Der Bundesrat muss gegen seinen Willen einen Bericht zum Frauenanteil in den sogenannten Mint-Berufen ausarbeiten lassen. Der Nationalrat hat dies am Donnerstag auf Antrag seiner Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK-N) beschlossen.
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Der Nationalratssaal im Bundeshaus in Bern. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mit dem mit 114 zu 64 Stimmen bei 10 Enthaltungen gutgeheissenen Postulat wird die Landesregierung beauftragt, in Zusammenarbeit mit den Kantonen die bisher ergriffenen Massnahmen zur Steigerung des Frauenanteils in den Mint-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) darzulegen.

Dieser Bericht soll insbesondere eine Analyse der Wirksamkeit dieser Massnahmen enthalten sowie eine spezifische Strategie.

Trotz der Bemühungen der Schweiz seit 2009 habe der Frauenanteil in den Mint-Berufen - insbesondere in der Informatik - nicht signifikant erhöht werden können, begründete die Kommissionsmehrheit ihren Vorstoss. Die Schweiz gehöre weiterhin zu den OECD-Ländern mit dem tiefsten Frauenanteil in Mint-Berufen.

Obwohl es viele Initiativen in diesem Bereich gebe, bestehe grosser Handlungsbedarf, sagte Mehrheitssprecherin Sandra Locher Benguerel (SP/GR). Aktuell wählten nur wenige Frauen eine Lehre oder einen Beruf im Mint-Bereich. Divers zusammengesetzte Teams seien indes bekanntermassen innovationsfähiger. Und mehr Frauen in Mint-Berufen könnten zudem den Fachkräftemangel entschärfen.

Minderheitssprecherin Diana Gutjahr (SVP/TG) wehrte sich gegen die «ständige Vergenderisierung jedes Themas». Zudem würden auf Sekundar- und Tertiärstufe bereits zahlreiche Massnahmen umgesetzt, um Mädchen für sogenannten Knabenberufe und umgekehrt zu begeistern.

Ein weiterer Bericht führe nicht dazu, dass das berechtigte Anliegen an der Basis ankomme. Dagegen biete beispielsweise der Zukunftstag am 10. November einen Tag lang ganz praktischen Anschauungsunterricht für interessierte junge Menschen.

Auch der Bundesrat hielt das Postulat für überflüssig, weil bereits weitestgehend erfüllt. Ein Überblick über die Massnahmen für die Förderperiode 2021-2024 im Bereich Bildung, Forschung und Innovation (BFI) betreffend die Chancengerechtigkeit und die Förderung des Frauenanteils im Mint-Bereich sei auf der Website des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) verfügbar.

Der Aktionsplan Gleichstellungsstrategie 2030 des Bundesrats enthalte ebenfalls verschiedene Massnahmen zur Förderung von Frauen im Mint-Bereich. In der BFI-Botschaft 2025-2028 solle diese Thematik ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Konkret bedeute dies, dass die BFI-Akteure die Thematik in ihrer Mehrjahresplanung berücksichtigen und insbesondere Massnahmen zur Förderung von Frauen in Mint-Berufen vorsehen müssten.

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