Fast wurde er in den Stadtrat gewählt. Nun politisiert Dominik Waser (Grüne) im Gemeinderat – nicht aus Spass, sondern weil er dies als seine Pflicht ansieht.
dominik Waser
Trinkt lieber Wein, statt Bier und würde gerne nochmals für den Stadtrat kandidieren: Dominik Waser. - Tsüri.ch / Elio Donauer
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Das Wichtigste in Kürze

  • Dominik Waser (Grüne) schaffte es bei der letzten Wahl beinahe in den Zürcher Stadtrat.
  • Seine Tätigkeit im Gemeinderat sieht er als seine Pflicht an, nicht als Spass.
  • Eine weitere Kandidatur für den Stadtrat schliesst Waser nicht aus.
  • Die junge Generation müsse «mit an den Tisch» mit «mehr Mut und Konsequenz», sagt er.

Der gelernte Landschaftsgärtner und Gründer des Antifoodwaste-Unternehmens «Grassrooted» hat vor allem ein politisches Ziel: die Bekämpfung der Klima- und Biodiversitätskrise.

Viele Ereignisse haben Dominik Waser politisiert. Zum Beispiel, als er zum ersten Mal «tonnenweise Bio-Gemüse gesehen habe, das aufgrund absurder Qualitätsnormen fortgeworfen wurde». Zudem haben ihn die Klimabewegung und sein queer-Sein tief geprägt und tun das noch heute.

Seit Mai 2022 sitzt der Mittzwanziger im Zürcher Gemeinderat und versucht dort soziale und ökologische Anliegen zusammenzubringen: «Dabei gilt, kein Klimaschutz ohne soziale Gerechtigkeit im Kern.» Sein Amt übe er nicht zum Spass aus, wie Waser im Gespräch erklärt.

Parlamentsarbeit sei eine Notwendigkeit, weil die Menschheit «gerade in rasantem Tempo unsere Lebensgrundlagen» zerstört. Deshalb sei es eine Pflicht: «Eine Pflicht als privilegierte Person und diese versuche ich wahrzunehmen so gut ich kann.»

Nur ganz knapp hat er bei den letzten Wahlen den Sprung in die Regierung verpasst. Es sei nicht seine alleinige Entscheidung, ob er nochmals als Stadtrat kandidiert. Doch wenn es nach ihm geht, schliesst Waser eine erneute Kandidatur nicht aus: «Klar ist, unsere Regierung braucht dringend Erneuerung. Die junge Generation muss mit an den Tisch – es braucht mehr Mut und Konsequenz.»

Mit wem von der anderen Ratsseite würden Sie gerne mal ein Bier trinken gehen?

Vis-a-vis von meinem Sitzplatz sind Ratspräsidium und Stadtrat. Da gibt es einige, mit denen ich was trinken würde. Lieber jedoch Wein als Bier.

Als Linker sind Sie im Gemeinderat fast immer in der Mehrheit – hat Sie ein Abstimmungsergebnis trotzdem geärgert?

Gerade vor einer Woche hat die SP mein Postulat zum Projekt Klimagenossenschaft abgelehnt. Aus meiner Sicht mit schlechten Argumenten. Doch ich ärgere mich viel öfters über anderes als das Abstimmungsverhalten...

National sind die grünen Kräfte in der Minderheit, in der Stadt sind sie dominant. Wie wollen Sie diese Blockade lösen?

Das ist eine traurige Wahrheit. Solange wir nicht national und kantonal die richtigen Mehrheiten haben, werden wir unsere Klimaziele nie erreichen. Wir werden auch keine soziale Politik machen können.

Es gibt also nicht viele andere Möglichkeiten, als weiterzumachen, besser zu werden, stärker zu werden. Wir müssen andere Geschichten erzählen, davon bin ich überzeugt.

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Hinweis: Dieser Artikel ist zuerst bei «Tsüri.ch» erschienen. Autor Simon Jacoby ist Co-Geschäftsleiter und Chefredaktor beim Zürcher Stadtmagazin.

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