In einigen Tagen übergibt Mitte-Regierungsrätin Beatrice Simon ihr Amt an ihre Nachfolgerin.
Beatrice Simon
Die Berner Regierungsrätin Beatrice Simon (BDP). - Keystone

«Ich schaue zurück auf ein enorm vielfältiges Präsidialjahr, vier politisch prägende Jahre Legislatur und zwölf menschlich bereichernde Jahre als Regierungsrätin», sagte Simon am Dienstag, 24. Mai 2022. Die Seedorferin wurde 2006, damals noch für die SVP, ins Berner Kantonsparlament gewählt. Kaum zwei Jahre später spaltete sich die BDP von der SVP ab. Simon gehörte zu den BDP-Mitgliedern der ersten Stunde.

Der Pulverdampf der Abspaltung hatte sich bei weitem noch nicht verzogen, als Simon 2010 für die BDP in den Regierungsrat gewählt wurde.

Simon war eines der Aushängeschilder der noch jungen BDP: sie verhandelte auf Augenhöhe, mit Anstand und Sachkompetenz. Nicht das Reisserische, sondern das Austarierte, war ihre Sache.

Simon sagte von sich selber, sie habe immer eine Regierungsrätin «zum Anfassen» sein wollen, jemand der dialogbereit und nahbar sei. Besonders stolz zeigte sich die Seeländerin am Dienstag, 24. Mai 2022, dass sie sich während der gesamten Regierungszeit «immer selber treu geblieben bin».

Bernischen Staatsfinanzen seien heute besser im Schuss

Die Regierungsrätin stand zwölf Jahre lang der Finanzdirektion vor. Linke wie Bürgerliche kritisierten Simon dafür, dass sie immer möglichst pessimistisch budgetiere, um dann die Rechnung deutlich besser abzuschliessen.

Die Bürgerlichen sahen darin das Kalkül, aus ihrer Sicht notwendige Steuersenkungen zu verhindern. Linksgrün wertete es als Versuch, unnötige bürgerliche Austerität in Finanzfragen zu propagieren.

Die bernischen Staatsfinanzen seien heute besser im Schuss als bei ihrem Amtsantritt, bilanzierte Simon am Dienstag, 24. Mai 2022, vor den Medien. «Nach dem historischen Konjunktureinbruch durch Corona haben sich die Schweizer wie auch die Berner Wirtschaft zuletzt erstaunlich rasch erholt. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn man nicht auf einem sorgfältig gepflegten Fundament hätte aufbauen können», sagte Simon.

«Habt Sorg zum Geld»

Mit Sorge blickt die scheidende Regierungsrätin in Richtung Ukraine. Die Unsicherheiten, welchen Einfluss dieser Krieg auch auf die bernischen Finanzen hat, sind gross. Ihrer Amtsnachfolgerin, Astrid Bärtschi (Mitte), und der Berner Politik im Allgemeinen gab Simon am Dienstag, 24. Mai 2022, mit auf den Weg: «Habt Sorg zum Geld.»

Die Corona-Pandemie gehörte zu den prägenden Ereignissen der zu Ende gehenden Legislatur. Der Regierungsrat habe diese bei all den damit verbundenen Unsicherheiten «recht gut gemeistert», bilanzierte Simon.

Auch wenn manche Ziele der Regierung durch die Pandemie etwas in den Hintergrund gerückt werden mussten, habe der Kanton doch einiges umgesetzt. Auf gutem Weg etwa ist laut Simon der Medizincampus auf dem Berner Insel-Areal. Auch die Digitalisierung der Verwaltung wurde vorangetrieben.

Mit dem Entscheid der bernjurassischen Stadt Moutier, zum Kanton Jura zu wechseln, hat der Kanton ausserdem das Projekt «Avenir Berne romande» lanciert. Es soll der Entwicklung des Berner Juras und der französischsprachigen Bevölkerung neue Impulse verleihen. Sand im Getriebe ist hingegen beim Bau des neuen Campus der Fachhochschule in Biel. Hier komme der Kanton aber langsam wieder auf Kurs, sagte Simon.

Simon wird Verwaltungsrätin bei der Spitalgruppe Lindenhof

Während ihrer zwölfjährigen Amtszeit war Beatrice Simon zweimal Regierungspräsidentin, erstmals 2016/17 und nun 2021/22. In ihrer zweiten Amtszeit habe sie zahlreiche Gemeinden dies- und jenseits der Kantonsgrenzen besucht, berichtete Simon. Diese Kontakte hätten ihr gezeigt, wie wichtig es sei, kulturellen Werten Sorge zu tragen, Unterschiede zu akzeptieren und Gemeinsamkeiten zu pflegen.

Nach ihrem Abgang aus der Berner Regierung wird Simon unter anderem Verwaltungsrätin bei der Spitalgruppe Lindenhof. Je ein Drittel ihrer Zeit will sie Mandaten, sozialem Engagement und sich und ihrer Familie schenken. «Und dann möchte ich auch gerne einen Hund», sagte die scheidende Regierungsrätin.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

DigitalisierungRegierungCoronavirusKriegHundBDPSVP