Die Paracycling-Saison ist im vollen Gange: Sandra Stöckli aus Rapperswil hat in Belgien zwei weitere Rennen gemeistert und ist einmal aufs Podest gefahren.
Sandra Stöckli Podest
Strahlende Dritte: Sandra Stöckli aus Rapperswil-Jona. - zVg
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Die letzte Woche war bei mir wieder sehr intensiv. Am Montag und Dienstag war Erholung und Regeneration angesagt. Am Mittwoch ging es darum, meine Muskeln wieder zu wecken und langsam in den Rennrhythmus zu bringen. Das nächste Rennen war nämlich bereits auf den Donnerstag angesagt: Ein «Time Trail» über 20 Kilometer am Weltcup in Ostende. Gefolgt von einem Strassenrennen am Samstag.

Rennbericht Donnerstag Time Trail

Ich fühlte mich am Donnerstagmorgen gut erholt von der Flandern-Rundfahrt und war optimistisch für das anstehende erste Weltcup-Rennen gegen die Uhr – nach über eineinhalb Jahren. Nachdem es um den Mittag herum noch regnete, trocknete der Asphalt langsam wieder ab. Etwas Wind war vorhanden aber zum Glück nicht mehr so stark wie die Tage zuvor. Da die Sonne allerdings fehlte, war es auch nicht wirklich warm und das Thermometer bewegte sich im einstelligen Bereich.

Aufgrund meines Resultates von der Flandern-Rundfahrt, durfte ich im Zeitfahren so spät starten wie noch nie an einem Zeitfahren im Weltcup. Als Zweitletzte stand ich auf der Startrampe und durfte das Frauenfeld von hinten aufrollen. Voll motiviert und mit dem Ziel, möglichst schnell, möglichst viele von meinen Gegnerinnen von hinten ein- und zu überholen, ging ich meine Sache zielstrebig an.

Paracycling
Knappes Rennen: Paracycling Trial in Belgien. - zVg

Meine Nervosität war sicherlich noch ein wenig höher als sonst. Trotzdem bin ich schnell in den Rhythmus gekommen und ich konnte auf den ersten Metern fahrt aufnehmen. Auf dem zweimal zu bewältigenden Rundkurs konnte ich kurz nach dem Wendepunkt bei Kilometer 6 die direkt vor mir gestartete Athletin ein- und überholen. Tröpfchenweise überholte ich die eine oder andere vor mir gestartete Athletin. Leider wurde auch ich von der hinter mir startenden, amtierenden holländische Weltmeisterin überholt. Bis ins Ziel verlor ich auf die spätere Siegerin gut 2 Minuten.

Dieses mal hat es mir nicht auf das Podest gereicht, meine Teamkollegin Sandra Graf belegt hinter unserer Weltmeisterin den 2. Platz. Zwischen uns fuhr noch eine Russin hinein und schnappte mir den 3. Platz in der Endabrechnung weg. Sicherlich spürte ich noch den Sonntag an in de Armen. Hier hatten die zweit und drittplatzierte Vorteile, da die beiden die Flandern-Rundfahrt nicht absolviert haben. Dies soll aber keine Ausrede sein.

Ich bin zufrieden mit meinem Rennen und meiner gezeigten Leistung. Da das Zeitfahren fast immer auf der selben Strecke stattfindet, weiss ich, dass ich rund 4 Minuten schneller war, als vor zwei Jahren, als hier in Ostende der letzte Weltcup über die Bühne ging. Und das dieses Jahr auf einer zwei Kilometer längeren Strecke. Der Fahrplan stimmt also und dass ich noch ein wenig an den kurzen und intensiven Einheiten arbeiten muss, wusste ich auch schon vor diesem Weltcup-Einsatz.

Rennbericht Samstag – Road Race

Am Freitag stand nur eine kurz Ausfahrt auf dem Programm. Ebenfalls zur Regeneration beigetragen haben die Behandlungen unserer Physiotherapeutin, um am Samstag wieder fit und munter an der Startlinie zu stehen. Nachdem am Freitag die Sonne schien und das beste Wetter auf dem Programm stand, war am Samstag genau das Gegenteil der Fall. Das Thermometer zeigte fünf, sechs Grad und es kam noch Regen mit Wind und Windböen hinzu. Da war intensives Einfahren und warme Kleidung sehr wichtig. Aufgrund der engen, nassen Strasse auf dem ersten Teil der Strecke, sowie der Tatsache, dass alle Frauenkategorien zur selben Zeit starteten, wurde das Strassenrennen zu beginn neutralisiert.

Nach rund drei Kilometer wurde das Rennen freigegeben. Zu Beginn wurde aber weiterhin «gebummelt» und so ging es mit einer riesen Gruppe auf die zweite von sechs Runden. Doch plötzlich wurde es schneller und das Tempo wurde zügiger. Endlich sprengte es unsere Gruppe und ich konnte mit der Spitze mitziehen. Bei der oberen Spitzkehre entwischte uns dann allerdings die holländische Weltmeisterin.

Vollgas: Sandra Stöckli aus Rapperswil-Jona.
Vollgas: Sandra Stöckli aus Rapperswil-Jona. - zVg

Nun waren wir noch als Quartett unterwegs, mit meiner Schweizer Teamkollegin Sandra Graf, einer Amerikanerin und einer Tschechin, wobei die beiden letzteren nicht in meiner Kategorie starteten. Wir harmonierten gut zusammen und nahmen die Verfolgung der Spitzengruppe um unsere Weltmeisterin auf. Ich übernahm in unserer Gruppe ebenfalls Verantwortung und mit einhergehend Führungsarbeit.

Doch bei einer ablöse, erfasst uns urplötzlich eine Windböhe von der rechten Seite und die Tschechin und ich lagen verkeilt und eingeklemmt am Strassenrand im Sand. Leider auf einem Teil der Strecke auf welchem es keine Zuschauer hatte. Bis ein neutrales Fahrzeug bei uns war und uns aus dem Sand gezogen und uns befreit hatte, vergingen eine gute Minute. Wieder auf der Strasse, versucht ich den Anschluss an meine Teamkollegin wieder herzustellen und mich von hinten nicht einholen zu lassen. Ich kam zwar näher, aber die letzten Kilometer des Rennens bis ins Ziel musste ich alleine absolvieren. So reicht es mir als 3. Platzierte in meiner Kategorie aufs Podest. Endlich durfte ich wieder einmal auf das Podest eines Weltcuprennens besteigen. Es war ein unglaublich schönes Gefühl und eine riesen Freude. Besonders, emotional war, als die Schweizer Flagge hochgezogen wurde…

Fazit: 3 Rennen – 2 Podestplätze

Es war eine intensive, aber sehr schöne und erfolgreiche Zeit in Belgien mit drei Rennen bei welchen ich meine Form unter Beweis stellen konnte. Die Rennen haben mir gezeigt, dass ich in den letzten eineinhalb Jahren meine Zeit gut und richtig investiert habe. Jetzt weiss ich auch, dass ich die Lücke zur absoluten Weltspitze schliessen konnte und ums Podest mitfahren kann. Dies nehme ich nun mit an die kommenden Rennen.

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