Die Wirtschaftspolitik in Deutschland vertreibt die dortigen Unternehmer zunehmend. Nun überlegt auch Nikolas Stihl, in die Schweiz umzusiedeln.
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Nikolas Stihl produziert seine Kettensägen zukünftig wohl in der Schweiz. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Forstwirtschafts-Gerätehersteller Stihl wird seine Produktion wohl verlegen.
  • Laut Nikolas Stihl rentieren sich die Fertigung und der Fabrikbau in Deutschland nicht.
  • Grund sei die missglückte Wirtschaftspolitik, die Unternehmer vertreibt.
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Die Stihl Holding AG & Co. KG besteht seit knapp 100 Jahren. Das deutsche Familienunternehmen beschäftigt weltweit 20'000 Mitarbeiter zur Produktion seiner motorisierten Forstwirtschafts-Geräte. Eine neue Fabrik für Führungsschienen sollte eigentlich im deutschen Ludwigsburg errichtet werden.

Doch nun zeichnet sich ab, dass die Pläne für die Fertigungen in Deutschland sich nicht länger rentieren. «Mittelfristig steht die Forderung der IG Metall nach einer 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich im Raum. Diese Arbeitszeitverkürzung würde die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Standorts insgesamt nochmals deutlich schwächen», verkündete die Unternehmenssprecherin.

Nikolas Stihl: «Standort Deutschland nicht mehr der attraktivste»

Gegenüber der «FAZ» äusserte Firmenchef Nikolas Stihl nun, dass die Entscheidung um die Fabrik in Deutschland verschoben worden sei. Grund sei die Verschlechterung der Situation für Unternehmer in dem Land: «Wir müssen uns gut überlegen, wo wir investieren, wenn wir einen dreistelligen Millionenbetrag in die Hand nehmen. Und aktuell ist der Standort Deutschland nicht mehr der attraktivste auf der Welt, um es einmal vorsichtig auszudrücken», so Stihl.

Die Rahmenbedingungen hätten sich in den vergangenen Jahren enorm verschlechtert, erklärt der Unternehmer: «Manche Investition ist in Deutschland im Vergleich zu anderen Standorten nicht wettbewerbsfähig.»

Politik denkt nur «bis zur nächsten Wahlperiode»

Als Alternative fasst er die Schweiz ins Auge. «Wir brauchen einen Standort mit qualifiziertem Personal, an dem wir mit entsprechender Ausstattung und hoher Produktivität fertigen können.» Die Schweiz sei vorteilhaft bei «steuerlicher Belastung, Lohnnebenkosten, Energiepreisen, Genehmigungsprozessen und den Kosten für die Arbeitsstunde».

Neben den hohen Energiepreisen in Deutschland vertreibe die steuerliche Belastung, Staatsquote und Bürokratie zurzeit viele Unternehmen, fasst Stihl zusammen. Auch in der Wirtschaftspolitik würde nur kurzfristig gedacht: «Ich vermisse in vielen Fällen den langfristigen Horizont – man denkt nur bis zur nächsten Wahlperiode. Und die Überlegung, was ich tun muss, um wiedergewählt zu werden, ist das alles Bestimmende.»

Als positives Beispiel nennt er Gerhard Schröder mit dessen Agenda 2010. Der Politiker sei Probleme angegangen, statt sich auf seine Wiederwahl zu fixieren. «Die Entwicklung zeigte, dass das die richtige Massnahme war, auch wenn es ihn das Amt gekostet hat», so Nikolas Stihl.

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