«Schlieren ist für mich rau und kantig, aber sehr herzlich»
Charly Mettier wohnt seit über 20 Jahren in Schlieren ZH. Der Kommunikationsfachmann engagiert sich in mehreren Vereinen für seine Herzensstadt.

Das Wichtigste in Kürze
- An Charly kommt in Schlieren Niemand vorbei
- Der 60-jährige ist in 6 verschiedenen Vereinen und Kommissionen aktiv
Was lieben Sie an Schlieren?
Ich bin hier aufgewachsen. In meinem Quartier, in Mülligen, lebten damals in den 60er-Jahren vorwiegend Arbeiterfamilien.
Es hatte relativ viele Kinder und wir trafen uns auf der Sportanlage, da wo heute das grosse Postbetriebszentrum ist. Diese Zeit habe ich in sehr guter Erinnerung und ich behaupte noch heute:
Auf diesem Spielplatz wurde ich erzogen. Wir Kinder stritten und zofften uns zwar, aber wenn man half sich auch gegenseitig.
Und das ist immer noch das Grundgefühl, dass ich für Schlieren empfinde: Schlieren ist ein wenig rau, ein wenig kantig, aber sehr sehr herzlich.
Bis 18-jährig lebten Sie in Schlieren, dann gingen Sie für längere Zeit weg, was zog Sie wieder in diese Stadt zurück?
Das Haus des Schwagers stand zum Verkauf. Und da wir sowieso die Familie im Umkreis von wenigen 100 Metern haben, dauerte der Kauf-Entscheid wenige Sekunden (lacht).
Jetzt wohnen wir in einem sehr familiären, kinderreichen Umfeld mit einer Begegnungszone direkt vor der Haustüre. Viele die uns besuchen kommen staunen, dass es auch Orte abseits der Industrie gibt in Schlieren.
Und von denen gibt es viele!
Sie sind Präsident des Vereins «Freizeit Schlieren» (rund 800 Mitglieder), machen Stadtführungen, sitzen in der KulturKommission, sind OK-Mitglied beim Schlierefäscht und das sind noch nicht einmal alle Vereine, in denen Sie Mitglied sind. Warum engagieren Sie sich?
Das hat vermutlich auch mit unserem Kinderwunsch zu tun, der nicht erfüllt wurde. Wir hatten einfach mehr Zeit als unsere Freunde und so kam alles ins Rollen. Es folgten diverse Feste und da ich meine Sache anscheinend nicht schlecht mache, werde ich immer wieder angefragt.
Wobei es bei den Peaks wie jetzt das Schlierefäscht 2019 auch Momente gab, wo ich mir selbst sagte: Charly jetzt musst du aufhören, jetzt wird es wirklich langsam zu viel.
Aber ich profitiere von dieser Freiwilligenarbeit. Ich habe viele tolle Leute kennengelernt, Freunde gewonnen und durch dieses ganze Engagement auch viel fürs Leben gelernt.
Am Schluss ist es wohl eine Sinnfrage: Obwohl ich nichts gegen die Digitalisierung habe, sollte der digitale Raum nicht den eigentlichen Lebensraum ersetzen. Und die analoge Welt lebt nun einmal von sozialen Kontakten.