Es wird wohl keine grossen Verbesserungen in der Schweizer Wirtschaft im Jahr 2024 geben, aber es könnte sich im Laufe des Jahres zumindest etwas verbessern.
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Die Ökonomen von Swiss Life Asset Managers erwarten für das laufende Jahr unverändert ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts von 1,0 Prozent. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/GAETAN BALLY

Die Schweizer Wirtschaft wird 2024 keine grossen Sprünge machen. Im Verlauf des Jahres dürfte sich die Lage aber immerhin aufhellen, sagen die Ökonomen der Versicherung Swiss Life voraus. Bei der Schweizerischen Nationalbank könnte derweil ein altbekanntes Instrument vor dem Comeback stehen.

Konkret erwarten die Ökonomen von Swiss Life Asset Managers für das laufende Jahr unverändert ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts von 1,0 Prozent. «Das ist eine nicht sehr dynamische Entwicklung», sagte Chefökonom Marc Brütsch am Donnerstag vor den Medien. Das Wachstum entspreche nämlich nur in etwa jenem der Bevölkerung.

Der Grund ist der schleppende Gang der internationalen Wirtschaft. Dies bekämen insbesondere die exportorientierten Bereiche der Wirtschaft zu spüren. Und die Weltwirtschaft schwächle gleich aus mehreren Gründen.

So fehlten in vielen Volkswirtschaften weitere fiskalische Impulse. In den USA etwa habe im letzten Jahr das Wachstumsprogramm von Präsident Biden knapp 2 Prozentpunkte zum dortigen Wachstum beigesteuert. Im laufenden Jahr sei nicht mit einer Ausdehnung dieser Programme zu rechnen.

«Ende der Kaufkraftkrise»

Zudem sei nicht auszuschliessen, dass die USA nun doch noch in eine Rezession rutschten. Im historischen Durchschnitt komme es nämlich erst nach rund neun Monate nach der letzten Leitzinserhöhung in einem Zinszyklus zu einer Rezession. Die letzte Erhöhung datiert vom vergangenen Juli.

Auch China gibt keine Hoffnung. «Das Land steht am Rande einer Deflation und wird die Rolle einer Wachstumslokomotive nicht mehr länger spielen können», so Brütsch. Schon letztes Jahr seien die Schweizer Güterexporte ins Reich der Mitte um über 6 Prozent eingebrochen. Auch der Schweizer Tourismus spüre das Ausbleiben der Gäste aus dem Land.

Trotz all dem erwarten die Swiss-Life-Ökonomen, dass sich die Lage ab Mitte des Jahres aufhellen wird. Der Hauptgrund ist laut Brütsch ein «Ende der Kaufkraftkrise» in wichtigen Volkswirtschaften. Über den Daumen gepeilt zeichneten sich in Deutschland und Frankreich Reallohnerhöhungen von um die drei Prozent ab. «Das sind kräftige Impulse», so der Chefökonom.

Zwei Zinssenkungen von je 0,25 Prozent erwartet

Zudem zeichnen sich Leitzinssenkungen ab, was der Weltwirtschaft ebenfalls helfe. Konkret erwartet Swiss-Life-Experte Daniel Rempfler in der Eurozone im April eine erste Zinssenkung, in den USA dann im Juli. Insgesamt sagt er Zinsschritte um 150 Basispunkte der EZB und von 125 Basispunkten des Fed im laufenden Jahres voraus.

Von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) werden im laufenden Jahr – im September und Dezember – zwei Zinssenkungen von je 0,25 Prozent erwartet, was angesichts der Inflation (Prognose: 1,7 Prozent) unproblematisch sei. Weil die Senkungen damit aber geringer als in der Eurozone ausfallen werden, führe dies zu einem anderen Problem: Der Franken werde zu stark.

Rempfler hält es daher für wahrscheinlich, dass die SNB in absehbarer Zeit wieder Devisen kaufen wird, um den Franken zu schwächen. Sie werde sich für dieses Instrument entscheiden, weil sie die Zinsen nicht wieder in Richtung 0 senken wolle, meint er.

Ab welchem Wechselkurs die SNB handeln werde, sei hingegen eine offene Frage. Zuletzt fiel der Euro-Franken-Kurs auf deutlich unter 0,93. «Ich gehe davon aus, dass aktuell die Schmerzgrenze der SNB erreicht ist», so Rempfler. Kurse von unter 0,90 werde sie bestimmt nicht akzeptieren.

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