Nach Jahrzehnten bei der Baselbieter Sicherheitsdirektion ist der frühere Generalsekretär heute in überraschendem Kontext anzutreffen.
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«Wo ich mitmache, will ich Qualität liefern»: Stephan Mathis. - Onlinereports
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Das Wichtigste in Kürze

  • Stephan Mathis ist der ehemalige Generalsekretär der Baselbieter Sicherheitsdirektion.
  • Nach seiner Pension widmet sich Mathis nun der Freiwilligenarbeit.
  • Unter anderem hat er die Ausstellung «Landart Wasserfallen» kuratiert.

Anfang Juli bei der Bergstation Wasserfallen. Stephan Mathis widmet sich mit Hingabe den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung «Landart Wasserfallen». Er weist ihnen den Weg, berät sie und nimmt Kommentare und Feedbacks zum Kunstprojekt in freier Natur entgegen.

Mathis war jahrelang Generalsekretär und führender Kopf der Baselbieter Sicherheitsdirektion. Es gab kein Geschäft, das ohne seinen Segen weitergereicht wurde. Es war der Mann am Hebel der Machtzentrale, bei dem auch noch spät abends das Licht im Büro brannte. Ihn ausserhalb dieser Umgebung anzutreffen, in der freien Natur – es ist ein ungewohnter, überraschender Anblick.

Mathis hat die Ausstellung «Landart Wasserfallen» als Mitglied des Stiftungsrats Luftseilbahn Reigoldswil-Wasserfallen kuratiert. Diese Mitgliedschaft und Mitarbeit ist nur eine der zahlreichen neuen Tätigkeiten des ehemaligen SID-Generalsekretärs.

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Stephan Mathis hat die Ausstellung «Landart Wasserfallen» kuratiert. - Onlinereports

Als Mathis vor zweieinhalb Jahren in Pension ging, war «Ruhestand» im Sinne von «sich zur Ruhe setzen» für den damals 66-Jährigen keine Option. Er arbeite einfach gerne, sagte er. So gründete Mathis in Liestal ein Büro für Recht, Führung und Politik.

Einfach nicht drauflegen

Jetzt arbeitet er zwar nicht mehr ganz so viel wie als Generalsekretär, aber immer noch viel. Denn seine selbstständige Tätigkeit ist nicht nur umfangreich, sondern auch sehr vielfältig. Als er damals aus dem Staatsdienst ausschied, erklärte er, sich künftig insbesondere der Freiwilligenarbeit widmen zu wollen.

Und genau das macht er mittlerweile auch in hohem Masse. Reich wird er damit nicht. Müsse er auch nicht, sagt er. «Nur bei den Büro- und Infrastrukturkosten drauflegen, möchte ich nicht unbedingt.» Wobei ihm das bis jetzt nicht immer ganz gelungen sei, fügt er schmunzelnd hinzu.

Dafür kommt seine Arbeit heute nicht selten Schwächeren zugute. Etwa wenn er regelmässig in der Schreibstube Liestal des Roten Kreuzes Baselland Klienten in Rechtsfragen, Steuerangelegenheiten, im Umgang mit Behörden oder bei der Arbeitsplatz- und Wohnungssuche berät und unterstützt. Zudem ist er Vizepräsident des Stiftungsrats Burg Reichenstein und zuständig für Recht und Verträge in der Stiftung Kirchengut. Diese hat zum Zweck, ihre Kirchen und Pfarrhäuser zu erhalten und sie den Evangelisch-reformierten Kirchgemeinden zur Verfügung zu stellen.

Haben Sie die Ausstellung «Landart Wasserfallen» besucht?

Ja, und er betreibe auch ein bisschen politische Beratung, sagt Mathis. Da profitiert er von seinem Bekanntheitsgrad. Allerdings berate er mehr in Sachfragen und betreibe weniger Coaching. Eigentlich bewege sich seine Tätigkeit eben doch mehr im rechtlichen als im politischen Bereich, sagt der Vollblut-Jurist.

Dazu passt beispielsweise auch das Präsidium der Notariatskommission, die im Kanton Baselland die Notariatsprüfungen abnimmt und die Aufsicht über die Notarinnen und Notare ausübt. Eine Funktion, die erheblich an Bedeutung gewonnen hat, seit das Notariat im Baselbiet 2013 vollkommen privatisiert wurde.

Er geniesse jede Tätigkeit, in der er mit Menschen zu tun habe, sagt Mathis. Und wenn er wegen seiner Erfahrung diesen etwas bieten könne.

Steile Karriere

Und er hat einiges zu bieten. 1980 trat er als Verwaltungsvolontär in die damalige Justiz- und Militärdirektion ein, stieg bald zum Sekretär der regierungsrätlichen Laufentaldelegation auf und schrieb in dieser Funktion die Vorlage zum Anschluss des Laufentals an den Kanton Baselland. Am 1. Dezember 1998 startete er seine Tätigkeit als Generalsekretär.

Die knapp zweieinhalb Jahrzehnte in dieser Funktion bezeichnet er als «Höhepunkt meiner beruflichen Tätigkeit». Das erstaunt nicht, sonst wäre er wohl kaum so lange geblieben. Möglichkeiten zum Stellenwechsel hätte er genug gehabt.

So war etwa damals, als es galt, die Position des Kantonsgerichtspräsidenten neu zu besetzen, auch sein Name gefallen. Sein Vorgänger im Generalsekretariat, der 2019 verstorbene Peter Meier, hatte seinerzeit genau diesen Weg erfolgreich beschritten. Mathis dagegen blieb – mit der lakonischen Begründung, sein Job sei derart interessant, dass er keinen Wechsel anstrebe.

Qualität um jeden Preis

Heute muss er selbst dafür sorgen, dass seine Tätigkeit sinnvoll und interessant bleibt. Bei der Auswahl oder Akquisition schaue er kaum darauf, was die Tätigkeit abwerfe oder ob sie überhaupt entschädigt sei. Natürlich weigere er sich nicht, auch einmal einen anständig bezahlten Job anzunehmen. Darunter kann auch der eine oder andere Auftrag aus der öffentlichen Hand sein.

Für ihn gilt der persönliche Anspruch, einen guten Job zu machen und sich ganz in den Dienst der Auftraggebenden zu stellen. «Wo ich mitmache, will ich Qualität liefern», sagt er.

Bei diesem Hang zum Perfektionismus kann es halt auch heute noch passieren, dass man Stephan Mathis abends oder am Wochenende in seinem Büro in Liestal antrifft – wie damals in der Sicherheitsdirektion, im ersten Stock des Regierungsgebäudes.

So überrascht es dann auch nicht, dass Mathis zweieinhalb Jahre nach seiner Pensionierung von sich behauptet, der Übergang sei ihm letztlich leicht gefallen, was auch damit zusammenhänge, dass er in Liestal habe bleiben können. «Der Unterschied zu früher liegt vor allem darin, dass ich selbst für die Aufträge sorgen muss.» Und das sei eine ungemein spannende und zugleich sehr herausfordernde Aufgabe. Gefordert sei er auch, weil er sämtliche Arbeiten selbst erledige.

Aber die «guten Geister» der Sicherheitsdirektion – die vermisse er dann schon …

Zum Autor: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal OnlineReports.ch publiziert. Per 1. Juli haben Alessandra Paone und Jan Amsler übernommen.

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