Die einen tun noch etwas geheimisvoll. Was wirklich, wirklich abging im Bundeshaus in der Nacht vor der Wahl.
Es schleichen Leute herum im Bundeshaus vor den Bundesratswahlen. Wird ein Geheimplan ausgeheckt? - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Es tut sich verdächtiges im Bundeshaus und die SVP hat etwas damit zu tun.
  • Doch Grünen-Bundesratskandidat Gerhard Andrey tönt wenig überzeugt von sich selbst.
  • Oder ist das Teil des ultimativen Geheimplans? Es könnte funktionieren. Könnte!
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Spannung wird versprochen, für die heutigen Bundesratswahlen. Nicht immer ist ganz klar, was wer warum wem sagt – oder nicht sagt. Und dafür vielsagend blickt, oder nichtssagend hinter einer Säule hervor mit dem Handy filmt. So wie der – offiziell als Bundesratskandidat bereits ausgeschiedene SP-Nationalrat Roger Nordmann.

Gerhard Andrey Hearing Bundesratswahlen
Bundesratskandidat Gerhard Andrey (GPS/FR), wartet auf seinen Einsatz beim Hearing vor der Fraktion der SP, am Rand der Herbstsession der Eidgenössischen Räte, am Dienstag, 12. Dezember 2023 im Bundeshaus in Bern. - keystone

Derweil erscheint der Sprengkandidat der Grünen, Gerhard Andrey, plötzlich vor dem Sitzungszimmer der Mitte-Fraktion, läuft dann aber vorbei. Nicht ohne sich noch einmal umzublicken, als wüsste er etwas. Etwas ganz Geheimes, wie zum Beispiel, wo er denn jetzt hingehe. Auf die andere Seite des Gebäudes nämlich, zum Hearing bei der SP.

Wen soll die Bundesversammlung am 13. Dezember in den Bundesrat wählen?

Aus dem Nichts taucht auch noch einer der SP-Kandidaten auf: Jon Pult schlendert ganz nonchalant vorbei. Doch dann erblickt auch er etwas, das seine Neugierde weckt. Was kann das nur sein? Ach, es ist die SVP-Fraktion, die fürs Familienalbum posiert.

Potz Blitz Geheimplan

«Zämestah fürs Volk», bloss will es nicht so recht klappen und das Blitzlichtgewitter des aufgebockten Fotografen braucht mehrere Anläufe. Weil: Zuviel Gschnurr. Party-Nudel Magdalena Martullo-Blocher will gar die SVP-Bundesräte zu Unfug anstiften.

Aber mal ernsthaft: So wird das ja wohl nichts mit dem Geheimplan. Dazu müsste man sich zusammenreissen. Müsste sich mit den anderen Parteien absprechen, denn eine Partei allein bringt allenfalls die entscheidenden Stimmen, aber nicht den geheimen Plan zum Fliegen.

Grünen-Bundesratskandidat Gerhard Andrey im Interview nach dem Hearing bei der SP. - Nau.ch

Dass seine Kandidatur für die Galerie ist, hat selbst Gerhard Andrey eingesehen, auch wenn er es nicht in diesen Worten sagt. Was er sagt, lässt aber tief blicken: «Es gibt sehr wenige wahrscheinliche Szenarien.» Nämlich kein wahrscheinliches, in welchem er die Hauptrolle spielen könnte, indem die SVP ihn zum Beispiel für eine Rochade über mehrere Stationen nutzt.

«Ja, das sind natürlich höchstgradig spekulative Szenarien, da könnte man noch viele weitere erfinden», meint Gerhard Andrey augenrollend. Das sei doch alles Kaffeesatzlesen. Er gehe davon aus, dass es in geordneten Bahnen ablaufen werde. Aber das sei eh zweitrangig, im Fokus stehe die Kandidatur der Grünen mit ihm.

Eine schöne Zeit und doch noch ein Geheimplan

Also doch alles nur Profilierung und gar nichts weiter Ernstes? Das gibt Andrey im Prinzip unumwunden zu. Es ging darum, klarzustellen, dass der Anspruch der FDP auf zwei Sitze – sagt er nun zum dritten Mal – nicht gegeben sei. Die Kandidatur habe darum der Diskussion und der Partei gutgetan. «Und für mich persönlich war es eine sehr schöne, bereichernde Zeit und ich habe sehr viel gelernt.»

Jon Pult Hearing Bundesratswahlen
Bundesratskandidat Jon Pult (SP/GR), anlässlich seines Hearings vor der Fraktion der Mitte-Partei, am Dienstag, 12. Dezember 2023 im Bundeshaus in Bern. - keystone

Eine schöne Zeit? So redet man über den alten Arbeitgeber nach einer «beruflichen Neuorientierung», aber nicht über die aussichtsreiche Kandidatur für die Landesregierung.

Wenn es hier einen Geheimplan gibt, dann ist er noch genialer als derjenige zur Blocher-Abwahl 2007. Und der war derart genial, dass die Beteiligten auch anderthalb Jahrzehnte später selbst noch kaum glauben können, dass der funktioniert hat.

Beat Jans Hearing Bundesratswahlen
Bundesratskandidat Beat Jans, Regierungpräsident (SP/BS), anlässlich seines Hearings vor der Fraktion der Mitte-Partei, am Dienstag, 12. Dezember 2023 im Bundeshaus in Bern. - keystone

Es müsste ja fast etwas sein in Richtung… Gerhard Andrey erhält bei der Wahl von FDPler Ignazio Cassis viel mehr Stimmen, als Grüne und ein paar versprengte Grünliberale zusammenbringen. Was nur wenige wissen: Die Stimmen kommen gar nicht von der SP, sondern der halben SVP. Diese tut entrüstet, zieht die FDP mit, die «Mitte» etwa bis zur Mitte, was dann reicht, um Daniel Jositsch doch noch zu wählen und erst noch der SP die Schuld dafür zu geben.

Ups, jetzt ist der Geheimplan nicht mehr geheim. Aber geglaubt haben Sie es, oder?

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