Gastrosuisse-Präsident Beat Imhof will keine «Working Poor»

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Bern,

Der Präsident von Gastrosuisse, Beat Imhof, widerspricht dem Arbeitgeber-Direktor Roland Müller in der Lohnfrage.

Gastrosuisse Beat Imhof
Gastrosuisse-Präsident Beat Imhof. - keystone

Gastrosuisse-Präsident Beat Imhof hat im «Blick» Arbeitgeber-Direktor Roland Müller widersprochen. Dieser hatte zuvor der Zeitung gesagt, existenzsichernde Löhne seien nicht Aufgabe der Arbeitgeber.

Imhof entgegnete darauf im Interview: «Wir wollen keine Working Poor. Wenn wir es als Branche nicht schaffen, anständige Löhne zu bezahlen, haben wir auf dem Markt keine Zukunft.» Ein vom Bundesrat allgemeinverbindlich erklärter GAV sei ein Gesamtpaket, das nicht nur Mindestlöhne enthalte, sondern viele weitere Regelungen wie zusätzliche Ferien, 13. Monatslohn oder Aus- und Weiterbildung.

Die Gastrobranche sei zudem ein wichtiger Integrationsmotor, da viele Ungelernte mit geringen Sprachkenntnissen durch Weiterbildung rasch höhere Löhne erzielen könnten. Der Unterschied zu den kantonalen Mindestlöhnen sei in der Gastrobranche oft klein, im Kanton Neuenburg liege er sogar höher. «In der Realität sind die Löhne oft jetzt schon höher, weil wir sonst gar keine Fach- und Arbeitskräfte mehr bekommen würden», sagte Imhof weiter im «Blick».

Hintergrund ist die bevorstehende Debatte im Nationalrat am 17. Juni. Bestimmungen in allgemeinverbindlich erklärten Gesamtarbeitsverträgen sollen künftig Vorrang vor kantonalen Mindestlöhnen haben. Würde die Vorlage umgesetzt, würden vom Volk bestätigte kantonale Mindestlöhne fallen, sofern der Bundesrat für die betroffenen Branchen den GAV als allgemeinverbindlich erklärt hat.

Die Mehrheit der vorberatenden Kommission befürwortet die Vorlage und betrachtet kantonale Mindestlöhne als einseitigen Eingriff in die sozialpartnerschaftliche Tradition. Die Minderheit tritt mit sozial- und staatspolitischen Argumenten an. Das Bundesgericht habe Mindestlöhne als verfassungskonform bezeichnet.

Kommentare

User #3964 (nicht angemeldet)

Der Arbeitgeber Direktor ist halt ein Lobbyist und kein Ökonom für Volkswirtschaft. Wenn es dem Volk gut gehen soll, muss es 3x mehr als "nötig" verdienen. Sowas bringt man in der EU natürlich nicht bei, aber im Ausland weiss das jeder Wirtschafts Student.

User #2541 (nicht angemeldet)

Wir haben die Working Poor schon! Durch die Krankenkassenprämien und die Mieten sowie dem allgemeinen Preisniveau in der Schweiz, können sich untere Einkommen in der Schweiz gar nichts mehr leisten. Wenn ich da lese, dass 90% der Rentner in Saus und Braus leben, ist das Ironie pur. Ich bin seit 2 Jahren selber Rentner und kann nach 38 Jahren Arbeit kaum überleben, auch wegen den Steuern. Die Schweiz endet böse!

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