Georg Lindemann: «In Wolfwil hilft man sich gegenseitig»
Georg Lindemann erzählt von seinen Erfahrungen als Gemeindepräsident von Wolfwil und erklärt, weshalb er nach zwei Wochen Ferien Heimweh hat.

Er ist das Oberhaupt der Gemeinde Wolfwil: Georg Lindemann. Der 52-Jährige befindet sich in seiner zweiten Amtszeit und möchte in einem halben Jahr wiederum für die anstehenden Wahlen kandidieren.
Ein Posten, welcher Lindemann noch immer erfüllt: Etwas verändern zu können, mit anpacken und mitgestalten zu können, das hat er schon immer gerne gemacht.
So auch vor einigen Jahren als Vereinspräsident des TV Woufu oder als Präsident des Regionalturnverbandes Thal-Gäu: «Ich war nie jemand, der auf den Mund gesessen ist. Wenn mich etwas gestört hat oder ich nicht einverstanden war, habe ich das kommuniziert.»

Schliesslich sei er für den Gemeinderat angefragt worden. Zuerst als Ersatzmitglied, dann regulär gewählt, amtete er zuerst als Ressortleiter Bildung, bevor er 2013 Gemeindepräsident wurde. Nebenbei führt Lindemann seine eigene Auto-Garage im Industrie Bännli 2, zwischen Wolfwil und Fulenbach.
In der Gemeinde aufgewachsen, würde Lindemann Wolfwil niemals verlassen, wie er selbst sagt: «Wenn ich zwei Wochen in die Ferien fahre, habe ich Heimweh (lacht).»
Rund 2300 Menschen leben im Dorf und man kennt sich. Gemeinderat und Bevölkerung würden sich gegenseitig gut ergänzen und unterstützen, so Lindemann. Für ihn ein Privileg, welches nicht jede Gemeinde geniesst: «In Wolfwil hilft man sich gegenseitig.»
Der Gemeinderat versucht demnach auch, möglichst transparent zu sein. Dies geschehe unter anderem durch Informationsveranstaltungen, wenn im Dorf eine Veränderung ansteht.

«Wir haben aufgehört, Briefe zu verschicken, denn damit kommen in der Bevölkerung nur noch mehr Fragen auf. Wenn beispielsweise eine Strasse saniert werden muss, können sich die EinwohnerInnen vor Ort informieren lassen. Ein Konzept, welches geschätzt wird.»
Für den Gemeindepräsidenten neigt sich derzeit ein wichtiges Projekt dem Ende zu: Die Bauarbeiten für die Umfahrung der Industriestrasse im Bännli stehen kurz vor dem Abschluss.
Des Weiteren beschäftigte sich Lindemann in den vergangenen Monaten viel mit regionalen Projekten, die das Dorf in Zukunft mitprägen werden. Der Zusammenschluss der Zivilschutzorganisation Thal-Gäu oder der Neubau des Kreisschulhauses in Neuendorf. Letzteres wird ab 2023 zu einer Entlastung der Schulraumorganisation in den Wolfwiler Schulhäusern führen.

Die Schulraumplanung sieht vor, den Standort Wolfwil aufzulösen und die Klassen in die Schulraumplanung Neuendorf zu integrieren. «Ein Projekt, welches uns auch noch eine ganze Weile beschäftigen wird.»
Ein Dorfplatz muss her
Damit sich die Dorfgemeinschaft in deren Mitte treffen kann, fehlt Wolfwil bislang ein Dorfplatz. Der neue WAB-Anlass, Wolfwiler Aktiver Begegnen, hat eine Gruppe aktiver Dorfbewohner ins Leben gerufen.
Es ist eine Veranstaltung, bei welcher sich die EinwohnerInnen jeweils am ersten Samstag in den Sommermonaten zwischen 14 und 18 Uhr ungezwungen auf dem Schulhausplatz treffen, um gemeinsam zu essen und trinken, sich auszutauschen und besser kennenzulernen.

Die Gemeinde unterstützt diesen Anlass, da er auch Neuzuzüger eine Plattform bietet, welche hier freundschaftliche Kontakte zur bestehenden Dorfbevölkerung knüpfen können.
«Ungezwungen, einfach und doch so wichtig für das soziale Gefüge einer Gemeinde», findet der Gemeindepräsi und nimmt selbst mit vielen seiner Ratskollegen an dieser wiederkehrenden Veranstaltung teil.
Herausforderung Corona teils überstanden
Als Gemeindepräsident mit einem eigenen Betrieb hat Georg Lindemann die Besorgnisse der Selbsterwerbenden während der Corona-Pandemie mitbekommen. Vor allem anfänglich sei die Ungewissheit gross gewesen, auch bei ihm selbst:
«Zu Beginn war unklar, wie schnell sich das Virus verbreitet, wie schwerwiegend die Folgen sind und wie sich die Menschen richtig verhalten müssen. Das hat zu einer allgemeinen Unsicherheit geführt.»

Auch er sei zuerst erschrocken und habe sich um die Arbeit in seiner Garage gesorgt: «Wir haben Hohl- und Bringservice angeboten, alle Autos desinfiziert und den Kunden unser genaues Vorgehen erklärt, damit keine Missverständnisse auftreten.»
Die Corona-Krise war laut Lindemann aber auch eine Chance für den Gemeinderat, der Bevölkerung zu zeigen, für was er da ist und was er kann. Auch wenn dies manchmal ausserordentliche Sitzungen bis tief in die Abendstunden bedeutete.
Blumen für die ganze Gemeinde
Das dorfinterne Engagement habe sich während der Zeit des Lockdowns besonders widergespiegelt: «Zwei Frauen haben einen kostenlosen Einkauf- und Lieferservice aufgezogen, den die Gemeinde von der ersten Minute an mit allen gewünschten Mittel unterstützt hat.»
Zusammen mit diesem Team hat der Gemeindepräsident einmal Blumen im Dorf verteilt, gesponsert durch einen Betrieb, der nicht genannt werden möchte und trotzdem mit dieser Geste sehr viel Freude ins Dorf gebracht hat. «Solche Aktionen stärken das Gemeinschaftsgefühl und unterstütze ich noch so gerne.»

Welche Herausforderungen, resultierend aus der Corona-Pandemie, im kommenden Jahr auf den Gemeindepräsidenten und den Gemeinderat zukommen, kann Lindemann noch nicht abschätzen.
Lindemann wirbt für örtliches Gewerbe
Sorgen bereiten ihm nicht nur die finanziellen Auswirkungen auf Gemeindeebene, sondern auch die wirtschaftlichen Folgen. Als Mitglied des Gewerbevereins Wolfwil hat er während der Zeit intensiv versucht, die Menschen darauf zu sensibilisieren, das örtliche Gewerbe nun vermehrt zu unterstützen. Er hofft, dass die Bevölkerung dies mitträgt.
Doch der Gemeindepräsident und Woufeler Gewerbler zählt auf seine Mitbewohner: «Wie gesagt, wir unterstützen einander. In guten, wie in schlechten Zeiten.»