Dübendorf: «Beruf, Lohn, Wohnung, Familie, Ferien… ist das alles?»
Muk hat sein «0815-Leben» hinter sich gelassen, um Künstler zu werden. Heute präsentiert er seine Werke unter anderem in der Oberen Mühle in Dübendorf.

Besucher der Oberen Mühle in Dübendorf kennen ihn vielleicht schon von seiner Ausstellung im September 2019 oder wurden bereits von ihm in der Gastwirtschaft bedient.
An einem der Tische sitzt der Künstler heute selbst, während ein warmer Sommerregen auf den steinigen Boden prasselt.
Mit dem Kulturort ist Muk schon seit Jahren verbunden, noch bevor er sich als Künstler selbstständig gemacht hat.

Radikaler Ausstieg
«Ich habe eigentlich ein ganz normales 0815-Leben geführt, wie es der Schweizer eben tut.» Damit meint Muk den sicheren Job, die eigenen vier Wände, Familie und Kinder.
Damals hat er sich auch schon mit seinen Holzskulpturen auseinandergesetzt, ohne dabei aber eine konkrete Künstlerkarriere anzustreben.
Nach einem anderen Weg, um durchs Leben zu schreiten, hat Muk schon immer gesucht. «Ich habe letztens einen Zettel gefunden, den ich mit 18 Jahren geschrieben habe.»
Seine Worte: «Beruf, Lohn, Wohnung, Familie, Ferien… ist das alles? Kann es das wirklich sein?»

2015 schien die Antwort auf diese Frage deutlicher zu werden. Nach einer schwierigen Zeit im Privatleben entschied er sich für den radikalen Ausstieg. Er hing den Marketing-Job an den Nagel und ging zwei Jahre lang auf Weltreise.
«Ob ich damals vor etwas weggerannt bin, kann ich gar nicht sagen. Aber ich habe den Austausch mit Gleichgesinnten rund um den Globus sehr geschätzt.»
Grossvater war Industrieschreiner
Zurück in der Schweiz widmete Muk sich wieder seinen Holzfiguren. «Holz und Bäume habe ich schon immer geliebt.»
Seine engste Bezugsperson – der Grossvater – war Industrieschreiner und hat Muk schon früh gezeigt, was man aus Holz alles machen kann.

«Ich bin nicht der Künstler, der einen mit Farbe gefüllten Ballon vom Dach wirft und dann eine absurd klingende Geschichte hinein interpretiert.»
Er sieht sich mehr als «Kreierer», der gerne tüftelt, den Prozess liebt und im Dialog zwischen eigenen Vorstellungen, Material und Werkzeugen etwas entstehen lässt, das den Menschen Freude bereiten soll.
Beim Malen etwas ausdrücken
Mit der Zeit kam nebst den Holzskulpturen eine weitere Kunstform ins Spiel: das Malen.
«Mich hat der komplett andere Ansatz fasziniert.» Bei den Holzskulpturen wird das Material reduziert, wohingegen beim Malen Schicht für Schicht dazukommt.»
Während es bei den Holzskulpturen zudem viel mehr um den Arbeitsprozess selbst gehe, möchte Muk beim Malen etwas ausdrücken.

Ein gutes Beispiel dafür ist ein Bild, das er kürzlich gemalt hat. «Es ist ganz dunkel gehalten, bis auf einen Goldstreifen, der sich durch das Bild zieht.»
Der Streifen symbolisiert das Privileg, das ihm offenbar in die Wiege gelegt wurde, selbst in schweren Zeiten nie in hoffnungslose Aussichtslosigkeit zu versinken.
Gelegenheitsjob in Dübendorf
Corona hat auch Muk hart getroffen, gerade weil das Leben als freischaffender Künstler ohnehin schon nicht leicht ist.
Die meisten hätten gerade andere Prioritäten, als Geld für Kunst auszugeben.
«Im Moment fühlt es sich so an, also ob ich nach jahrzehntelanger Suche meine Erfüllung gefunden habe und dann meine Traumwelt auseinanderbricht, weil ich meine finanzielle Existenz damit nicht sichern kann.»
Bis zu 60 Stunden pro Woche verbringt der Künstler in seinem Atelier. Nicht weil er es muss, sondern weil es seine Berufung ist.
Gänzlich davon zu leben, sei in seiner Situation aber beinahe unmöglich.
Mit Gelegenheitsjobs, wie dem in der Oberen Mühle, verdient sich Muk noch etwas dazu.

Seine Idealvorstellung wäre, wenn zwischen seiner Kunst und Geld keine Co-Abhängigkeit existieren würde.
«Am liebsten möchte ich meine Skulpturen und Bilder einfach auf die Strasse stellen, ohne damit Geld verdienen zu müssen.»
Auch wenn er sich schon öfters gefragt hat, was er hier eigentlich genau macht, bereut er keinen seiner Schritte. «Wenn alles nur so friedlich plätschern würde, wäre das nicht mein Leben.»