In der Justizvollzugsanstalt Thorberg soll es verschiedene Neuerungen geben. Im Mittelpunkt steht der Wechsel von Massenvollzug zu «Justizvollzug nach Mass».
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Die Justivollzugsanstalt Thorberg. - Nau

Der neue Direktor der Berner Justizvollzugsanstalt Thorberg, Hans-Rudolf Schwarz, plant in dieser Strafanstalt verschiedene Neuerungen. Hauptstossrichtung ist der Wechsel von einem Massenvollzug zu einem «Justizvollzug nach Mass».

Wie die Sicherheitsdirektion des Kantons Bern am Dienstag bekannt gab, bedeutet dieser Begriff, dass auf dem Thorberg noch gezielter auf die individuellen Ressourcen der Eingewiesenen fokussiert werden soll.

Neu gibt es deshalb auf dem Thorberg eine Eintrittsabteilung, bei der Stärken und risikoorientierte Defizite des Eingewiesenen gezielt abgeklärt werden. Auch wird die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Bereichen Betreuung, Gewerbebetriebe, Soziale Arbeit und Bildung/Freizeit gestärkt.

Wenn der Resozialisierungsprozess der Insassen verbessert werde, führe das zu einer weiteren Erhöhung der Sicherheit, schreibt die Sicherheitsdirektion. Dies in der Zeit nach der Verbüssung der Freiheitsstrafe der Eingewiesenen, also wenn diese wieder in Freiheit sind. Ohnehin stehe auf dem Thorberg weiterhin die Sicherheit im Vordergrund.

Die Neuausrichtung der Anstalt Thorberg hat Schwarz nach einer fundierten Analyse und unter Einbezug der Angestellten vorgelegt. Auch die Neuausrichtung im Amt für Justizvollzug sei auf Kurs, schreibt die kantonale Sicherheitsdirektion.

Sowohl das bernische Amt für Justizvollzug (AJV) als auch die Vollzugsanstalt Thorberg haben unruhige Zeiten hinter sich. Eine Sonderprüfung der kantonalen Finanzkontrolle ergab im September 2018, dass das AJV seine Führungsaufgabe bei der Anstalt Thorberg nur ungenügend wahrnimmt.

Als kurz darauf die neue Vorsteherin Romilda Stämpfli ihr Amt antrat, bekam sie den Auftrag, die strategische Führung zu stärken, Prozesse zu vereinheitlichen und Querschnittsbereiche zu zentralisieren.

In der Anstalt Thorberg kam es in den letzten Jahren zu zwei Direktorenwechseln. 2014 musste der damalige Direktor gehen, weil er auf dem Bieler Drogenstrich verkehrte, was ihn erpressbar machte, wie die Vorgesetzten fanden. Nachfolger Thomas Egger verliess den Thorberg Ende vergangenes Jahr aus eigener Initiative.

Zuvor war bekannt geworden, dass die Arbeitszufriedenheit beim Personal gesunken war, worauf Egger einen externen Coach zur Seite gestellt bekam. Die Betriebs- und Führungskultur müsse verbessert werden, hiess es.

Seit Anfang Jahr ist Hans-Rudolf Schwarz Thorberg-Direktor. Er leitete zuvor die Vollzugsanstalt Witzwil und liess sich von Romilda Stämpfli und vom bernischen Sicherheitsdirektor Philippe Müller überzeugen, vom Seeland ins Emmental zu wechseln.

Die Anstalt Thorberg ist eine von elf Justizvollzugsanstalten des Strafvollzugskonkordats Nordwest- und Innerschweiz. Bis zu 180 Insassen nimmt sie auf, für 130 Personen ist sie Arbeitgeberin. Der Thorberg dient unter anderem dem Vollzug von langen Freiheitsstrafen, von stationären therapeutischen Massnahmen und von Verwahrungen.

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