Am 29. Juni 2023 bespricht das Stadtparlament von Wil die nötigen Massnahmen am Sportpark Bergholz. Sebastian Koller (Grüne) äussert sich dazu.
Sebastian Koller
Sebastian Koller (Grüne), Mitglied des Stadtparlaments Wil SG. - zVg
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Sportpark Bergholz in Wil weist ernste Baumängel auf; eine Instandsetzung ist nötig.
  • Die damalige Baufirma Implenia AG, weist eine Kostenbeteiligung strikt zurück.
  • Nun muss die Stadt Wil, das heisst, die Steuerzahlenden, tief in die Tasche greifen.
  • Stadtparlamentsmitglied Sebastian Koller (Grüne) ordnet ein.

Am Donnerstag, 29. Juni 2023 steht in der Sitzung des Stadtparlaments von Wil die Besprechung der Massnahmen des Sportparks Bergholz an.

10 Jahre ist es her, dass der Park eröffnet wurde. Doch die Freude war von kurzer Dauer: Baumängel wurden sichtbar.

Die Implenia AG, welche die Bauarbeiten im Bergholz ausgeführt hat, weigert sich, die dringend notwendigen Mängelbehebungen zu übernehmen.

1.64 Millionen Franken sollen die Steuerzahlenden von Wil nun für die Behebung des Sportparks berappen.

Sebastian Koller, Grüne, ordnet für Nau.ch ein.

Nau.ch: Wie steht Ihre Fraktion zu den geplanten Massnahmen zur Instandsetzung des Sportparks Bergholz?

Sebastian Koller: Die Notwendigkeit der Instandsetzungsmassnahmen ist unbestritten.

Ein Grossteil der Schäden ist darauf zurückzuführen, dass die Implenia AG beziehungsweise die von ihr eingesetzten Subunternehmer geltende Baunormen missachtet haben.

Unsere Fraktion ist sehr verärgert darüber, dass die Wiler Steuerzahlenden nun für diese Schäden aufkommen müssen.

Nau.ch: Wieso wurden die Mängel nicht schon während der Bauphase bemerkt?

Sebastian Koller: Offenkundig wurden die Bauarbeiten nicht genügend beaufsichtigt.

Die Stadt Wil hat sich auf die Bauleiter der Implenia verlassen und keinen unabhängigen Bauberater beauftragt, der die Bauausführung hätte überwachen können.

Die vorberatende Kommission und auch die heutigen Verantwortlichen des städtischen Baudepartements sind sich einig, dass dies ein Fehler war.

Bei einem vergleichbaren Projekt würde man heute anders vorgehen.

Nau.ch: Erwarten Sie, dass in Zukunft weitere Mängel am Sportpark auftreten, welche durch die Steuerzahlenden zu bezahlen sind?

Sebastian Koller: Wir erwarten es nicht, können es aber leider auch nicht ausschliessen.

Nau.ch: Sind rechtliche Schritte gegen die Firma Implenia geplant?

Sebastian Koller: Zur Frage, ob ein Zivilprozess gegen Implenia erfolgversprechend wäre, hat die Stadt Wil eine Kurzbeurteilung eines Baujuristen eingeholt.

Dieser hat von einer Klage abgeraten, da die regulären Garantiefristen abgelaufen sind.

Die Stadt Wil könnte nur noch dann Ansprüche geltend machen, wenn sie beweist, dass die Implenia AG von den Mängeln Kenntnis hatte und diese absichtlich verschwieg. Dieser Nachweis dürfte nach so langer Zeit kaum rechtsgenüglich zu erbringen sein.

Die Fraktion GRÜNE prowil hätte sich eine vertiefte Abklärung der rechtlichen Möglichkeiten in Form eines Gutachtens gewünscht.

Aufgrund des jetzigen Kenntnisstandes halten wir die Einschätzung aber für plausibel, dass die Chancen-Risiko-Abwägung gegen eine Klage spricht.

Was wir definitiv erwartet hätten, ist, dass die Implenia AG im Rahmen eines Vergleichs zumindest einen Teil der Kosten übernimmt.

Leider zeigte sich die Implenia AG gegenüber der Stadt Wil äusserst kaltschnäuzig und lehnte Verhandlungen über eine Kostenbeteiligung strikt ab.

Nau.ch: Was sind Ihre Vorschläge, um bei zukünftigen Bauprojekten solche Fälle zu vermeiden?

Sebastian Koller: Wie erwähnt müsste die Stadt Wil als Bauherrin eine unabhängige Fachperson beauftragen, welche ihre Interessen gegenüber der Baufirma vertritt und die Bauarbeiten vor Ort überwacht.

Allenfalls könnte sich die Stadt auch vertraglich besser gegen mängelbedingte Schäden absichern.

Ausserdem könnte eine sorgfältigere Durchführung und Dokumentation der Bauübergabe helfen, Mängel zu entdecken beziehungsweise spätere Haftungsansprüche durchzusetzen.

Zur Person

Sebastian Koller (35) wohnt in Wil, ist Mitglied des Stadtparlaments und hat die Fraktion GRÜNE prowil in der vorberatenden Kommission zum Geschäft «Instandsetzung Sportpark Bergholz» vertreten.

Der ausgebildete Veterinär- und Rechtswissenschaftler arbeitet als politischer Sekretär der GRÜNEN Kanton St. Gallen und selbständiger Rechtsberater.

In seiner Freizeit engagiert er sich in mehreren Vereinen, besucht kulturelle Veranstaltungen, spielt Klavier und unternimmt gerne ausgedehnte Hundespaziergänge.

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