Die Reitschüler haben Mass-Voll mit einer Fake-Identität übertölpelt. Co-Präsident Nicolas A. Rimoldi nennt die Aktion «unanständig», räumt aber Fehler ein.
Janina Mass-Voll Fake  Reitschule
«Janina» (oder auch «Hilda Baas») ist ein computergeneriertes Bild einer fiktiven Frau, das mit einer erfundenen Geschichte im Instagram-Profil von «Mass-Voll» landete. - Instagram/@mass.voll / Twitter/@wedontexisthere
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Das Wichtigste in Kürze

  • Berner Reitschüler haben «Mass-Voll» mit einem fiktiven Testimonial reingelegt.
  • Die Geschichte der von Corona-Massnahmen betroffenen «Janina» wurde nicht überprüft.
  • «Mass-Voll» sieht den Fehler ein, macht aber der Gegenseite erneut Vorwürfe.

«Janina» gibt es gar nicht. Ihr Porträt ist die Kreation eines Algorithmus und sieht sehr real aus. So real, dass es vom Corona-kritischen Verein «Mass-Voll» für echt genommen wurde.

Denn «Janina» hatte auch eine Geschichte zu erzählen: Wie die Massnahmen gegen das Coronavirus die Menschen krank machen. Erfunden haben die Geschichte dagegen sehr reale Personen von «Megafon», der Zeitschrift der Berner Reitschule. Sie haben «Janina» auch «Mass-Voll» untergejubelt haben.

Mass-Voll prüfte Identität nicht

«Mass-Voll» publizierte die Geschichte samt Foto auf Instagram als eines der Testimonials, die die Kampagne gegen Corona-Massnahmen begleiten.

Die Reitschüler sahen sich bestätigt: Keine Nachfragen, kein Anruf oder Treffen, keine Kontrolle. «Das Risiko von Falschinformationen ist somit hoch», schlussfolgert «Megafon», selbst wenn «Mass-Voll» unabsichtlich solche streue.

Bei Nicolas A. Rimoldi, Co-Präsident von «Mass-Voll», kommt die Aktion überhaupt nicht gut an. «Dieser niederträchtige und unethische Akt des Hasses ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die geliebte Menschen verloren haben.»

Rimoldi vermutet dunkelste Beweggründe der linken Reitschüler gegen den liberalen Jungpolitiker. «Die Antifa reagiert unanständig und hysterisch, weil sie uns weder inhaltliche Kritik noch sachliche Argumente entgegenzusetzen haben.»

Rimoldi gibt Fehler zu: «Werden dies optimieren»

Dass das Thema etwas heikel für Streiche ist, ist offenbar auch den Reitschülern bewusst. So weisen sie darauf hin, dass in der Schweiz die Krise bei viele Menschen psychische Probleme verstärkt habe. «Dieser Umstand ist ernstzunehmen», aber umso wichtiger sei die Sorgfalt im Umgang mit solchen Geschichten.

Nicolas A. Rimoldi Mass-Voll
Nicolas A. Rimoldi, Co-Präsident von «Mass-Voll», an der Kundgebung gegen die Corona-Massnahmen in Liestal BL am 20. März 2021. - zvg

Rimoldi gelobt denn auch Besserung: «Ja, wir haben zu wenig aufgepasst und werden dies optimieren.» Als Liberaler habe er halt ein Grundvertrauen in die Menschen. «Daran ändert sich nichts», betont er.

Auch in St. Gallen gibt es Gegenwind

Den Bestrebungen von «Mass-Voll» werden indes auch anderswo Steine in den Weg gelegt. So hat Rimoldi der St. Galler Stadtpräsidentin Maria Pappa einen Nau.ch vorliegenden Brief geschrieben. Er sei «entsetzt über das Verhalten der St. Galler Polizei und von Ihnen persönlich» im Zusammenhang mit den Krawallen vor Ostern.

Krawalle St.Gallen Coronavirus
Ansammlung von mehreren hundert Jugendlichen, am Freitag, 2. April 2021, in St. Gallen. - keystone

Um dem Nachdruck zu verleihen, will «Mass-Voll» am Samstag eine «Solidaritäts-Demonstration gegen Polizeigewalt und für die Grundrechte» durchführen. Im Brief bittet er um Kontaktaufnahme zwecks gemeinsamen Organisierens eines «friedlichen und fröhlichen Events».

Die Antwort aus St. Gallen dürfte indes weniger fröhlich ausfallen: Bewilligungen für Veranstaltungen müssen zwei Wochen im Voraus eingeholt werden.

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