Die Kommission für Rechtsfragen des Nationalrats (RK-N) beratet am Donnerstag über ein Verbot von Konversions-«Therapien» – das Anliegen hat gute Chancen.
Angelo Barrile im Nationalrat
Angelo Barrile (SP) spricht im Nationalrat. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Donnerstag tagt die Kommission für Rechtsfragen des Nationalrats RK-N.
  • Die Chancen stehen gut, dass sie ein Verbot sogenannter «Homo-Heilungen» gutheisst.
  • Spannend wird sein, ob das Verbot für alle oder nur Menschen unter 25 Jahren gelten soll.
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Diese Woche könnte die Kommission für Rechtsfragen des Nationalrats RK-N einen wichtigen Meilenstein für das Verbot von sogenannten Konversionstherapien setzen. Bei diesen Praktiken wird versucht, Menschen mit einer homosexuellen Veranlagung zu heterosexuellen Menschen «umzupolen» und so zu «heilen».

vereinigtes königreich
Gleichgeschlechtliche Liebe ist keine Krankheit und muss deshalb auch nicht therapiert werden. In diesem Sinne hat in Deutschland nach dem Bundestag auch der Bundesrat ein Verbot der «Konversionstherapie» für Minderjährige befürwortet. Die Schweiz ist noch nicht ganz so weit. (Archivbild) - sda - Keystone/WALTER BIERI

Die RK-N berät am Donnerstag drei ähnliche Initiativen. Die erste wurde von GLP-Nationalrätin Katja Christ eingereicht, die ein Verbot von Konversionsbehandlungen bei Minderjährigen. Rund zwei Wochen später folgten diejenigen der SP-Mitglieder Sarah Wyss und Angelo Barrile, die beide fast wortgleich sind. Die Anträge unterscheiden sich nur darin, dass Wyss ein generelles Verbot fordert, Barrile hingegen bei Kindern und Jugendlichen unter 25 Jahren.

GLP Konversionstherapie
GLP-Nationalrätin will ein Verbot von Konversionsbehandlungen bei Minderjährigen. - Keystone

Das Kalkül dahinter: Am liebsten will die SP solche Massnahmen komplett verbieten. Falls dies misslingen sollte, hätte man mit dem Verbot für Kinder und Jugendliche einen Plan B. «Ich gehe davon aus, dass wir für das Verbot bei allen unter 25-Jährigen eine unbestrittene Mehrheit erreichen», gibt sich Nationalrat Barrile zuversichtlich.

Angelo Barrile
SP-Nationalrat Angelo Barrile
Sarah Wyss
Die Basler SP-Nationalrätin Sarah Wyss spricht an einer Medienkonferenz der Finanzkommission.

Diese Konversionsmassnahmen – Barrile vermeidet bewusst das Wort Therapie, da ohne Krankheit auch kein Heilungsprozess möglich sei – könnten zu psychischen Schäden bis hin zu Suizidalität führen. «Bis 25 ist die Hirnentwicklung nicht abgeschlossen und die Persönlichkeit besonders vulnerabel, deshalb kann der angerichtete Schaden gerade bei Jugendlichen besonders gross sein.» Ausserdem könnten gerade Jugendliche oft dem Druck aus dem familiären Umfeld nicht standhalten.

«Verbot auch für Opfer wichtig»

Auch der Bundesrat vertritt die Meinung, dass diese Praktiken falsch und abzulehnen seien. Da die Berufsverbände die Konversionsmassnahmen von sich aus ablehnten und sanktionierten, gebe es aber keinen Handlungsbedarf.

Dies ist aus Sicht Barriles ein Trugschluss. «Meistens werden diese Handlungen von selbsternannten Coaches oder Seelsorger durchgeführt. Da greift auch kein Berufsverband, der Sanktionen aussprechen kann. Daher muss dies strafrechtlich geregelt werden.»

Zwei schwule Männer schneiden ihre Hocheitstorte an
Zwei schwule Männer schneiden ihre Hocheitstorte an - dpa/dpa/picture-alliance

Doch auch für die Opfer brächte die Änderung wichtige Vorteile. «Bisher müssen Geschädigte sich zivilrechtlich wehren. Sie müssen sich selbst um die Anzeige kümmern und hohe Kosten tragen», so Barrile. Der strafrechtliche Weg würde die Opfer wesentlich entlasten.

In Österreich und Deutschland bereits verboten

Österreich und Deutschland haben bereits Verbote von Konversionsmassnahmen erlassen. «Seither haben auffälligerweise Vereine mit entsprechenden Angeboten für ‹Selbstfindung› ihren Sitz in die Schweiz verlegt. Mit dieser Gesetzesänderung wollen wir auch vermeiden, dass diese Verbote über die Schweiz umgangen werden», so Barrile.

Befürworten Sie ein Verbot von Konversionsmassnahmen?

Der SP-Nationalrat hofft auf einen Erfolg seiner Kollegin Wyss. Er persönlich habe bei Gesprächen im Parlament kaum Widerspruch bekommen, ausser dass sich Erwachsene ja selber wehren könnten. Auch hätten Mitglieder sämtlicher Fraktionen mitunterschrieben. Deswegen ist er optimistisch, dass die Kommission wenigstens seinen Plan B annimmt.

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