Schweizer Biotechbranche zeigte sich 2024 relativ robust
Die Schweizer Biotechbranche hat sich 2024 robust entwickelt. Vor allem bei den Kapitalzuflüssen sowie Investitionen in die Forschung erzielte sie starke Werte.

Der Umsatz der Biotechbranche blieb im vergangenen Jahr mit 7,2 Milliarden Franken annähernd stabil, wie aus dem jährlichen Swiss Biotech Report hervorgeht. Das lag knapp unter dem Rekordwert von 7,3 Milliarden Franken aus dem Vorjahr.
Auch wenn Finanzierungen über die öffentlichen Kapitalmärkte 2024 weiterhin anspruchsvoll blieben, gelang es der Branche, 2,5 Milliarden Franken einzusammeln, ein Plus von 22 Prozent. Davon entfielen 833 Millionen auf privat gehaltene Unternehmen.
Dies stellt einen Rekord für diese Unternehmen dar, wie aus dem von der Swiss Biotech Association in Zusammenarbeit mit EY und acht weiteren Partnerorganisationen veröffentlichten Swiss Biotech Report hervorgeht. Zum Vergleich: In den Jahren des Corona-Hypes um die Branche sammelte sie Spitzenwerte von mehr als 3 Milliarden ein.
Wie Frederik Schmachtenberg, Partner und Global Life Sciences Lead für Financial Accounting Advisory Services bei EY, im Gespräch mit AWP erklärt, hätten nur relativ wenige Unternehmen von diesem Anstieg profitiert. Stattdessen hätten viele Unternehmen keine oder nur geringe Finanzmittel erhalten.
«Dies zeigt sich auch daran, dass die Gesamtfinanzierung der Top-5-Finanzierungstransaktionen im Jahr 2024 im Vergleich zu 2023 bei den börsenkotierten Biotech-Unternehmen um 80 Prozent und bei den privaten Biotech-Unternehmen um 30 Prozent gestiegen ist; ein Trend, der im Jahr 2023 begann und sich 2024 fortsetzte.»
Wie der Branchen-Experte weiter erklärt, seien die Schweizer Biotech-Unternehmen auch weiterhin sehr agil bei der Suche nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten wie Lizenzen, Kooperationen, aber auch Transaktionen zur Monetarisierung von Vermögenswerten gewesen.
Investitionen in Forschung und Entwicklung stiegen weiter an
Spreche man allerdings mit Branchenmitgliedern, so reflektierten die Kapitalzuflüsse nicht unbedingt das Sentiment im Markt, sagt Schmachtenberg weiter. «Die Unsicherheit, was den Kapitalmarkt angeht, ist nach wie vor da.»
Wie der Biotech Report zeigt, stiegen auch die Investitionen in Forschung und Entwicklung 2024 weiter an auf 2,6 Milliarden. Wie es in dem Report heisst, steuerten privat gehaltene Unternehmen mit 1,4 Milliarden Franken hierzu einen neuen Rekordwert bei.
Mit Blick auf die Beschäftigungszahlen in der Branche trieb vor allem das Wachstum des CDMO-Marktes die Beschäftigungszahl der Schweizer F&E Biotech-Firmen erstmals über 20'000 Vollzeitäquivalente – ein deutliches Zeichen für die Grösse des verfügbaren Fachkräftepotenzials.
Derweil macht der EY-Experte aktuell kaum klare Implikationen durch die Zollankündigungen durch die US-Regierung aus. Diskutiert werde das Thema natürlich schon. Grundsätzlich sei der Biotechsektor in der Schweiz aber sehr langfristig orientiert, und da bei diesen Diskussionen momentan oft die Richtung ändere, sei es für viele Unternehmen teilweise schwierig, die Implikationen vollständig abzuschätzen. Auch Themen rund um Lieferketten seien gerade im Pharma- und Biotechsektor komplex, umso mehr, wenn es viele mögliche Veränderungen gäbe.
«Wo kommt beispielsweise der aktive pharmazeutische Wirkstoff (API) her, in welchen Ländern wird er zusammengestellt?» Dies bringe dann die Frage mit sich, auf was genau ein Zoll erhoben werden soll. «Ich würde nicht sagen, es geht an den Leuten vorbei, aber weil hier momentan noch so viel Interpretationsspielraum ist, ist das Thema heute für viele noch nicht besorgniserregend, da noch zu wenig konkret bzw. greifbar.»