Knabenverein Birchwil: Wo sich die Junggesellen wohlfühlen
Die grosse Nürensdorfer 1.-August-Feier fällt für den Knabenverein Birchwil ins Wasser. Auf ein gemütliches Beisammensein wird aber nicht gänzlich verzichtet.
Eigentlich stünde das alljährliche Highlight des Knabenvereins Birchwil kurz bevor.
Der Verein ist an der offiziellen 1.-August-Feier der Gemeinde Nürensdorf jeweils für die Festwirtschaft zuständig. Die Feier wurde dieses Jahr virusbedingt abgesagt.
«Das ist vermutlich das erste Mal, seit wir die Feier organisieren, dass sie nicht durchgeführt werden kann», sagt Kurt Schellenberg.
Er ist seit 17 Jahren beim Verein dabei. Bisher habe man jede Hürde gemeistert.
Risiko zu gross für Knabenverein Birchwil
Das Nürensdorfer Fest ist über die Jahre hinweg immer grösser und populärer geworden.
«Die Gemeinde hat irgendwann angefangen, Festredner einzuladen und plötzlich standen dann Toni Brunner oder Christoph Blocher auf der Bühne.»
Dies hätte auch mehr Besucher angezogen und somit mehr Aufwand für die «Knaben» mit sich gebracht.
Doch dieses Mal ist es anders. «Das Risiko, dass wir alles organisieren und die Feier dann zwei Tage vorher doch noch abgesagt wird, wäre einfach zu gross gewesen», erklärt Kurt Schellenberg.
«Wir wollen vor allem ein Fest durchführen, das den Namen ‹Fest› verdient, wo sich alle Gäste ungezwungen bewegen und feiern können.»
Was ist eigentlich ein Knabenverein?
Wie das Konstrukt des Knabenvereins entstanden ist, wisse man eigentlich gar nicht so genau, räumt Kurt Schellenberg ein.
Der Verein rechne damit, dass er vor rund 100 Jahren gegründet wurde.
Ursprünglich sei es wohl darum gegangen, um im Dorf für Ruhe und Ordnung zu sorgen – ursprünglich also eine Art Bürgerwehr.
«Zudem wurde geschaut, dass die Frauen bei allfälligen Fremden eines anderen Dorfes in die richtigen Hände kamen.»
Aus historischer Sicht ist es also auch nicht verwunderlich, dass eine Hochzeit der automatische Austritt aus dem Verein bewirkt. Dem ist auch heute noch so.
«Für uns lohnt es sich also eigentlich gar nicht, zu heiraten», schmunzelt Kurt Schellenberg.
Entscheidet sich einer der Junggesellen aber dennoch dazu, ist er den anderen Mitgliedern gemäss Statuten einen Polterabend schuldig – an der Hochzeit wird im Gegenzug dann Spalier gestanden.
«Für Vereinsanlässe sind wir alle gleich gekleidet.» Genauer gesagt heisst das ein weisses Hemd mit einem aufgedruckten grünen Baum auf dem Rücken.
Dazu gehört eine Fliege in derselben Farbe.
«Wer feiern kann, der kann auch arbeiten»
Auf den grössten Vereinsanlass, den 1. August, will der Knabenverein Birchwil nicht gänzlich verzichten.
«Wir werden einfach für uns als Verein eine ‹Grillete› organisieren. Wir sehen es jetzt positiv – schliesslich müssen wir ausnahmsweise nicht arbeiten.»
Seit den 80er-Jahren wird nebst der Bundesfeier bereits am 31. Juli «gfäschtet».
Dies werde vor allem aus dem Grund geschätzt, da man als Gast am nächsten Tag meist nicht wieder früh aufstehen muss.
Wehe einer der Junggesellen schaut am Vortag aber so tief ins Glas, dass er am 1. August nicht mehr einsatzbereit ist für die Festwirtschaft. «Wer feiern kann, der kann auch arbeiten.»
Vereinsreise im Herbst geplant
Die Nationalfeier ist im Grunde genommen die einzige Einnahmequelle des Knabenvereins Birchwil.
Das grosse Fest mit bis zu 300 Personen reicht aber aus, um die «Knaben» auf mindestens eine Vereinsreise zu schicken.
Das diesjährige Ski-Weekend und die Frühlingsreise mussten abgesagt werden, somit habe man trotz Ausfall der 1.-August-Feier genug im Kässeli für die Reise im Herbst.
«Geplant ist noch nichts, aber wir freuen uns schon sehr darauf.»
