Schweizer Unternehmen sind mit viel Schwung aus der der Coronakrise herausgekommen. Das Wachstum fiel oftmals gar stärker aus als von Experten erwartet.
Kühne+Nagel
Der Hauptsitz des Logistikunternehmens Kühne+Nagel in Schindellegi SZ, aufgenommen am 25.03.10. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Welt atmete diesen Frühling nach einem langen Winter mit harten Lockdowns auf: Läden wurden wieder geöffnet, die weltweiten Warenströme kamen wieder in Gang, und auch der Tourismus erholte sich zaghaft auf tiefem Niveau.

Dazu profitierte die Weltwirtschaft von staatlichen Konjunkturprogrammen in vielen Ländern.

Bei den Halbjahresabschlüssen der grossen Schweizer Firmen, die dieser Tage veröffentlicht werden, zeigt sich diese Erholung. Die Umsätze zogen zumeist an.

Doch ging es nicht nur schwungvoll aufwärts, die meisten Gesellschaften übertrafen auch die Erwartungen der Bankenanalysten, wie eine Datenauswertung der Nachrichtenagentur AWP zeigt.

Beim Umsatz etwa überrundeten fast vier von fünf an der Schweizer Börse SIX kotierten Firmen die durchschnittlichen Schätzungen. Zwei von fünf lagen selbst über den kühnsten Prognosen. Fast noch extremer präsentiert sich das Bild beim Gewinn, wo zwei von drei Firmen die Bandbreite sämtlicher Schätzungen übertrumpften.

Dabei sticht etwa der Logistikkonzern Kühne+Nagel heraus, der mit seinem Rekordumsatz die Analysten auf dem falschen Fuss erwischte. Doch auch den Pharmakonzernen Roche und Novartis, dem Luxusgüterhersteller Richemont sowie den Industriefirmen ABB, Schindler, Sika sowie Georg Fischer gelang es, die Schätzungen deutlich zu übertrumpfen.

Beim Gewinn auf operativer Ebene stach vor allem die Grossbank UBS heraus. Sie erzielte im zweiten Quartal einen Gewinn vor Steuern von 2,59 Milliarden. Die Finanzanalysten hatten bloss einen Wert von knapp 1,9 Milliarden erwartet.

Die guten Resultate spiegeln sich vielfach in den Aktienkursen. Der Schweizer Aktienmarkt - gemessen am Leitindex SMI - reihte zuletzt Rekordhoch an Rekordhoch. Am Dienstagvormittag wurde bei 12'347,12 Punkten eine neue Bestmarke gesetzt.

Mit Blick nach vorne ist nun gemäss Experten trotzdem Vorsicht angesagt. Die Liste von potenziellen Risiken sei lang, frische Impulsgeber seien nicht in Sicht, schrieb etwa Raiffeisen Schweiz in einem Marktkommentar.

Andere Experten wie etwa Equity Stratege Wolf von Rotberg von der Bank J. Safra Sarasin meinen derweil, dass gerade die besseren Zahlen der Unternehmen die Kurse nochmals steigen lassen könnten. Denn die Analysten überarbeiteten nun ihre Prognosen - und würden wohl den einen oder anderen Titel zusätzlich zum Kauf empfehlen.

Diese positiven Bewertungen bergen aber auch eine Gefahr in sich, heisst es an der Börse. Mahner vergleichen die aktuelle Situation mit dem Platzen der Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende. Analysten hätten damals die Börsenhysterie befeuert und Anleger in Schrottaktien getrieben - die Quittung folgte prompt.

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