In der Uhrenbranche zeichnet sich eine nicht unwesentliche Veränderung in der Publikation statistischer Daten ab. Der Schweizerische Uhrenverband (FH) erwägt, in der monatlichen Statistik zu den Uhrenexporten künftig auf Angaben zu den verschiedenen Preiskategorien zu verzichten. Analysten kritisieren diese Pläne.
Uhrenindustrie
Die hiesige Uhrenindustrie litt stark unter Corona. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
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Das Wichtigste in Kürze

  • Monat für Monat zeigt die Exportstatistik des Uhrenverbands die Entwicklung der Ausfuhren von Schweizer Zeitmessern in die verschiedenen Länder der Welt auf und unterteilt diese unter anderem auch nach vier Preissegmenten.

Unterschieden wird nach Exportpreisen von unter 200 Franken, zwischen 200 und 500, 500 und 3000 und über 3000 Franken. Diese Unterteilung soll nun wegfallen, wie verschiedene Medien in den vergangenen Tagen berichtet haben.

An seiner letzten Sitzung vom Donnerstag habe das Führungsgremium des Uhrenverbands noch nicht darüber entschieden, wie die Uhrenexportstatistik in Zukunft aussehen soll, erklärte Verbandspräsident Jean-Daniel Pasche in einem am Freitag in der Westschweizer Zeitung «Le Temps» veröffentlichten Artikel. Er schloss aber nicht aus, dass die Veröffentlichung von Daten nach Preiskategorien wegfallen könnte.

Falle die Unterteilung nach Preisklassen weg, dann werde sich die Transparenz bezüglich der Entwicklungen in der Uhrenbranche deutlich verschlechtern, kritisiert René Weber, Luxusgüterexperte der Bank Vontobel die Pläne. Davon besonders betroffen wären Einschätzungen zur Swatch Group, die im Gegensatz zu anderen Uhrenherstellern mit ihren Marken in allen Preissegmenten vertreten ist und selber zu den einzelnen Marken keine Zahlen veröffentlicht.

Stünden der Öffentlichkeit künftig weniger Details zu den verschiedenen Preissegmenten zur Verfügung, käme das bei der Swatch Group automatisch einem erheblichen Transparenzverlust gleich, erklärte der Vontobel-Analyst weiter. Das wäre nicht nur für die im tiefsten Preissegment angesiedelte Marke Swatch der Fall, sondern etwa auch für Marken aus den mittleren Kategorien, wo Tissot und Longines zu den wichtigsten Playern zählen.

Ein Sprecher der Swatch Group versicherte derweil gegenüber «Le Temps», dass die Diskussionen im Verband nie das Ziel hatten, die Publikation nach Preisklassen abzuschaffen. Vielmehr soll die Darstellung der Exportstatistik die Realität besser abbilden. So solle mit den Veränderungen nicht Transparenz verloren gehen, sondern mehr Transparenz geschaffen werden, erklärte der Swatch-Sprecher.

Dass künftig keine Daten mehr zu den verschiedenen Preissegmenten publik gemacht werden könnten, dürfte Branchenkennern zufolge mit der schwachen Entwicklung in den günstigsten Preiskategorien zusammenhängen. Uhren mit einem Exportpreis von 200 Franken und weniger, die im Laden zu Preisen von bis zu 600 Franken verkauft werden, haben in den vergangenen Jahren stark an Boden verloren.

Laut den Statistiken des Uhrenverbands wurden im Jahr 2000 in der tiefsten Preiskategorie insgesamt 22,8 Millionen Stück ins Ausland verkauft. Im vergangenen Jahr waren es mit 11,6 Millionen nur noch rund halb so viele. Im Gegensatz dazu wuchsen im teuersten Segment zur Preisen von über 3000 Franken die exportierten Stückzahlen in derselben Zeitspanne von einer halben Million auf 1,7 Millionen.

Hauptgrund für die weltweit rückläufige Nachfrage nach günstigeren Uhren dürfte laut Experten der Siegeszug von Smartwatches wie der Apple Watch oder von Fitness-Trackern sein. Diese erfreuen sich vor allem bei jungen Konsumenten zunehmender Beliebtheit und verdrängen zunehmend die klassischen Armbanduhren.

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