Massive Lohnunterschiede, unbezahlte Arbeit, Sexismus: Frauen in der Schweiz wehren sich gegen Diskriminierung und rufen am 14. Juni zum Streik auf.
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Menschen überqueren eine Strasse. (Symbolbild) - Keystone

Einen Monat vor dem nationalen Frauenstreik hat das St. Galler Komitee über die geplanten Aktionen informiert.

Der 14. Juni ist ein Schlüsseldatum für die Gleichstellung von Mann und Frau in der Schweiz. 1981 hiess das Volk den entsprechenden Verfassungsartikel gut. Zehn Jahre später streikten die Frauen. 1991 legten eine halbe Million Frauen in der Schweiz die Arbeit nieder, angeführt von den Gewerkschaften. «Wenn Frau will, steht alles still», war das Motto.

2019 kommt es am 14. Juni zum zweiten nationalen Frauenstreiktag. Die Faust mit dem rot lackierten Daumennagel im Venussymbol auf violettem Hintergrund hat sich in den letzten Wochen als Zeichen des zweiten Frauenstreiks in der Geschichte der Schweiz durchgesetzt.

Streik von allen für alle Frauen

Im Gegensatz zum ersten Streik wird der Frauenstreik 2019 nicht von den Gewerkschaften angeführt, sondern von den regionalen Streikkollektiven. Auch in St. Gallen hat sich ein Komitee gebildet. Zur ersten Versammlung im Januar hätten sich bereits 50 Frauen zusammengefunden, sagte SP-Stadtparlamentarierin Jenny Heeb vom St. Galler Komitee am Dienstag vor den Medien. Es sollen möglichst viele verschiedene Frauen in den Streik eingebunden werden - egal ob Mütter, Karrierefrauen, Politikerinnen oder Lohnabhängige.

Mit dem nationalen Frauenstreik-Tag solle der Gleichstellung von Frau und Mann in der Gesellschaft, in der Arbeitswelt, in der Politik und in der Freizeit Nachdruck verliehen werden. Das Leitmotto lautet «Lohn.Zeit.Respekt».

In St. Gallen beginnt das offizielle Programm um 10 Uhr mit einem Sternmarsch. Nach Aktionen in den Regionen treffen sich die Frauen aus den Kantonen St. Gallen, Thurgau und aus dem Appenzellerland auf dem Streikplatz in der Marktgasse, hiess es an der MK weiter. Zentrales Element wird eine Demonstration durch die Innenstadt sein. Am Abend feiern die Frauen im ExRex und in der Grabenhalle.

Schluss mit Lohnungleichheit

Der Demonstrationszug startet um 15.24 Uhr beim Vadian-Denkmal. Bei einem Arbeitstag bis 17 Uhr könnten die Frauen aufgrund des Lohnunterschieds um 15.24 Uhr die Arbeit niederlegen, sagte Bettina Surber. Der unerklärbare Lohnunterschied bei gleicher Arbeit mache im Monat 657 Franken aus. Es brauche Lohnkontrollen. «Betriebe, die sich nicht an die Lohngleichheit halten, müssen bestraft werden», sagte die Co-Präsidentin der SP des Kantons St. Gallen.

Zwei Drittel der Care-Arbeit werde in der Schweiz von Frauen übernommen. Die unbezahlte Arbeit müsse anerkannt werden und es müssten wirtschaftliche Strukturen geschaffen werden, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern; etwa mit ausreichenden und bezahlbaren Betreuungsangeboten.

Die Forderungen betreffen aber nicht ausschliesslich die Arbeitswelt. «Wir fordern Gleichberechtigung und Respekt», sagte Rebekka Schmid, Vorstandsmitglied der Jungen Grünen des Kantons St. Gallen.

Ob am Arbeitsplatz, zuhause oder auf der Strasse - Frauen würden immer wieder Opfer von Sexismus, Gewalt und Diskriminierung. In der Schweiz sterben pro Monat zwei Frauen durch die Gewalt ihres (Ex-)Partners. Die häusliche Gewalt an Frauen und Sexismus müssten endlich als solche anerkannt und benannt werden.

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