Für die Junge SVP zeigt der Konzert-Abbruch in der Berner Lorraine wegen «kultureller Aneignung» klar, dass die «Woke-Culture» zu weit fortgeschritten sei.
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Die Band Lauwarm - Instagram / @lauwarm_music

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Konzert in Bern wird abgebrochen, weil Gäste die «kulturelle Aneignung» anprangern.
  • Für die Junge SVP steht fest, dass die Woke-Kultur zu weit gehe.
  • Die Juso will die Diskussion um das Thema führen, aber nicht rund um den aktuellen Fall.
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Ein Konzert in der Berner Beiz Brasserie gibt zu Reden. Oder besser gesagt: der zweite Teil, der gar nicht stattgefunden hat. Nach Beschwerden von Gäste wegen angeblicher «kultureller Aneignung» hatten die Betreiber entschieden, das Konzert der Band «lauwarm» zu unterbrechen.

Lauwarm
Die Band «Lauwarm» musste ihr Konzert in der Brasserie Lorraine abbrechen. - instagram/lauwarm_music

«Lauwarm» besteht aus fünf weissen Männern, einige von ihnen tragen Dreadlocks. In den Augen mancher Gäste waren die Berner deshalb nicht berechtigt, Reggae zu spielen.

Der Konzertabbruch löst einen regelrechten Shitstorm aus. Besonders bürgerliche Politiker versetzt die «übertribene Wokeness» in Rage.

Lauwarm Kulturelle Aneignung
FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen zum Konzert-Abbruch der Berner Musiker von «lauwarm». - Twitter

«Das ist rassistisch und stereotypisch», schreibt auch die Junge SVP Bern in einer Medienmitteilung. Die «Woke-Culture» habe auch in der Schweiz unsägliche Ausmasse angenommen. Durch dieses Verhalten würden wahrhaftig rassistisch-diskriminierende Äusserungen bagatellisiert.

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Adrian Spahr (l.) und Nils Fiechter sind Co-Parteipräsidenten der Jungen SVP Kanton Bern. - nilsfiechter.ch

«Der Konzert-Abbruch ist das einzig Rassistische, was in letzter Zeit in der Brasserie Lorraine vorgefallen ist. Hiermit wurden die Bandmitglieder diskriminiert, weil sie weiss sind», sagt Nils Fiechter, Co-Parteipräsident der Jungen SVP Kanton Bern.

Juso-Chef Nicolas Siegrist schweigt lieber

Der neue Juso-Chef, Nicola Siegrist, will die Entscheidung der Brasserie-Betreiber nicht kommentieren: «Die genauen Abläufe in Bern kann und will ich nicht beurteilen.»

JUSO
Nicola Siegrist, neuer JUSO Präsident, spricht während einer ausserordentlichen Jahresversammlung der JUSO, am 19. Juni 2022. - Keystone

Das heisst aber nicht, dass ihn das Thema kaltlässt: «Es wäre aber eigentlich wichtig, dass wir uns auch in der Schweiz vermehrt mit Rassismus auseinandersetzen und die Kolonialgeschichte aufarbeiten. Ich denke aber, dass dieser spezifische Fall nicht geeignet ist für diese öffentliche Diskussion.»

«Die Schweiz hat in ihrer Geschichte so stark von Rassismus profitiert: Dazu müssen wir uns als Nicht-Betroffene bilden und ehrlich diskutieren», fordert Siegrist.

Verstehen Sie die Probleme der «kulturellen Aneignung»?

Es ist nicht das erste Kapitel in der musikalischen Auseinandersetzung zwischen den beiden Jungparteien in diesem Sommer. Die Juso forderte Clubbetreiber dazu auf, den sexistischen Ballermann-Hit «Layla» nicht zu spielen. Als Reaktion darauf lancierte die Junge SVP eine Kampagne, um das Lied auf Platz 1 der Hitparade zu hieven.

Und es war bestimmt nicht das letzte Kapitel. Denn die Junge SVP fährt nach eigenen Angaben eine «Stop-Woke!»-Kampagne, um auf «die Gefahr übertriebener politischer Korrektheit gegenüber unserer freiheitlichen Gesellschaft» hinzuweisen.

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