegen die schwere Wirtschaftskrise und damit einhergehenden Strom- und Lebensmittelknappheit immer noch ohne Gerichtsverfahren in Haft sitzt.

Die Demonstrationen in über 40 Städten der Insel waren die grössten regierungskritischen Kundgebungen seit der von Fidel Castro angeführten Revolution von 1959. Sie wurden teils gewaltsam niedergeschlagen, mehr als 1200 Menschen wurden festgenommen. Über 700 befinden sich der Bürgerrechtsorganisation Cubalex zufolge noch immer im Gefängnis. Viele von ihnen wurden in den vergangenen Wochen vor Gericht gestellt.

Die US-Botschaft in Kuba verurteilte die Verhaftungen. «Das Regime sollte aufhören, Aktivistinnen und besorgte Mütter einzuschüchtern», erklärte sie auf Twitter und forderte die sofortige Freilassung der vier Frauen sowie aller anderen politischen Gefangenen.

Die «Damen in Weiss» sind eine Gruppe von Ehefrauen, Müttern und anderen weiblichen Angehörigen politischer Gefangener. Sie war 2003 gegründet worden als Reaktion auf die Festnahme und Verurteilung von 75 Oppositionellen, unter ihnen auch Moya. 2005 wurden die «Damen in Weiss» mit dem Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments ausgezeichnet.

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