Zu teuer! Mieter werden aus Städten verdrängt
Stellenabbau, schwächelnde Wirtschaft, sinkende Zuwanderung – nichts stoppt den Höhenflug der Schweizer Mieten.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Mieten in den Städten sind extrem hoch und steigen trotz Flaute weiter.
- Das Angebot bleibt wegen Verdichtung, Hürden und Einsprachen weitgehend starr.
- Hohe Mieten verdrängen Normalverdiener aus Städten.
Trotz konjunktureller Wolken bleibt «Betongold» heiss begehrt: Selbst Stellenabbau in Bau und Industrie oder die sinkende Zuwanderung bremsen die Nachfrage kaum. Im Gegenteil, sie greift zunehmend auch auf periphere Regionen über.
Laut der am Dienstag veröffentlichten IAZI-Studie zeigt sich der Schweizer Immobilienmarkt weiterhin stabil. Tiefe Hypothekarzinsen und der Status der Schweiz als sicherer Hafen halten den Markt auf Kurs. Obwohl die wirtschaftliche Abkühlung mittelfristig dämpfend wirken könnte, warnt IAZI.
Gleichzeitig verschärft sich der Wohnraummangel in der Schweiz: Die Leerwohnungsziffer liegt bei gerade einmal 1,0 Prozent.
Besonders in den Städten seien die Angebotsmieten kräftig gestiegen – mit Folgen: Abwanderung in Agglomerationen und ländliche Gebiete, während Sanierungen die Mietpreise zusätzlich nach oben treiben.
Mietpreise unerschwinglich
Diese könnten laut Bericht dazu führen, dass die Mietpreise danach für die bisherigen Mieter unerschwinglich werden.
An zentralen Lagen liegen die Mietaufschläge nach einer Sanierung bei durchschnittlich 50 Prozent. Aber auch in städtischen Agglomerationen (+23 Prozent) und in ländlichen Regionen (+15 Prozent) steigen die Mieten danach deutlich.
Laut IAZI-Präsident Donato Scognamiglio haben sogenannte «Normalverdiener» das Nachsehen. «Wir beobachten, dass die Menschen verdrängt werden», erklärt er gegenüber SRF.
Als Beispiel nennt er Zürich. «Wenn man Zürich nicht mehr bezahlen kann, geht man nach Bülach. Und wenn man Bülach nicht mehr bezahlen kann, geht man nach Weinfelden.»
Viele Schweizer Städte verzeichnen Abwanderung
Die Folge: Die meisten Schweizer Städte verzeichnen eine Abwanderung von Menschen. Diese Abwanderung werde von dem Fakt überdeckt, dass die Städte weiter wachsen – dank Zuwanderung.
So hätten etwa die Städte Lausanne und Zürich zwischen 2019 und 2024 eine Abwanderung von 1,3 beziehungsweise 1,1 Prozent verzeichnet. Auch aus Basel (0,9 Prozent), Genf (0,4 Prozent) und St.Gallen (0,4 Prozent) wanderten in dem Zeitraum Menschen ab.

Das Angebot sei «de facto starr», sagt IAZI-Präsident Donato Scognamiglio: Trotz tiefer Zinsen werde kaum gebaut, nicht nur wegen Verdichtung: «Weil es auch nicht so einfach ist, an das günstige Geld zu kommen und weil es viele Einsprachen gibt.»
Das zeigt Wirkung: In 25 Jahren sind die Mieten in Zürich um 42 Prozent, in Genf um 52 Prozent gestiegen.
2026 werden die Mieten noch teurer
Und ein Ende ist nicht in Sicht. Laut einer aktuellen Studie der Zürcher Kantonalbank dürften die Mieten 2026 nochmals um 1,5 Prozent steigen.
Für viele Haushalte – besonders Familien – werden Städte damit unerschwinglich. Zwar wachsen diese weiter, jedoch fast ausschliesslich dank Zuwanderung.
Der Preisdruck erfasst inzwischen auch entlegene Regionen: Dort stiegen die Mieten teils um bis zu 50 Prozent. Scognamiglio spricht von einem «Überlaufbecken: Die letzten Täler werden gefüllt, und das Wasser steigt.»











