Eschenbach: Vorbilder für den Einstieg in die Arbeitswelt

Fuss zu fassen im Schweizer Arbeitsmarkt ist ein sehr wichtiger Baustein für die Integration. Zwei Erfolgsgeschichten aus Eschenbach zeigen, wie das geht.

Maran Othmann Betreuer bei der Elektro Egli
Eintauchen in die Welt der Elektronik: Maran Othmann und seine Betreuer bei der Elektro Egli AG. - zVg / Eschenbach aktuell

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Gemeinde unterstützt anerkannte Flüchtlinge bei der Lehrstellensuche.
  • Zwei erfolgreiche Beispiele aus Eschenbach zeigen, wie gute Integration funktioniert.

Die Abteilung Soziales unterstützt anerkannte Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Jugendliche bei der Lehrstellensuche. Dabei arbeitet die Gemeinde eng mit der Fachstelle für Arbeitsintegration REPAS Zürichsee-Linth zusammen.

Engagierte Betriebe, welche den Jugendlichen einen Ausbildungsplatz anbieten, tragen viel zu einem erfolgreichen Start ins Berufsleben bei.

Die folgenden zwei Erfahrungsberichte geben einen spannenden Einblick in den Berufseinstieg zweier Jugendlicher. Sie zeigen eindrücklich, welche positiven Effekte die Integration am Arbeitsplatz für die Unternehmen und für die Auszubildenden mit sich bringt, und welche Hürden es dabei zu meistern gilt.

Mahran Othman aus Syrien: Aus anfänglicher Skepsis entsteht ein bemerkenswerter Lehrabschluss

Maharan Othman, 37-jährig, Vater von 2 Kindern) hat im Sommer 2020 die Berufslehre zum Montage-Elektriker EFZ bei der Elektro Egli AG in Eschenbach erfolgreich abgeschlossen.

Die Elektro Egli AG wurde im Frühjahr 2016 von der REPAS Zürichsee-Linth angefragt, ob das Unternehmen bereit wäre einen Ausbildungsplatz anzubieten. Zugegebenermassen war der Betrieb anfänglich skeptisch, hat sich dann aber bereit erklärt, Mahran eine Schnupperlehre anzubieten.

Die fünf Schnuppertage sind gut verlaufen, sodass danach im Gespräch mit der REPAS entschieden wurde, dass Mahran von August bis Dezember 2016 ein sechsmonatiges Praktikum bei der Elektro Egli AG absolvieren kann. In dieser Zeit war er während vier Tagen pro Woche im Betrieb und einen Tag besuchte er unterstützend ein schulisches Angebot, um die Sprache noch besser zu erlernen und sich auch in der Allgemeinbildung und Mathematik weiterzubilden. Diese Grundlagen sind unabdingbar für einen erfolgreichen Berufseinstieg.

Mahran zeigte einen grossen Willen. Er hat sich im Betrieb gut integriert und am Arbeitsplatz mächtig «Gas» gegeben, sodass die Elektro Egli AG ihm eine Lehrstelle als Montageelektriker EFZ anbieten konnte. Bis zum Ausbildungsstart im Sommer 2017 arbeitete Mahran weiterhin zu 80% als Hilfsmonteur im Betrieb.

Die Lehrzeit verging dann wie im Flug. Mahran war nicht nur als motivierter Mitarbeiter, sondern auch auf persönlicher Ebene eine grosse Bereicherung für das Team. So wurden Teamanlässe im Schnee und an der Kletterwand mit dem «Neu-Alpinisten» umso spannender.

Auch die Kundschaft hat die Arbeitsleistung von Mahran und das Engagement des Betriebs positiv wahrgenommen. So hat sich die Bereitschaft, jungen Personen trotz Integrationshürden eine Chance zu geben, auch positiv auf das Unternehmensimage ausgewirkt – ein schöner Nebeneffekt!

Die grösste Hürde lag in der Sprachbarriere. Diese stellte sowohl den Betrieb und die Lehrer an der Berufsschule insbesondere aber auch Mahran vor einige Herausforderungen. Der Schulalltag in Deutsch war besonders fordernd und auch im Betrieb kam es zu einigen, teils witzigen Missverständnissen.

So etwa im Bewerbungsprozess, als Mahran erklärte, dass er bereits in seinem Heimatland Syrien im Fachbereich der Elektrik gearbeitet habe. Ziemlich bald hat sich aber herausgestellt, dass er sich dabei mehr mit Strom- Abrechnungen als mit dem Handwerk des «Stromers» beschäftigt hat... Die nötigen fachlichen Fertigkeiten konnte er während der Ausbildung jedoch zügig aufholen.

Eine weitere Herausforderung war die Zusammenarbeit mit den Behörden und Ämtern. Mit Unterstützung der REPAS, der Abteilung Soziales der Gemeinde und der freiwilligen Begleitung durch Benno Lehner konnten jedoch auch die administrativen Hürden gut gemeistert werden.

So konnte Mahran seine Lehre im Sommer 2020 erfolgreich abschliessen. Dabei hat er die bemerkenswerte Note von 4.7 erreicht. Seither ist er als Montage-Elektriker im ehemaligen Lehrbetrieb angestellt.

Mahran ist stolz und nach wie vor glücklich mit seiner Berufswahl. Die Lehre war für ihn spannend und vielseitig, so möchte er weiterhin am Ball bleiben. Er ist noch immer dankbar für die Chance, sein Hobby zum Beruf zu machen und die grosse Unterstützung durch das ganze Team – am und auch neben dem Arbeitsplatz.

Nasrullah Tahiri aus Afghanistan: Dankbarkeit für eine Lehrstelle und grosse Träume

Nasrullah Tahiri Eschenbach
Eschenbach: Nasrullah Tahiri - zVg

Nasrullah Tahiri (24-jährig) hat im Sommer 2019 die Berufslehre als Automobil-Assistent EBA bei der Fahrzeugtechnik Jud GmbH in Gommiswald in Angriff genommen.

Über Bekannte hat die Fahrzeugtechnik Jud GmbH erfahren, dass die REPAS Ausbildungsplätze für ausländische Jugendliche sucht. Der Betrieb stand diesem Experiment von Anfang an positiv gegenüber. S

o war Geschäftsführer Hans Jud froh, dass er nach guten Schnuppertagen seine Lehrstelle erfolgreich besetzen konnte. Die Dankbarkeit von Nasrullah war deutlich spürbar, sodass sich das ganze Team darauf gefreut hat, ihm umfassendes und vielfältiges Wissen zu vermitteln.

Auch hier haben die noch nicht vollständig vorhandenen Sprachkenntnisse sowohl den Betrieb als auch den Lernenden vor einige Herausforderungen gestellt. Von einer Anekdote möchten wir hier berichten:

Einmal hat Nasrullah einen Kundenauftrag falsch verstanden und statt einer Leuchtbirne an einem Fahrzeug gleich die ganze Frontleiste demontiert. Solche Missverständnisse sind nicht weiter tragisch, bieten sie doch Gelegenheit, den Fachwortschatz zu ergänzen und zusätzliche Handgriffe zu erlernen.

Obwohl der Ausbildungsabschluss erst im Sommer 2021 bevorsteht, ziehen sowohl der Betrieb als auch der Auszubildende eine positive Zwischenbilanz. Nasrullah darf einen abwechslungsreichen Beruf erlernen, welcher ihm sehr gefällt. Positiv sieht er auch die Weiterentwicklungsmöglichkeiten und den vielversprechenden Arbeitsmarkt – gute Mechaniker sind immer gesucht. So träumt Nasrullah davon, irgendwann seine eigene Garage zu eröffnen.

Hans Jud kann anderen Betrieben sehr empfehlen, einen solchen Ausbildungsplatz zu schaffen. Dabei sei ein vorgängiges Praktikum äusserst wertvoll, um die Berufseignung, das Arbeitsverhalten und auch die Persönlichkeit der zukünftigen Auszubildenden besser kennenzulernen. Ebenfalls bietet sich dabei Gelegenheit, Vorwissen aufzubauen und die Sprachkenntnisse zu vertiefen – eine ideale Basis für einen erfolgreichen Start in die Berufswelt.

Nasrullah Tahiri Fahrzeugtechnik Jud GmbH
Nasrullah Tahiri ist ein wichtiger Bestandteil des Teams der Fahrzeugtechnik Jud GmbH - zVg / Eschenbach aktuell

Kommentare

Weiterlesen

a
8 Interaktionen
Mit Symbol
a
2 Interaktionen
In Norwegen

MEHR AUS RAPPERSWIL

Zürichsee-Linth
Frontalkollision
1 Interaktionen
Rapperswil-Jona SG
Schopfbrand in Schmerikon
Schmerikon SG