Boninger Lehrerin: «Wir wollen die Eltern nicht in Not bringen»
Wie meistern Herr und Frau Schweizer ihren Alltag im momentanen Ausnahmezustand? Nau hat nachgefragt.

Egal in welchem Berufsfeld, die Menschen müssen sich durch die aktuelle Situation vielerorts anpassen. Dadurch verändert sich der Alltag.
Im Gespräch mit Nau erzählt die Primarschullehrerin Nadia Beer aus Boningen, wie sie als Lehrperson sowie ihre Schülerinnen und Schüler der dritten und vierten Klasse mit der neuen Situation umgehen.

Nau.ch: Nadia Beer, wie haben sie das Thema Coronavirus in den vergangenen Tagen und Wochen in der Schule miterlebt?
Nadia Beer: Viele Kinder wurden bereits zu Hause über das Virus informiert. In der Schule haben wir Schritt für Schritt versucht, sie an die Hygienemassnahmen heranzuführen.
So haben wir uns beispielsweise auf Japanisch begrüsst und verabschiedet. Die Stimmung war bis zum Schluss sehr friedlich und die Kids hatten gute Laune.
Nau.ch: Wie ist die Schulschliessung in Boningen vonstattengegangen?
Zum Zeitpunkt der Bundesanweisung hatten die Kinder am Freitag natürlich keine zusätzlichen Unterlagen mit nach Hause genommen. Am Dienstag durften meine Klassen gestaffelt vorbeikommen und ihre Materialien abholen, dafür habe ich eine Checkliste zusammengestellt.
Nau.ch: Wie haben ihre Schüler auf die Schliessung reagiert?
Für viele Kids war die Schliessung unreal. Beim Schulbesuch am Dienstag schwankte die Stimmung dann stark, von Ferienfeeling einiger Schüler bis hin zu schockierten Kindern.
Nau.ch: Wie geht es nun weiter?
Meine Schüler haben gestern einen ersten Bogen mit Aufträgen bekommen, welche sie nun selbstständig zu Hause lösen müssen. Neue Arbeitsaufträge erhalten sie nun jeweils montags.
Meine Schüler und die Eltern können mit mir über Whatsapp, E-Mail oder per Anruf kommunizieren, wenn Fragen auftauchen. Ich bin erreichbar. Die Arbeitsunterlagen versenden wir, solange noch möglich, per Kurier.
Papierformat ist für viele Familien ein Vorteil, da elektronische Geräte wie PC, Tablet und Drucker durch das viele Homeoffices oftmals schon anderweitig benutzt werden müssen.
Nau.ch: Was ist für Sie als Lehrerin die grösste Herausforderung an der Situation?
Aufträge und Aufgaben so zu gestalten, dass die Kinder sie selbstständig lösen und erarbeiten können. Es ist nicht in unserem Sinne, Eltern und Familien noch zusätzlich zu belasten. Diese Balance zwischen «schulisch vorwärts kommen» und «die Eltern nicht in Not bringen» ist nicht einfach.
Nau.ch: Worin sehen Sie für Schulen die grosse Schwierigkeit, solange der Unterricht ausfällt?
Einige der Kinder werden zurzeit von den Eltern intensiv unterrichtet, andere erhalten da weniger Unterstützung. Dadurch kann sich die Schere des Lernstandes der Kinder öffnen und die Heterogenität wird grösser.
Zwei Wochen sind diesbezüglich eher unproblematisch. Bleibt die Schule jedoch noch länger geschlossen, wird die Situation für Eltern und Kindern zu Hause zunehmend schwieriger.
Nau.ch: Wie verbringen Sie die unterrichtsfreie Zeit?
Viele denken, wir Lehrer können nun Ferien machen. Dem ist aber nicht so (lacht). Ich habe momentan mehr Arbeit, da sich Schüler wie Lehrpersonen zuerst in der aktuellen Lage zurechtfinden müssen und es viel vorzubereiten gibt.
Ausserdem prüfe ich gegenwärtig Lernportale, auf denen online geübt und gelernt werden kann.
In unserer Primarschule bieten wir Betreuung für Kinder an, deren beide Elternteile arbeitstätig sind. Wir haben die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Mindestens eine Lehrperson ist allerdings immer zu den normalen Schulzeiten anwesend.