Eine 68-Jährige hat den Gemeindechef von Seegräben in Mails beleidigt und bedroht. Der Grund: Er kündigte einem Mieter, um Platz für Asylsuchende zu schaffen.
Seegräben
Eine Frau hat den Gemeindepräsident von Seegräben als «widerliches Ferkel» bezeichnet. - Nau.ch / Simone Imhof

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Rentnerin hat in mehreren Mails den Gemeindechef von Seegräben beleidigt und bedroht.
  • Sie zeigte damit ihren Unmut, weil ein Mann für Asylsuchende seine Wohnung verlassen muss.
  • Gegen die Frau erging ein Strafbefehl und sie muss eine Geldbusse zahlen.
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Eine 68-jährige Frau aus Uster ist wegen mehrfacher Beschimpfung und Drohung zu einer Geldstrafe von 1800 Franken verurteilt worden.

Die Rentnerin hatte den Gemeindepräsidenten von Seegräben in Mails unter anderem als «Kotzbrocken» und «widerliches Ferkel» bezeichnet. Zudem habe sie ihm gedroht, ihn nicht mehr in Ruhe zu lassen. Insgesamt schickte die Frau mehr als ein Dutzend solcher Nachrichten an den Gemeindechef.

Hintergrund der Hasstirade war eine Entscheidung, einem Mieter seine Gemeindewohnung aufzukündigen, schreibt die «NZZ». So sollte Wohnraum für Asylsuchende geschaffen werden. Der Mieter lebte allein in einer 5,5-Zimmerwohnung, die somit deutlich unterbelegt war.

In der Folge kam es in den sozialen Netzwerken zu zahlreichen Beleidigungen gegen die Gemeinde – und zu den Mails.

Gemeinden müssen Wohnraum für Asylsuchende stellen

Seegräben ist im Frühjahr nicht die einzige Gemeinde, in der die Wohnungssuche für Asylbewerber für Zoff sorgt. In Windisch im Aargau wurden zur gleichen Zeit 49 Mieter vor die Tür gesetzt, damit 100 Asylsuchende eine Bleibe finden. Meldungen wie diese befeuerten die eh schon aufgeladene Stimmung zusätzlich.

familien fall windisch
In Windisch AG müssen 49 Mietende ihre Wohnungen verlassen. - Nau.ch

Die Gemeinden sind schweizweit gezwungen, Wohnraum für Flüchtlinge aus der Ukraine, Syrien und Afghanistan bereitzustellen. Die Politik definiert konkrete Quoten, doch nicht jede Gemeinde hat genügend freie Wohnungen. Seegräben greift deshalb zum äussersten Mittel der Wohnungskündigung.

Gemeindepräsident erstattet wegen Mails Anzeige

Dass die Entscheidung für Probleme sorgen könnte, ist der Gemeinde von Anfang an bewusst. Im Kündigungsschreiben formuliert sie laut «NZZ» vorsichtig: «Wir hoffen, dass trotz der für Sie unerfreulichen Situation das Mietverhältnis mit gegenseitigem Respekt und Anstand abgeschlossen werden kann.»

Das Schreiben macht schon bald im Internet die Runde und ruft harte Reaktionen hervor. Die Mails der 68-jährigen Rentnerin gehen dem Gemeindepräsidenten letztlich zu weit: Er erstattet Anzeige. Gegen die Frau ergeht ein Strafbefehl, den sie akzeptiert.

Neben der Geldstrafe von 1800 Franken, die zur Bewährung ausgesetzt wurde, muss die Frau auch die Verfahrenskosten zahlen. Diese belaufen sich auf 1100 Franken. Hinzu kommt eine Geldbusse in Höhe von 300 Franken.

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