Eurovision Song Contest: «Schweiz riskiert einen Image-Schaden»
Der Eurovision Song Contest in Basel ist gestartet. Statt nur um Gesang geht es auch um Politik. SVP-Nationalrat David Zuberbühler bedauert dies.

Das Wichtigste in Kürze
- Bei der ESC-Parade am Sonntag in Basel standen unter anderem Palästina-Proteste im Fokus.
- SVP-Mann David Zuberbühler kritisiert die politischen Aktionen am Gesangswettbewerb.
- Nemos Forderung, Israel vom ESC auszuschliessen, kommt derweil unterschiedlich gut an.
Der Eurovision Song Contest in Basel ist eröffnet. Am Sonntag fand die Parade statt, an der sich die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler in der Stadt präsentierten. Neben viel Vorfreude auf den Wettbewerb gab es allerdings auch umstrittene Szenen.
Zahlreiche Menschen protestierten nämlich mit entsprechenden Flaggen für Palästina. Unschön wurde es, als das Tram mit der israelischen Delegation seinen Auftritt hatte. Es wurde blockiert – zudem soll es eine Drohgeste gegen die israelische Sängerin gegeben haben. Die Delegation hat Anzeige eingereicht.
Zuvor sorgte bereits Nemo für Aufsehen. Das Bieler Talent, das den ESC vor einem Jahr gewann, forderte einen Ausschluss Israels vom Wettbewerb.
Kritik an den Palästina-Protesten am Eurovision Song Contest
Die antiisraelischen Kundgebungen sorgen bei David Zuberbühler für Unverständnis. Der Ausserrhoder SVP-Nationalrat sagt gegenüber Nau.ch: «Diese Proteste haben in diesem Rahmen nichts verloren. Der ESC soll ein verbindendes Kulturevent sein und keine Plattform für politische Botschaften.»
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In Basel habe man in vielen Fällen Antisemitismus gesehen, getarnt als Israelkritik, so Zuberbühler. Laut dem Mitglied der Freundschaftsgruppe Schweiz-Israel kann man nicht einfach von einem Ausdruck der Meinungsfreiheit sprechen.
«Wenn sich Mitglieder der israelischen Delegation bedroht fühlen und sogar Anzeige erstatten, ist das ein klarer Weckruf», hält Zuberbühler fest.
SVP-Zuberbühler: «Schweiz riskiert Imageschaden»
Klar ist: Der Eurovision Song Contest ist ein internationaler Grossevent – die Bilder aus Basel gehen um die Welt. Wenn es dann solche Proteste gibt, ist das laut Zuberbühler nicht gut für die Schweiz. «Die Schweiz riskiert als Gastgeber mit solchen Vorfällen durchaus einen Imageschaden», so der Nationalrat.
Die Schweiz sollte Souveränität und Kontrolle vermitteln. Es sei wichtig, dass die Veranstalter auf Neutralität setzen und politische Provokationen stoppen.
Nemos Aussagen bezeichnet Zuberbühler als «verantwortungslos». Für den SVPler ist klar: «Nemo hat den ESC zur Bühne für plumpe Anti-Israel-Propaganda gemacht.» Besonders nach dem 7. Oktober sei es ein Skandal, ausgerechnet Israel ausschliessen zu wollen.
Zuberbühlers Appell: «Wer die Schweiz auf internationaler Bühne vertritt, sollte Haltung zeigen und nicht Öl ins Feuer giessen.»
Mitte-Ständerätin: «Proteste widersprechen Werten des Anlasses»
Ähnlich beurteilt die Situation auch die Aargauer Mitte-Ständerätin Marianne Binder-Keller. Sie sagt gegenüber Nau.ch: «Der ESC soll ja ein unpolitischer länderverbindender lustvoller Anlass sein, an welchem sich Künstlerinnen und Künstler in einer schönen friedvollen Atmosphäre messen.»

Auch für sie ist klar: «Diese einseitigen Proteste mit einschlägigen Gesten und Rufen widersprechen den Werten des Anlasses und schaden deshalb dem Image des Anlasses und somit dem Image der Schweiz.»
Auch die Ausschlussforderung von Nemo gegen Israel schade, ist Binder-Keller überzeugt. Die Veranstalter würden diese Aussagen aber stattdessen noch als legitime Israelkritik abtun.
Nemo erntet Zuspruch von Juso und Jungen Grünen
Auf der anderen politischen Seite ist Nemos Ausschlussforderung beliebter. Juso-Präsidentin Mirjam Hostetmann äussert sich auf Anfrage von Nau.ch nicht zu den Ereignissen an der Parade vom Sonntag.
Gegenüber der «Basler Zeitung» sagte Hostetmann aber kürzlich: «Es ist unverständlich, dass Israel angesichts der Verstösse gegen Menschen- und Völkerrechte noch nicht wie Russland vom ESC ausgeschlossen wurde.»
Dem Aufruf, den Eurovision Song Contest zu boykottieren, folge die Juso jedoch nicht. Die Demos unterstütze man ebenfalls nicht.
Ähnlich sieht es auch Magdalena Erni, Co-Präsidentin der Jungen Grünen: «Wir finden es falsch, dass Israel am ESC teilnehmen darf, die humanitäre Lage in Gaza ist katastrophal», sagte sie gegenüber der NZZ.
Man sei aber nicht gegen den Eurovision Song Contest an sich. Nemos Sieg habe beispielsweise die wichtige Debatte um das dritte Geschlecht angestossen, hebt Erni hervor.
«Schrilles Spektakel» statt «verbindendes Kulturelement»
Ganz anders blickt Zuberbühler auf den Gesangswettbewerb. Dieser entferne sich immer mehr von seinem ursprünglichen Ziel, ein «verbindendes Kulturelement» zu sein.
Stattdessen sei der ESC immer mehr ein «schrilles Spektakel», das mit Musik, Kultur und Miteinander wenig zu tun habe.
Der eigentliche Eurovision Song Contest beginnt am Dienstag. Dann steht nämlich der erste Halbfinal auf dem Programm. Am Donnerstag folgt die zweite Vorentscheidung – am Samstag der grosse Final.