Vor rund einem Jahr wurde bekannt, dass der Kanton Zürich Standort des Tiefenlagers für radioaktive Abfälle werden soll. Die Grünen ziehen eine Zwischenbilanz.
Sondierbohrungen Nagra
Sondierbohrungen auf einem Bohrplatz der Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle) in Bachs ZH. - KEYSTONE/Gaetan Bally
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Der Kanton Zürich soll Standort des Tiefenlagers zur Lagerung hochradioaktiver Abfälle werden. Dies hat die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) am 12. September 2022 so kommuniziert.

Rund ein Jahr später zeigen sich die Grünen Kanton Zürich mit der geplanten Umsetzung nur bedingt zufrieden. Für sie ist klar: Der Kanton stehe vor der Herausforderung, die eigenen Bedürfnisse proaktiv in die Planung dieser enormen Grossbaustelle nachhaltig einzubringen.

Zur Erinnerung: Das Tiefenlager entsteht in der Nähe von drei Zürcher Gemeinden – namentlich Stadel, Weiach und Glattfelden. Gebaut werden muss es für die nächsten 10'000 bis einer Million Jahre.

Grüne verlangen mehr Klarheit

Die Grünen haben im Rahmen eines Postulats die Schaffung einer wissenschaftlichen Expertenstelle verlangt. Zudem haben sie einen Konsolidierten Entwicklungs- und Finanzplan-Antrag für 500'000 Franken eingereicht.

Beide Anträge hat der Rat gutgeheissen, was von den Grünen begrüsst wird. Für die Partei braucht es dennoch mehr Klarheit. Vieles stehe gegenwärtig am Anfang, anderes wiederum laufe nicht so, wie die Grünen es erwarten.

Beispielsweise bestehen für die Region bis heute noch keine Abgeltungsvorstellungen, teilt die Partei mit. Zudem sei es inakzeptabel, dass die Überwachung des Atommülllagers nur im Pilotlager, nicht aber im eigentlichen Lager stattfinden soll.

Ausserdem zeigen sich die Grünen unzufrieden mit der geplanten Transportvariante, da Transporte ausschliesslich durch Lastwagen stattfinden sollen. Da Varianten wie zum Beispiel unterirdische Abtransporte des Aushubs und Einlagerung per Bahn ausgeschlossen werden, seien hohe Emissionen vorprogrammiert.

Forderung an Kanton vor Einreichung des Rahmenbewilligungsgesuches

Schon vor einem Jahr haben die Grünen diverse Bedingungen für die Planung des Tiefenlagers formuliert. Die Partei fordert unter anderem einen verbindlichen Plan zum Ausstieg aus der Atomenergie, sowie den Ausbau von Fotovoltaik und Windenergie.

Weiter sollen Abbruchkriterien definiert werden, falls sich das Gebiet Haberstal nicht als die beste Lösung herausstellen sollte. Laut den Grünen seien diese nicht mal in Planung. Generell werden mehr Datentransparenz und eine Überprüfung durch eine unabhängige Expertengruppe gefordert.

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Die Nagra hat entschieden, ein geologisches Tiefenlager im Gebiet Nördlich Lägern im Stadeler Haberstal im Kanton Zürich und Aargau zu errichten. (Archivbild) - dpa

Zudem muss die Bevölkerung und Umwelt vor schädlichen Emissionen durch die Bauarbeiten und den Oberflächenbetrieb geschützt werden. Wertverluste der Immobilien seien zu kompensieren. Die Partei wirf die Frage in den Raum: «Wie lange wird die Bevölkerung im Ungewissen gelassen?»

Offene Fragen sollen bis in einem Jahr geklärt sein

Bis zur Einreichung des Rahmenbewilligungsgesuches durch die Nagra in einem Jahr sollen diese Fragen geklärt sein. Die Grünen wollen klare Antworten und fordern oberste Sicherheitskriterien und Rücksicht auf Mensch und Umwelt beim weiteren Tiefenlagerprozess.

Dies ist laut der Partei nicht nur ein Bedürfnis der Grünen, sondern der ganzen Bevölkerung des Kantons Zürich.

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