Barbara Thalmann: «Das Leben war aus der Stadt verschwunden»
Usters Stadtpräsidentin Barbara Thalmann verrät zum Jahreswechsel, welche Momente sie 2020 besonders beschäftigt haben und wie es für die Stadt 2021 weitergeht.

Mit 2020 geht auch für die Stadt Uster ein turbulentes Jahr zu Ende. Viele Themen werden Uster auch 2021 noch weiter begleiten, so Stadtpräsidentin Barbara Thalmann. Für die Politikerin brachte das letzte Jahr aber nicht nur schwierige Momente.
Nau.ch: Wenn Sie auf das Jahr 2020 zurückblicken, was kommt Ihnen da als Erstes in den Sinn?
Barbara Thalmann: Ich erinnere mich noch sehr gut an den 13. März 2020. An diesem Freitag beschloss der Bundesrat den Lockdown.
In der Stadt Uster hielt die Gemeindeführungsorganisation am Abend eine Krisensitzung ab. Vertreter und Vertreterinnen von Bevölkerungsschutz, Polizei, Schule, Gesundheit, Kommunikation, Politik und weiteren Bereichen nahmen daran teil.

Ich spüre bis heute noch die Stimmung, die an dieser Sitzung herrschte. Allen war klar, dass nun ein Schnitt, eine Zäsur erfolgt.
Man konnte sich aber nur schwierig vorstellen, was der Entscheid des Bundesrates mit sich bringen wird und welche Herausforderungen uns auf lokaler Ebene am meisten beschäftigen werden.

Nau.ch: Das klingt nach einem einschneidenden Erlebnis. Gab es weitere Tief- oder auch Höhepunkte im vergangenen Jahr?
Barbara Thalmann: Mich hat die Kreativität der Menschen beeindruckt.
Es war eine Freude zu sehen, wie es Einzelnen unter den erschwerten Bedingungen gelungen ist, einen Anlass durchzuführen und dadurch etwas Farbe in den Alltag zu bringen.
Dabei denke ich etwa an den Greifenseelauf, an die digitale Boogie-Woogie-Night oder an das H2U-Festival.
Auch die Uster-Batzen-Sonderaktion war für mich ein Höhepunkt, denn sie hat die Bevölkerung mobilisiert und das Gemeinschaftsgefühl in Uster gefördert.

Positiv erlebt habe ich persönlich zudem auch den Lerneffekt, der im Rahmen der Digitalisierung erfolgt ist.
Dank der digitalen Medien konnte der Stadtrat seine Neujahrsbotschaft per Video an die Bevölkerung richten.
Wir konnten Fragen aus der Bevölkerung in einem «Live-Chat» beantworten und auch das politische Leben stand nicht still. Der Stadtrat hat seine Sitzungen, wie andere auch, regelmässig per Videokonferenz durchgeführt.
Mulmig wurde mir, als ich Mitte März 2020 zum ersten Mal durch die leeren Strassen ging. Das Leben war aus der Stadt verschwunden. Das hat mich berührt, plötzlich war alles wie weggeputzt.

Auch meine Agenda war auf einen Schlag leer. Einer der gestrichenen Termine, den ich speziell bedauert habe, war das Treffen mit Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Die damalige Bundespräsidentin hatte alle Gemeindepräsidentinnen der Schweiz zu einem Austausch über «Frauen in der Politik» eingeladen.
Nau.ch: Nun startet 2021 ja ähnlich turbulent, wie das alte Jahr aufgehört hat. Welche Herausforderungen kommen auf die Stadt Uster zu?
Barbara Thalmann: Der Blick in die finanzielle Zukunft bereitet uns Sorgen. Es wird sich weisen, in welchem Mass sich die Folgen von Corona diesbezüglich auswirken werden.
Bei der Umsetzung der «Strategie Uster 2030» konkretisieren sich die Pläne beim Stadtentwicklungskonzept, unter anderem was die Bahnquerungen betrifft.

Ein wichtiges und ebenso herausforderndes Thema wird das Zeughausareal sein. Der Stadtrat will, dass dieses Kernstück mitten im Ustermer Zentrum sich zu einem beliebten Aufenthaltsort der gesamten Bevölkerung entwickelt, ganz im Sinn von Uster als «Stadt für alle».
Nau.ch: Auf was freuen Sie sich am meisten im Jahr 2021?
Barbara Thalmann: Ich freue mich auf die persönlichen Kontakte. Das Leben in einer Gemeinde oder in einer Stadt ist vom sozialen Austausch geprägt, dieser fördert den Zusammenhalt und sorgt schliesslich dafür, dass wir gemeinsam vorwärtskommen.
Bis wir wissen, wann das öffentliche Leben wieder in den Gang kommt, freue ich mich schlichtweg auf den Frühling.