Romeo und Julia auf dem Dorfe

Härdöpfelsalat statt Pasta, Heugabeln statt Schwerter: Gottfried Keller katapultiert Shakespeares berühmtes Drama von Verona nach Seldwyla, wodurch es an Schärfe gewinnt: Selbst nichtigste Anlässe lösen Feindschaften aus, die am Ende zwei Menschen das Leben kosten.

«Als sie durch die stillen Gassen kamen und an ihren verlorenen Vaterhäusern vorüber, ergriff sie eine schmerzhaft wilde Laune und sie tanzten mit den andern um die Wette hinter dem Geiger her, küssten sich, lachten und weinten.»

Als Bauernkinder spielen Vrenchen und Sali unbedarft auf dem brachliegenden Stück Land, das zwischen den Äckern ihrer beiden Väter liegt. Doch dann entbrennt zwischen den Familien ein heftiger und jahrelanger Streit um eben dieses Fleckchen Erde, das eigentlich einem geheimnisvollen Geiger gehört, der aber vom Dorf ausgegrenzt wird. Besessen vom Hass auf den anderen, bringen sich die Bauern schliesslich selbst um Ansehen und Besitz. Als der Zerfall der Familien sich nicht mehr aufhalten lässt, begegnen sich Vrenchen und Sali wieder. Aus kindlicher Zuneigung wird Liebe. Doch die Familien wollen diese Liebe mit allen Mitteln verhindern.