«HeGeBe»: 30 Jahre bewährtes Modell in der Suchttherapie

Seit 1995 bietet Winterthur die Heroingestützte Behandlung (HeGeBe) an. Sie stabilisiert suchtkranke Personen und ist ein zentraler Pfeiler der Drogenpolitik.

Stadtbrunnen beim Stadthaus Winterthur.
Stadtbrunnen beim Stadthaus Winterthur. - Nau.ch / Simone Imhof

Wie die Stadt Winterthur berichtet, stimmte vor dreissig Jahren die Winterthurer Stimmbevölkerung einem Versuch zur kontrollierten Heroin- und Methadonabgabe zu. Heute ist die Heroingestützte Behandlung (kurz HeGeBe) ein wichtiger Pfeiler der städtischen Drogenpolitik und ein lebenswichtiges Angebot für Betroffene.

Am 25. Juni 1995 sprach sich die Winterthurer Stimmbevölkerung mit 51,3 Prozent Ja-Stimmenanteil für die Einführung einer städtischen Heroin- und Methadonabgabe aus. Bereits im August 1995 nahm die Heroingestützte Behandlung «Ikarus» ihren Betrieb auf und konnte damals 25 Personen mit Heroin behandeln.

Neben der Anlaufstelle DAS, die 1992 eröffnet wurde, war und ist die Heroingestützte Behandlung ein wichtiger Bestandteil zur Überlebenshilfe und umfassenden Stabilisierung von schwer suchtkranken Personen. Sie wird in Kooperation mit der Integrierten Psychiatrie Winterthur IPW betrieben.

HeGeBe bietet Stabilität und Sicherheit

Durchschnittlich nutzen jährlich gut 65 Personen die Heroingestützte Behandlung in Winterthur. Für Menschen mit einer schweren und chronischen Abhängigkeit bietet sie Stabilität und Sicherheit.

Neben der kontrollierten Abgabe von Diacetylmorphin (pharmazeutisches Heroin) erhalten die Patienten dort medizinische, psychotherapeutische und pflegerische Unterstützung. Die Behandlung ermöglicht den Betroffenen, ein weitgehend selbstbestimmtes Leben zu führen.

Ehemalige und aktuelle Patienten finden sich in allen gesellschaftlichen Schichten und Lebensbereichen.

HeGeBe als Teil der Vier-Säulen-Politik

Nach der Auflösung der offenen Drogenszene auf dem Platzspitz und später dem Letten in Zürich wurde klar, dass der Drogenkonsum nur mit Repression nicht verhindert werden kann. Mit der Einführung schadensmindernder Behandlungsformen in den 1990er-Jahren wie der Methadonabgabe und HeGeBe nahmen Beschaffungskriminalität und Infektionskrankheiten (Aids, Hepatitis, et cetera) deutlich ab.

Die Betroffenen konnten sich stabilisieren und wieder an der Gesellschaft partizipieren. Dieser Erfolg wurde nur durch ein Umdenken der Schweiz im Umgang mit Suchterkrankungen möglich. Heute ist die Heroingestützte Behandlung ein international anerkanntes Modell der Schadensminderung.

Die intensive gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den Themen Sucht und Drogen mündete in der nationalen Vier-Säulen-Politik: Sie kombinierte Prävention, Therapie, Schadensminderung und Repression und schaffte damit die Grundlage für eine menschenwürdige Suchtpolitik in der Schweiz.

Neue Herausforderungen im Suchtbereich

Während der Heroinkonsum in der Bevölkerung abnimmt, sind andere illegale Substanzen mittlerweile weit verbreitet, insbesondere Kokain. Mit dem Aufkommen von Crack – einer rauchbaren Version von Kokain –haben sich auch die Konsumgewohnheiten verändert.

Die städtischen Fachstellen verfolgen die Entwicklungen genau und prüfen verschiedene Optionen, wie reagiert werden könnte, falls sich die Situation in Winterthur verschlechtert.

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