Synhelion stoppt Pläne für Solartreibstoffanlage in Spanien

Keystone-SDA
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Zürich,

Das Schweizer Unternehmen Synhelion hat seine Pläne für den Bau einer Solartreibstoffanlage in Spanien begraben. Nun weicht Synhelion nach Deutschland aus.

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Eine Synhelion-Anlage im deutschen Jülich. (Archivbild) - Synhelion

«Wir hatten zu wenig Klarheit, wann die Bewilligungen der Behörden eintreffen werden», sagte Co-Firmenchef Philipp Furler auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Ursprünglich hatte Synhelion angekündigt, ihre nächste grössere Produktionsanlage in Spanien errichten zu wollen, wo die Sonne mehr scheint als in der Schweiz. Damit hätte Spanien die erste kommerzielle Anlage für Solartreibstoffe der Welt erhalten.

Nun macht Synhelion den Schritt von der Testphase der industriellen Produktion zur kommerziellen Herstellung aber in Deutschland. Man habe ein Gelände in Jülich gleich neben der bisherigen Anlage gefunden, die seit dem vergangenen Herbst Treibstoffe unter Einsatz von Solarwärme herstelle, sagte Furler. Die neue Anlage werde zehnmal grösser als die bisherige, die im vergangenen Juni eingeweiht wurde.

Die bisherige Anlage besteht aus einem 20 Meter hohen Solarturm und einem Spiegelfeld. In der Anlage werden Temperaturen von 1500 Grad erreicht, die in einem thermochemischen Reaktor Wasser und eine Kohlenstoffquelle in Synthesegas, ein Gemisch aus H2 und CO, umwandeln. Dank eines thermischen Energiespeichers kann die Produktion rund um die Uhr laufen.

Die Anlage produziert synthetisches Rohöl, genannt Syncrude. Anschliessend wird dieses Zwischenprodukt in einer konventionellen Ölraffinerie zu Treibstoffen verarbeitet. Synhelion kann so neben solarem Kerosin für die Luftfahrt auch solares Benzin und solaren Diesel für den Strassenverkehr und die Schifffahrt herstellen.

Einen Meilenstein hat Synhelion mittlerweile erreicht: Die Firma hat in dieser Woche erstmals eine grössere Menge an solarem Kerosin (im Fachjargon Sustainable Aviation Fuel, SAF) an die Fluggesellschaft Swiss und ihren Mutterkonzern Lufthansa geliefert. Die erste Lieferung sei am Flughafen Hamburg erfolgt, sagte Swiss-Kommerzchefin Heike Birlenbach am Vortag am Rande einer Medienkonferenz im Gespräch mit AWP.

Nun will Synhelion den Produktionsprozess hochfahren. Man mache sich auf die Suche nach Investoren. Der Finanzbedarf für die neue Anlage sei noch nicht klar, sagte Furler. Erst Anfang Jahr habe die Firma in einer Finanzierungsrunde 22 Millionen Franken hereingeholt.

Synhelion streicht geplante Fabrik auch in den USA

Denn das Unternehmen fasst bereits die nächsten Schritte ins Auge, hat aber die Pläne dafür geändert. Auch die geplante Fabrik in den USA habe man gestrichen, sagte Furler. Grund dafür sei US-Präsident Donald Trump. Im Moment gebe es in den USA kein Verständnis für die Herstellung von nachhaltigem Treibstoff.

Neue Standorte werden nun in Marokko und im Oman und irgendwo in Europa ins Auge gefasst. Diese sollen die Grösse der ersten beiden Anlagen noch deutlich übertreffen und damit noch sehr viel höhere Produktionskapazitäten bieten. Damit sollen die Kosten für Solartreibstoff markant sinken, der heute noch um Faktoren teurer ist als normaler Treibstoff.

Diese Anlagen dürften dann über 1 Milliarde kosten, hatte Synhelion-Co-Geschäftsführer Gianluca Ambrosetti vor einem Jahr der AWP gesagt.

Synhelion wurde 2016 als Abspaltung von der ETH Zürich gegründet und hat 2019 erstmals in einer Mini-Raffinerie auf dem Dach der ETH bewiesen, dass sich Treibstoffe unter Einsatz von Solarwärme herstellen lassen.

Zu den Kunden gehören auch die Swiss und ihr Mutterkonzern Lufthansa, der Flughafen Zürich sowie der Autoimporteur Amag oder der Flugzeugbauer Pilatus und die Lenzerheide Bergbahnen. Neben der Swiss und der Amag sind auch die SMS Group, der mexikanische Zementkonzern Cemex und das italienische Ölunternehmen Eni an der Firma mit Sitz in Lugano beteiligt.

Kommentare

User #2528 (nicht angemeldet)

Öko zeugs rendiert einfach nicht. Wann seht ihr das endlich ein?!

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