Stadtrat und Verwaltungsrat der Pensionskasse der Stadt Romanshorn empfehlen den Anschluss an eine grössere Vorsorgeeinrichtung.
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Romanshorn - Keystone
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Roger Martin liess an einer Medienkonferenz keinen Zweifel daran, dass für einen Anschluss der unterdeckten Pensionskasse der Stadt Romanshorn (PKSR) jetzt der günstigste Zeitpunkt ist. «Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass es in absehbarer Zukunft eine vergleichbar vorteilhafte Offerte wie die der Pensionskasse Thurgau geben wird», so der Stadtpräsident.

Martin hat als Arbeitgebervertreter der Stadt Romanshorn Einsitz im Verwaltungsrat der Pensionskasse der Stadt Romanshorn. Andere Optionen seien unkalkulierbar.

Zusammen mit Peter Eberle, PKSR-Präsident und Stadtrat, zeigte Martin die Gründe der ungünstigen Entwicklung der rund hundertjährigen Kasse auf. Kurz nach Amtsantritt als Stadtpräsident im Juni 2019 wurde er erstmals detailliert über die schwierige Finanzlage informiert.

Unmittelbar darauf initiierte er einen Sanierungsplan mit dem Ziel eines Deckungsgrads von 100 Prozent innert 15 Jahren gegenüber lediglich 83,8 Prozent Deckung Ende 2019 mit einem Fehlbetrag von knapp 10 Millionen Franken. Bereits im August 2019 wurde dieser Sanierungsplan verabschiedet und den angeschlossenen Arbeitgebern vorgestellt.

Es droht ein Fass ohne Boden und eine finanzielle Hypothek

Ursächlich für die Sanierungslast seien die in den letzten gut zehn Jahren unterdurchschnittlichen Anlagerenditen, der zu zögerlich der Realität angepasste technische Zinssatz und Umwandlungssatz sowie eine Verschlechterung des Aktiven-Rentnerverhältnisses, erklärte Eberle. Aktuell sind bei der PKSR rund 200 Versicherte und rund 130 Rentenbeziehende von sieben Arbeitgebern angeschlossen.

Bei der Beratung des Budgets 2020 erteilte die Gemeindeversammlung der Stadt im November 2019 den Auftrag, neben der Sanierung weitere Optionen wie den Anschluss der PKSR an eine grössere Kasse zu prüfen, erinnerte Martin. Diesem Auftrag kamen Stadtrat und Verwaltungsrat mit einer Entwicklungsanalyse unabhängiger Experten für die berufliche Vorsorge nach. Diese zeigt deutlich, dass die PKSR als selbständige Kasse mittelfristig zu klein ist.

Dem Anschluss an eine grössere Vorsorgeeinrichtung statt einer Sanierung bis 2035 sei der Vorzug zu geben. «Vor dem Hintergrund bescheidener Zinsaussichten würden wohl auch die langfristigen Sanierungsbeiträge nicht reichen», bilanzierte Martin. Es droht ein Fass ohne Boden und eine finanzielle Hypothek für künftige Generationen. Entsprechend wurden bei diversen Vorsorgeeinrichtungen Offerten eingeholt.

Nur zwei der angefragten Kassen gaben überhaupt eine Richtofferte ab – darunter die Pensionskasse Thurgau (PKTG). Die andere Kasse veranschlagte gegenüber der PKTG Mehrkosten von mehreren Millionen Franken.

«Damit war der Entscheid klar», so Martin. Da die Jahresrenditen 2020 noch unbekannt sind, werden die einmaligen Kosten auf ungefähr 11 bis 16 Millionen Franken veranschlagt, davon 8 bis 12 Millionen Franken für die Stadt mit dem Regionalen Pflegeheim. Im Gegenzug entfällt die Staatsgarantie der Stadt Romanshorn für die heute teilkapitalisierte PKSR sowie jährliche Sanierungskosten von 600'000 Franken.

«Die vorgelegte Lösung ist eine echte Chance»

Arbeitnehmer wie Arbeitgeber profitierten bei der PKTG insgesamt von einem deutlich besseren Preis-Leistungs-Verhältnis. Bei Rentnerinnen und Rentnern ist der Besitzstand – die laufende Rente – gesetzlich garantiert.

Laut Expertise ist die Anschlusslösung dringend geraten, ein Zuwarten würde die Situation höchstwahrscheinlich weiter verschlechtern. «Die vorgelegte Lösung ist eine echte Chance. Wir hoffen, dass die Stimmberechtigten am 27. September 2020 an der Urne zugunsten der Versicherten entscheiden», so Martin.

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