«Die Croods - Alles auf Anfang»: Höhlenfamilie sucht Heim
Keine Angst vor Fussgeruch? Vor psychedelischen Farbbomben? Der überdrehte Steinzeitspass ohne Altersbeschränkung ist das Richtige für kühlende Kinobesuche an heissen Tagen.

Das Wichtigste in Kürze
- Wolfsspinnen mit sechs Augen, skurrile Wassermelonen, überdimensionierte Erdbeeren, süss-unheimliche Kreaturen mit schrecklichen Zähnen, lilafarbene Kürbisse, verbotene Früchte.
Dazu eine Höhlenfamilie, wie sie chaotischer kaum sein könnte.
Wilder und lauter, bunter, aber auch gesamtfamilientauglicher dürfte es kaum mehr werden diesen Kinosommer. Die Croods sind zurück! Jene Steinzeitfamilie, die 2013 erstmals in einem farbenfrohen 3D-Spass über die weltweiten Leinwände purzelte. Und dafür schliesslich sogar mit einer Oscarnominierung bedacht wurde.
Bei Produktionskosten von rund 130 Millionen soll das Werk weltweit deutlich über 500 Millionen US-Dollar generiert haben. Nun entlässt Regisseur Joel Crawford die Urzeitfamilie rund um Oberhaupt Grug in ein frisches Animationsabenteuer. Wie 2013 ist als Stimmleihgeber der synchronisierten Fassung erneut Uwe Ochsenknecht dabei.
Ist das das Paradies?
Der armen, dabei stets frohgemuten Familie steht diesmal nicht weniger bevor, als die Suche nach einem neuen, endlich sicheren Zuhause. Plötzlich stossen Grug, Eep, Thunk, Ugga und wie sie alle heissen auf einen mächtigen, mauerartigen Zaun. Dahinter idyllische, ja paradiesische Zustände. Und ein klitzekleines Problem: Die Familie Betterman (deutsch: Bessermann) hat sich hier bereits breitgemacht.
Eine Familie, die nicht nur ihrem Namen («Betonung auf Besser!») mehr als gerecht wird, die auch evolutionsmässig schon ein paar Stufen mehr genommen zu haben scheint: schnieke Flip-Flops an den Füssen, ein exquisites Baumhaus mit Fahrstuhl und Dusche (!), gepflegte Haare, ein prähistorischer Fern-Seher, Sauna - lauter Dinge, mit denen man Steinzeitfamilienboss Grug gar nicht erst zu kommen braucht.
Schliesslich hat dieser, nur mit einem Fell bekleidete, wertkonservative Protagonist («neu ist immer schlecht») nicht nur ein recht eigenes Verhältnis zur Körperhygiene - nein, er will auch partout an der hübschen, wenn auch olfaktorisch durchaus belastenden Tradition festhalten, dass sich die Croods allabendlich zum Schlafen übereinanderlegen. Gestapelt wie ein Haufen Pfannkuchen.
«Die Sippe trennt sich nicht!». «The pack stays together!», das ist das in der englischen Originalversion von Nicolas Cage ausgegebene Credo eines Films, der Freude bereitet. Selbst wenn er zunächst sämtliche kinorelevanten Sinnesorgane gänzlich zu überfordern droht.
«Die Croods - Alles auf Anfang»: Das fühlt sich an wie der kalte Sprung in einen völlig überhitzten, lärmbeschallten Farbtopf. Zumal für coronabedingt kaum noch an Leinwände und überpotente Lautsprecher gewöhnte Augen und Ohren. Und doch: Joel Crawford (der für den 95-Minüter erstmalig auf einem Kinofilmregiestuhl Platz nehmen durfte) gelingt ein formidabler, mal an die «Familie Feuerstein», mal an «Ice Age», mal an Al Bundy erinnernder Sommerspass.
, USA 2020, 95 Min., FSK ab 0, von Joel Crawford