Oberengstringer Coiffeuse: «Als Tirolerin bleibe ich ein Landei»

Den österreichischen Akzent hört man Bettina Felder fast nicht mehr an. Darauf angesprochen gibt sie gleich eine Kostprobe. Doch sie kann es noch. «Mit meiner Heimat bin ich im Herzen immer verbunden», lacht die Geschäftsführerin.

Aufgewachsen ist die 50-Jährige im Tirol, in der Nähe von Kitzbühel. Ihre Eltern führten dort ein Restaurant. Als Einzelkind wäre Bettina Felder eigentlich die logische Nachfolgerin gewesen, doch sie hatte eigene Pläne. «Gastgewerbe ist nicht mein Mettier. Ich stand von Kindesbeinen an im Restaurant und wusste schon früh, dass das nicht meins ist. Für meine Eltern war das in Ordnung, sie haben mich in allem unterstützt»

Und so erlernte Bettina Felder den Coiffeur-Beruf. Nach ihrer Ausbildung entschied sie sich eine Saisonstelle in der Schweiz anzunehmen. «In den 90er-Jahren hiess das etwas, wenn man einen Aufenthalt in der Schweiz vorweisen konnte.» Also nahm sie die Gelegenheit war und antwortete auf ein Inserat in der Tiroler Tageszeitung, welches Ihr einen 9-monatigen Aufenthalt in der Schweiz bescherte.

Die Liebe hielt Bettina Felder in der Schweiz. Statt nur eine Saison lebt die Salon-Besitzerin schon seit 30 Jahren in der Schweiz. Sie bildete sich weiter, absolvierte die Eidgenössische Meisterprüfung, wurde Gewerbeschullehrerin und liess angehende Coiffeure an der Berufsschule an ihrem Wissen teilhaben.

Über 20 Jahre führte Bettina Felder einen Coiffeursalon mit 25 Stühlen im Luzerner Hinterland, bevor es sie mitten in den Zürcher Stadttrubel zog. Dort blieb sie aber nur knapp drei Jahre: «Wir hatten zwar ein grossartiges Team, einen schönen Salon und tolle Kunden, aber die Bahnhofstrasse war für mich der Horror. Alles war viel zu geschäftig und nervös, damit konnte ich mich einfach nicht identifizieren.»

Nun ist die Mutter von zwei erwachsenen Kindern seit Anfang 2020 neue Besitzerin des Coiffeur «Löckli» in Oberengstringen. Bettina Felder wohnt nur zehn Gehminuten vom Geschäft weg. «Hier in Oberengstringen gefällt mir, dass ich zwar auf dem Land und gleichzeitig nah an der Stadt bin. Ich bin und bleibe eben ein Landei», lacht die 50-Jährige.

Von der Einrichtung her änderte die neue Geschäftsbesitzerin nur Kleinigkeiten wie eine gemütliche Sitzgruppe, neue Beleuchtung und ein erweitertes Dienstleistungsangebot. Neu sind Online-Buchungen möglich und die Öffnungszeiten sind länger. FrühaufsteherInnen können sich bereits um 6.15 Uhr auf den Coiffeurstuhl setzen oder sich nach der Arbeit bis 21 Uhr (gegen telefonische Voranmeldung) bedienen lassen. Bis Ende 2020 wird die neue Besitzerin noch von Vorgängerin Uschi Huwiler unterstützt, welche in dieser Zeit ihre treue Kundschaft vorstellen und dann mit gutem Gewissen in den wohlverdienten Ruhestand gehen kann.