Der Bundesrat wird heute Mittwoch über den Kauf der neuen Kampfjets für die Armee diskutieren. Als Favorit wird der Lockheed Martin F-35 gehandelt.
Lockheed Martin F-35
Kampfjets welchen Typs heben künftig in den Schweizer Luftraum ab? Am Mittwoch beschäftigt sich der Bundesrat mit dieser Frage. (Archivbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat diskutiert heute über den Kauf neuer Kampfjets.
  • Der amerikanische Tarnkappenjet F-35 von Lockheed Martin gilt als Favorit.
  • Die Linke droht jedoch bereits mit einer Initiative gegen den Jet von Lockheed Martin.

Laut Medienberichten soll der US-Tarnkappenjet Lockheed Martin F-35 soll im technischen Evaluationsverfahren von Armasuisse am besten abgeschnitten habe. Das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) nahm dazu keine Stellung. Am Mittwoch werden nun die Karten auf den Tisch gelegt. Ob der Bundesrat einen definitiven Entscheid fällt, ist aber offen.

Anforderungen sind bekannt

Bekannt sind die Anforderungen an die neuen Kampfjets. So sollen in Zukunft vier Kampfflugzeuge während vier Wochen ständig den Schweizer Luftraum schützen können. Parallel dazu soll die Luftwaffe im Fall eines bewaffneten Angriffs auch Luftaufklärung machen und Bodenziele bekämpfen.

Für den Kauf stehen zwei amerikanische Typen und zwei europäische Flieger zur Auswahl. Es handelt sich um den Lockheed Martin F-35 und den F/A-18 E/F Super Hornet von Boeing. Aus Europa kommt der französische Rafale von Dassault und das von Deutschland angebotene Gemeinschaftsprojekt Eurofighter von Airbus. Der Gripen E des schwedischen Herstellers Saab nahm sich im Juni 2019 selber aus dem Rennen.

Kampfjet-Kauf beschäftigt Politik seit langem

Die Beschaffung von Kampfjets ist in der Schweiz stets ein Politikum. Besonders umstritten war in der jüngeren Vergangenheit der Erwerb des amerikanischen Hornet. Nach dem Nein des Stimmvolks zum Gripen im Jahr 2014 startete der Bundesrat das Projekt «Air2030».

Im März 2018 beschloss der Bundesrat, dem Volk nur den Grundsatzentscheid zur Beschaffung von Kampfjets zu überlassen. Der Typen-Entscheid übernimmt der Bundesrat allerdings selbst.

Anderthalb Jahre später verabschiedete das Parlament den Bundesbeschluss über die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge. Dieser ermöglicht den Kauf neuer Kampfjets für bis zu 6 Milliarden Franken. Er schreibt auch Gegengeschäfte von 60 Prozent des Kaufpreises im Inland vor.

Das von der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (Gsoa), der SP und den Grünen lancierte Referendum scheiterte im September. Mit 49,9 Prozent Nein-Stimmen fiel das Ergebnis hauchdünn aus, knapp 9000 Stimmen gaben den Ausschlag.

Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen entscheidend

Verteidigungsministerin Viola Amherd gab im Mai bekannt, dass die Ergebnisse der Jet-Beurteilungen durch die Experten öffentlich gemacht werden sollen. Das Verhältnis von Kosten und Nutzen sei die Basis beim Entscheid.

viola amherd
Die Verteidigungsministerin Viola Amherd. - Screenshot Youtube / Der Schweizerische Bundesrat

Sie könne es nicht vertreten, wenn aus politischen Gründen ein Flugzeug gekauft werde, das teurer oder schlechter sei. Diese Evaluation wird nun mit Spannung erwartet. Glaubt man den Medienberichten von vergangener Woche, soll der F-35 in der Evaluation mit Abstand am besten abgeschnitten haben.

Volksinitiative gegen den Lockheed Martin F-35?

Innenpolitisch wäre die Wahl eines amerikanischen Fliegers mit viel Gegenwind verbunden. Eine Koalition mit Gsoa, SP und Grünen droht mit einer Volksinitiative. Dies aber nur, falls sich der Bundesrat für den Lockheed Martin F-35 oder den F/A-18 entscheidet. Was dies für den Beschaffungsprozess bedeuten würde, ist offen.

Lockheed Martin F-35
Der hubschrauber von Rüstungskonzern Lockheed Martin, der auch das Kampfflugzeug F-35 A (im Bild) für die Schweiz produzieren soll, sei technisch wenigere ausgereift. - Keystone

Der Bundesrat dürfte aber auch andere Aspekte in seinen Entscheid einfliessen lassen. So könnte die Wahl eines europäischen Jets die nach dem gescheiterten Rahmenabkommen angespannten Beziehungen mit der EU womöglich etwas verbessern. Auf der anderen Seite könnte die Wahl eines US-Herstellers die Pläne für ein Freihandelsabkommen mit den Amerikanern in Gang bringen.

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